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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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so schmal waren ihre Stämme und so geheimnislos klangen die Vogelrufe. Ganz sicher, die Wälder hier waren tot oder zumindest in einen tiefen Schlaf versunken. Kein Geist, weder in Wind noch Tau noch Bäumen offenbarte sich.
    Bald schnitt ihnen eine hohe Felswand den Weg ab. Arjas und Mareju prüften, ob man daran empor klettern konnte, aber der Fels war zu glatt und viel zu hoch. Sie beschlossen, die Wand zu umgehen und wanderten an dem Steilhang entlang. Zu ihrem Ver-druss wollte und wollte der sich nicht dem Boden entgegen neigen. Sie folgten ihm eine gute halbe Stunde, ehe sie erkennen mussten, dass die Felswand nicht etwa niedriger wurde, sondern noch länger. Der Hang machte einen Bogen. Die Bäume wichen zu-rück und vor ihnen öffnete sich ein gähnender Abgrund. Ein Tal lag unter der schroffen Felswand, nur hier und da durchzogen von Geröllbergen, die einst von oben herabgesprungen sein mussten. Ein schmaler Vorsprung führte an den Klippen entlang und verschwand hinter einer Biegung.
Anfangs war der Vorsprung an den Felsen so schmal, dass Nill kaum mit beiden Füßen darauf stehen konnte. Dann wurde der Weg ein wenig breiter, und sie konnten normal gehen, ohne sich an die Felswand lehnen zu müssen. Altes Laub vom letzten Herbst bedeckte den Steinpfad, denn über ihnen beugten sich vereinzelte Buchen und Eichen über den Abgrund.
    Fesco, der als Letzter hinter Scapa ging, sah sie zuerst. Sein Mund öffnete sich leicht, er zog zitternd die Luft ein und legte eine Hand über Kröte, die dicht an seiner Brust unter seinem Hemd hockte.
    Versehentlich stolperte er in Scapas Rücken. Scapa verlor fast das Gleichgewicht, sein Herz zog sich zusammen – seine Nerven waren in dieser Höhe ohnehin so angespannt wie die zu straff gezogenen Saiten einer Fiedel.
    »Was soll das? Willst du mich vielleicht in den Abgrund –« Scapa erstarrte. Unter ihnen, auf einem breiteren Klippenweg, ritt eine Schar Grauer Krieger.
    »Graue Krieger!«, stieß Scapa aus.
    Die Elfenritter und Nill fuhren herum. Mareju, der vor Nill gelaufen war, rutschte vor Schreck aus. Er unterdrückte einen Schrei, fiel auf den Hosenboden und trat mit seinen Füßen einen Haufen Kieselsteine und Laub über den Klippenrand. Keiner der Gefährten wagte sich zu rühren, während die Kiesel und Blätter fielen und auf den unteren Pfad rieselten.
    Kaum ein paar Meter hinter dem letzten Reiter.
    Der Graue Krieger fuhr herum, sah die springen-den Steine und blickte an den Felsen empor. Er stieß
einen Ruf aus und deutete zu den Gefährten hoch.
    Kaveh rief ebenfalls etwas: »RENNT!«
    Und das taten sie.
    Einen Herzschlag später klirrten Pfeile gegen die Klippenwände und bohrten sich in die Felsspalten.
    Im Laufen zogen die Elfen ihre Bogen, legten Pfeile auf und schossen zurück; Nill wagte sich nicht umzudrehen. Sie wagte nicht zurückzublicken, zu den galoppierenden Pferden, den rufenden Kriegern, den zischenden Pfeilen.
    Der Felsvorsprung machte eine Biegung. Hier waren sie einen Augenblick geschützt vor den feindli-chen Pfeilen. Kaveh und die Elfen blieben stehen, Mareju zog Nill nach vorne und drückte sie an sich vorbei.
    »Ihr lauft vor – wir lenken die Krieger ab«, befahl Kaveh.
    Bevor Nill Widerspruch einlegen konnte, waren die Elfen zurück zur Biegung gelaufen.
    Scapa war hinter Nill. »Lauf!«, rief er.
    Noch einmal warf sie einen Blick zu Kaveh und den Rittern zurück – erbittert spannten sie ihre Bogensehnen, feuerten einen Pfeil nach dem anderen und duckten sich vor den tödlichen Geschossen, die von unten empor hagelten. Dann rannte Nill los, Scapa und Fesco dicht hinter sich. Ihre Füße rutschten auf den Kieselsteinen und dem Laub. Der Abgrund gähnte neben ihnen, die Tiefe schien unendlich, wie ein Sog, der sie hinunterziehen wollte. Ein verirrter Pfeil surrte eine Haaresbreite an Nills Ge-
sicht vorbei und bohrte sich genau vor ihr in einen Felsritz. Sie stieß einen erstickten Schrei aus, stolperte zurück und prallte gegen Scapa. Der Zusammen-stoß ließ Nill taumeln. Sie spürte, wie spitze Felskan-ten unter ihren Fußsohlen wegrutschten. Dann fiel sie.
    »NILL!«
    Sie spürte einen betäubenden Schmerz, als sie abrutschte und der raue Fels ihr wie Raubtierklauen über Bauch und Brust riss. Ihre Füße hingen in der Luft. Ein jäher Windzug brauste ihr aus der Tiefe durch die Kleider, ihre Ellbogen stießen gegen den Stein, ihre Hände durchfuhr ein Schmerz, als bohrten sich hundert Scherben in die Haut.
    »Nill!« Scapa

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