Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
fühlte sich immer elender. Dass Elias unverhohlen in ihrem Gesicht forschte, erhöhte den Druck.
    Endlich fragte Tina zögerlich: „Wobei brauchst du Hilfe?“
    Joana konnte nur mühsam ein erleichtertes Stöhnen unterdrücken. „Ich brauche den Namen des Dämons, der in den Enzyklopädien“, sie schlug rasch das Jahr der Erstveröffentlichung nach, „aus den sechziger Jahren zwischen Sparatan und Sphinx steht.“
    Tina seufzte, legte den Hörer beiseite und für eine Weile vernahm Joana nur das Gurren und Brabbeln des Babys. Für den Bruchteil einer Sekunde wagte sie sich an die Vorstellung, wie alt ihr eigenes Kind heute gewesen wäre, und fast meinte sie, einen kleinen Jungen mit Saschas klugen Augen im Geist zu sehen. Sie blinzelte, das Bild verschwand und kehrte nicht zurück.
    „Speculara“, unterbrach Tina ihre Gedanken mit kalter Stimme.
    Joana musste sich auf die Worte konzentrieren. Um sie herum verschwammen die Konturen. Ein erneuter Anfall kündigte sich an. Bitte nicht jetzt, flehte sie und klammerte sich Halt suchend an den Hörer und gleichzeitig an Tinas nüchternen Bericht.
    „Weiblicher, vampirartiger Dämon, Untertan des Luzifers. Ist in der Lage, kurzzeitig andere Gestalten anzunehmen. Bevorzugt Körper junger Mädchen. Trinkt mit dem Blut des Opfers dessen Fähigkeiten und Talente, und spiegelt diese einen Mondlauf lang. Das steht in den Büchern. Soviel ich außerdem gehört habe, wurde ihr für eine Lüge von ihrem Fürsten die Stimme genommen und sie wurde ins Exil verbannt. Reicht das oder musst du noch mehr wissen?“
    Statt einer Antwort ließ Joana den Hörer fallen.

    Lässig streifte Tomte durch die Korridore Richtung der Quartiere und mischte dabei seine Karten. Ein Bild, das jeder kannte. Niemand beachtete ihn, niemand schöpfte Verdacht. Er begegnete nur wenigen Skröggandi, Hella hatte offenbar ganze Arbeit geleistet und viele von ihnen unter Vorwänden vom Bau weggelockt. Tomte erreichte die Kommandozentrale, von wo aus die Umgebung sondiert wurde und gab den Code ins Tastenfeld ein. Die Tür öffnete sich geräuschlos und schloss sich gleich wieder, kaum dass er den Flur betreten hatte. Hinter der zweiten Tür saß Olaf an den Terminals und kaute gelangweilt auf seinem Daumennagelherum.
    „Hey“, begrüßte er Tomte mit einem fragenden Unterton. „Was willst du hier, Mann?“
    Zum Glück hatte Tomte sich eine Lüge zurechtgelegt. „Hatte gestern Dienst hier und hab was verloren.“ Er bückte sich unter den Tisch und tastete dort über den Boden, damit Olaf ihn nicht erröten sah. Tomte hatte kein Problem damit ihn anzulügen, doch zu wissen, was er gleich tun musste, jagte ihm das Blut in den Kopf.
    „Seit wann hast du Dienst in der Kommandozentrale?“, erkundigte Olaf sich misstrauisch und stieß ihm die Stiefelspitze in die Seite. Tomte wandte sich in einer Geste der Unterwerfung ab, ballte jedoch versteckt die Faust. „Dein Verstand reicht nicht mal so weit, wie mein Telefonkabel lang ist. Wie willst du ein Dutzend Monitore überwachen?“
    „Es sind sechs Monitore“, murmelte Tomte und spannte die Muskeln an.
    „Was faselst du Trottel da?“
    „Sechs. Ein Dutzend wären zwölf, Vollidiot.“ Tomte sprang auf und rammte Olaf die linke Faust unters Kinn, sodass sein Kopf nach rechts geschleudert wurde. Im gleichen Moment holte er mit der rechten aus und schlug sie dem anderen so hart vor die Schläfe, dass Olaf noch während des Versuchs zu schreien das Bewusstsein verlor. Erstaunt blickte Tomte auf den vom Stuhl rutschenden Gegner und schüttelte seine schmerzenden Fäuste. Nicholas hatte recht behalten. Ein Schlag auf die entscheidende Stelle zwischen Ohr und Auge hatte ausgereicht, um Olaf im gleichen Augenblick das Licht auszuschalten. Und, Junge, Junge, wie gut es sich anfühlte, diesem arroganten Kerl Paroli zu bieten. Tomte kam nicht umhin, Olaf die Armbanduhr vom Handgelenk zu nehmen und sie als kleines Andenken in seiner Tasche verschwinden zu lassen. Dann fesselte er Olaf mit Kabelbildern an den Füßen, schnürte ihm die Handgelenke auf dem Rücken zusammen und knebelte ihn mit einem Baumwollschal. Der würde keinen Alarm schlagen, und sich gefesselt auch nicht verwandeln können. Tomte schaltete die Videoüberwachungsgeräte ab und verließ die Kommandozentrale, nicht ohne unauffällig das empfindliche Tastenfeld vor dem Eingang mit einem Schraubendreher zu zerkratzen, damit niemand die Tür öffnen konnte. Ein weiterer Blick auf die Uhr. Nicholas

Weitere Kostenlose Bücher