Nybbas Nächte
ihm seinen ganzen Hofstaat entgegenschicken. Tomte starrte angestrengt an den erschossenen Füchsen vorbei, die diesmal ohne jede Chance gefallen waren. Von Sunnas Gesicht schneite kalt der Hauch eines siegessicheren Lächelns.
Mit entsicherter Waffe trat Nicholas die Tür auf. Demjan war nicht in seinem Büro, stattdessen mehrereHalbdämonen in menschlicher Gestalt unter Gasmasken.
Gasmasken?
Nicholas vernahm ein leises Zischen und spürte, wie seine Arme im gleichen Moment schwer wurden. Er schoss auf den Ersten, der sich ihm entgegenwarf, wich dem Zweiten aus und schlug einen weiteren mit der Pistole nieder. Das Gas ließ ihn schwanken. Vor seinen Augen verschwamm alles zu abstrakten Gebilden. Für eine Sekunde wusste er kaum mehr, warum er hier war. Jemand versetzte ihm einen Tritt in die Nierengegend, der ihn gegen Demjans Schreibtisch prallen ließ. Gläser kippten um, fielen klirrend zu Boden und wurden zu Mosaiken aus glitzernden Fragmenten. Das Bild der Scherben tanzte träge und erinnerte Nicholas an die klassische Musik in der Villa des Leviathans. Vielleicht war nur dies der Anhaltspunkt, an dem er sich festhalten konnte, um sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.
Dreck noch eins, er musste Choskeih finden.
Sein unter der Gasmaske versteckter Angreifer versuchte, einen weiteren Tritt zu platzieren, doch Nicholas gelang es, seinen Fuß abzufangen. Mit angehaltenem Atem drehte er das Bein des Mannes ruckartig herum. Er spürte Knochen brechen, sah den Gegner fallen und ließ ihn vor Schmerz brüllend auf dem Boden liegen. Schüsse und gellende Schreie ließen ihn registrieren, dass Tomte sich seinen Weg verbissen freikämpfte. Wo Sunna war, konnte er nicht sagen, aber die konnte auf sich selbst aufpassen. Ein weiterer Mann stellte sich in seinen Weg, Nicholas riss ihm die Gasmaske vom Gesicht, platzierte stattdessen einen Faustschlag vor seine Nase und gelangte an ihm vorbei. Endlich hatte er die Tür zu den Privaträumen Choskeihs erreicht. Tomte schlüpfte mit ihm hindurch. Auf der anderen Seite schlug ihnen kühle, saubere Luft entgegen und beide nahmen sich einen Moment, um keuchend durchzuatmen, ehe sie weiterrannten und schließlich einen Salon erreichten, in dessen hinterem Bereich Choskeih mit verschränkten Armen wartete. Ein paar menschliche Skröggandi drängten sich ängstlich um ihn herum. Nicholas erkannte das puppenhafte Mädchen, das ihnen Getränke serviert hatte, als sie zum ersten Mal hier gewesen waren.
Zwei Füchse bauten sich drohend in der Mitte des Raumes auf.
„Da… das sind Joanas Angreifer“, stammelte Tomte. „Ich dachte, du hättest sie verbannt, Demjan. Du mieser Lügner!“
Demjan Choskeih würgte ein freudloses Lachen hervor. „Ich werde nicht auf meine besten Krieger verzichten, wenn ihr grundlos in meine Feste eindringt und mein Leben bedroht. Erklärt mir sofort, was dieser Angriff zu bedeuten hat.“
Nicholas spürte ein Zittern seinen Leib durchlaufen, als der Nybbas in ihm grollte. „Erkläre du mir, warum du dich feige hinter deinen Schoßhündchen versteckst, statt mir entgegenzutreten.“
„Weil es keinen Grund gibt, dir entgegenzutreten, Nybbas.“
Choskeih spuckte aus, nachdem er den Namen genannt hatte, doch Nicholas ließ sich nicht provozieren. Ihm war klar, dass sein Gegner den Nybbas in seinem Inneren so weit zu provozieren versuchte, bis dieser ausbrach. Wodurch er als hilflose Marionette enden würde. Mit tiefen Atemzügen beruhigte er sich.
„Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, was deine Menschenfrau betrifft“, fuhr Choskeih fort. „Ich habe getan, was in meiner Macht steht, um Joana …“
„Nimm ihren Namen nicht in dein stinkendes Maul!“ Nicholas hob die Waffe, worauf der erste Fuchs ihm entgegensprang. Der Schuss streifte das Tier am Rücken, doch es stand nun vollkommen unter Choskeihs Befehl und zuckte nicht einmal zusammen. Reflexartig schützte Nicholas seine gesunde Hand, mit der er noch schießen konnte, und rammte dem Tier den verletzten rechten Arm zwischen die Zähne. Er brüllte auf, als Zähne erneut das Fleisch zerschnitten, und schoss in schmerzverzerrter Wut zweimal, dreimal, ehe der Angreifer auf dem Boden zusammenbrach und röchelnd sein Leben aushauchte. Der Schmerz fraß durch seinen gesamten Körper. Der Boden verlor seine Festigkeit. Auf der Suche nach Choskeihs Blick sah er in die Mündungen mehrerer Waffen. Ohrenbetäubendes Knallen schien aus allen Richtungen zu kommen. Es dauerte einen Moment,
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