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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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stockte Nill der Atem. Unheil versprechende Sümpfe, Nebelwälder, Treibsandmulden und messer-scharfe Klippen erwachten in ihrer Fantasie zum Leben. Selbst der Schriftzug Die Marschen von Korr wirkte wie eine stumme Drohung.
    »Wir sind hier«, sagte Scapa und setzte einen Finger auf die Karte, wo sich eine Gebirgskette an die Marschen schloss. Sein Finger fuhr über die Berge und über ein weites Feld verwitterter Bäume. »Hier sind die Dörfer der Moorelfen«, erklärte er und ließ die Fingerspitze von einem Schriftzug zum nächsten fahren.
    Nill runzelte die Stirn. »Der Turm des Königs ist nicht eingezeichnet.«
    »Die Karte ist ja auch über drei Jahre alt«, erwiderte Scapa.
    Kaveh drängte sich vor und drückte Scapa zur Seite, sodass er selbst einen Finger auf die Karte setzen konnte. »Hier hat man Eisen und Erz gefunden.« Er tippte auf eine Region nahe der östlichen Küste.
    »Seitdem haben sich Menschen am Meer niedergelassen und kleinere Minen betrieben. Da der König selbst ein Mensch ist, vielleicht sogar aus der Küs-tenregion stammt und außerdem die Eisenminen für seine Kriegsrüstung braucht, vermute ich, dass sein Turm hier errichtet wurde. An der östlichen Küste, zum offenen Meer hin.«
»Das wird ein langer Weg«, murmelte Erijel. »Wir müssen fast die ganzen Marschen durchqueren, wenn wir zum Meer wollen. Mindestens vier Tage brauchen wir für die Gebirge, und dann …« Alle blickten fragend zu ihm auf. Erijel sah jedem einzeln ins Gesicht, ernst und besorgt. »Ich würde mit zwei Wochen rechnen. Mindestens.«
    Mareju zuckte nach einem Moment mit den Schultern. »Zwei Wochen, das wird gehen. Mit unseren Vorräten kommen wir noch knapp drei Wochen aus.«
    »Was ist mit dem Rückweg?«, warf Scapa mit einem kalten Lächeln ein, als sei das allein ein Problem der Elfen.
    Kaveh zeigte nach einigem Zögern auf ein Dörfchen in der Wildnis. »Bei den Moorelfen können wir keine Hilfe suchen, ihre Stämme gibt es nicht mehr.
    Aber die Tyrmäen …«
    Arjas starrte ihn mit großen Augen an. »Tyrmäen?
    Tyrmäen ?Du meinst die Abtrünnigen ?Das können wir nicht!«
    »Was sind die Tyrmäen?«, fiel Fesco ins Gespräch ein.
    Kaveh sah zu Nill herüber, die ebenso fragend dreinblickte wie Fesco, dann erklärte er geduldig:
    »Einige der Moorelfenstämme haben sich von den traditionellen Sitten und Bräuchen losgesagt, das ist schon ein paar Jahrhunderte her. Sie haben auch dem Kronenträger die Treue gebrochen und stehen deshalb nicht unter der Herrschaft des Königs. Tyrmäe ist ein vom Moorelfendialekt abgewandeltes Wort für Tyra – in ursprünglichem Elfisch Tyrahá – und bedeutet glaubenslos oder unwürdig. Die Stämme der Tyrmäen sind barbarisch, selbst die Moorelfen haben sie bekriegt und unterdrückt. Heute sind die Tyrmäen vielleicht die einzigen Moorelfenstämme, die noch frei leben.«
    Scapa stieß ein verächtliches, kurzes Lachen aus und die Gefährten wandten sich ihm zu. »Ist das nicht eine Ironie? Die Elfen, die ihren Glauben ablegen, sind am Ende die einzigen, die überleben.« Er sah Kaveh direkt ins Gesicht. »Es scheint, als gäbe es doch ein paar kluge Köpfe unter euch.«
    »Die Tyrmäen sind zu Recht geächtete Stämme, weil sie sich an den Menschen ein Vorbild genommen haben!«, erwiderte Mareju und drehte sich zu Kaveh. »Wir können nicht auf die Hilfe der Tyrmäen zählen! Ich wette, bevor die zu Freien Elfen halten, sind sie längst zum Menschenkönig übergewechselt!«
    Kaveh atmete langsam aus. »Wir werden sehen.
    Jedenfalls ist es gut, dass wir eine Karte haben. Unser Weg führt in nordöstliche Richtung.« Und er blickte zu den Baumkronen auf, um sich an der durchblitzenden Sonne zu orientieren.
    Sie machten sich schweigend auf den Weg und jeder hing seinen eigenen Sorgen und Gedanken nach.
    Die Gefährten kamen gut voran, denn der Wald blieb licht und leicht zu durchqueren. Allmählich tauchten hier und da große Felsen auf, die aus dem Boden brachen wie vorgestreckte Zungen. Kleinere Stein-
hänge, Klamme und Felswände verrieten den Gefährten, dass sie nun das Gebirge erreicht hatten. Scapa, der in seinem Leben nichts anderes als die engen Gassen Kesselstadts erlebt hatte, schnupperte erstaunt die klare Luft und lauschte den hin- und her-hallenden Stimmen des Waldes. Auch Kaveh und seine Ritter blieben aufmerksam. Hier schien alles ganz anders als in den Dunklen Wäldern: Es kam ihnen seltsam leer vor, so weit standen die Bäume voneinander entfernt,

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