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Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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bis Nicholas begriff, dass Choskeih das Feuer nicht eröffnet hatte, sondern nur die Echos seiner eigenen Schüsse durch den Raum jagten, ebenso schockierte Schreie. Und inmitten dieser Kakofonie eine Stimme, die hier nicht hingehörte.
    „Aufhören!“

    Joana stürzte in den Raum und hob beschwichtigend die Hände. Elias stand mit der Armbrust im Anschlag gleich hinter ihr, doch auch er richtete die Waffe nach oben.
    „Hört auf!“, rief sie, so laut sie konnte. „Nicht schießen! Es ist ein Missverständnis, gebt mir eine Minute, um es zu erklären!“
    In ihrem Kopf rotierte alles. Sie glaubte nicht, es erklären zu können. Zu groß war der Schock, den sie auf dem Weg durch den Berg erlitten hatte. All die getöteten Skröggandi! Vor jeder Ecke war Panik in ihr aufgewallt, um sich in ein paar erleichterten Tränen zu entladen, weil es nicht Nicholas’ Leiche gewesen war, die sie fand.
    Demjan starrte ihr fassungslos entgegen und nun wandte sich auch Nicholas gefährlich langsam zu ihr um. Rasch war sie an seiner Seite.
    „Es war nicht Demjan“, flüsterte sie. Lieber hätte sie geschrien, aber ihre Stimme revoltierte. Es war schwer genug, nicht dem Zittern ihrer Knie nachzugeben und einfach auf den Boden zu sinken.
    Mit bebenden Händen tastete sie über seine Brust, als suchte sie nach tödlichen Wunden, die all das Blut auf seiner Kleidung erklärten. Ihre Finger erkämpften sich einen Weg über seine Kehle, spürten seinen Puls und wanderten höher, bis sie seine Wangen berührte. Seine Lippen, seine Schläfen.
    „Danke, dass du lebst“, wimmerte sie und merkte erst jetzt, dass sie ohne Unterlass Tränen vergoss.
    Er blinzelte verwirrt, seine Lippen formten ein „Gern geschehen“, sodass Joana beinahe ein wenig lachen musste.
    „Wo ist Sunna?“, rief Elias, worauf Nicholas mit den Schultern zuckte.
    „Was hat das alles zu bedeuten? Was zur Hölle macht ihr hier?“
    „Er war es nicht.“ Sie räusperte sich und blinzelte gegen den Tränenschleier. „Es war nicht Demjan, der mich in seiner Gewalt hatte. Es war Sunna.“
    Joana hätte nicht geglaubt, dass es möglich gewesen wäre, aber unter den Blutschlieren in Nicholas’ Gesicht sah sie ihn noch weiter erbleichen, als sie erzählte. Ihre Stimme stockte, aber es gelang ihr, so laut zu sprechen, dass Demjan ihren Worten folgen konnte.
    Es herrschte absolute Stille, während Joana redete, nur hin und wieder ergänzte Elias ihr Gestammel. Sie berichteten von ihren Blackouts, von der Vermutung, Demjan stecke dahinter. Schließlich von Elias’ Entdeckung, dem Verdacht, Sunna sei die Speculara und spiegele Fähigkeiten über das aufgenommene Blut.
    „Wir mussten glauben, dass du für meine Anfälle verantwortlich warst, zumal du plötzlich nicht mehr zu Gesprächen bereit warst“, schloss sie und bemühte sich, Demjan in die Augen zu sehen.
    Dieser stand für eine schier endlose Zeit bewegungslos, erwiderte nur ihren Blick, bis sie die Lider senkte. Er jedoch wandte die Augen nicht ab und Joana erkannte, dass er nicht sie angesehen hatte, sondern Nicholas. Er musterte ihn prüfend.
    Schließlich nickte Demjan. Er tat es bedächtig, beinahe widerwillig. „Ich verstehe. Ich verstehe nicht gerne, aber ich tue es.“ Traurig sah er auf den gefallenen Fuchs nieder. „Nachdem Joana von einer Gruppe meiner Füchse angegriffen wurde, glaubte ich, dies zunächst intern klären zu müssen, bevor ich erneut mit euch sprechen wollte. Ich erwartete eure Rache und wollte mich dem nicht stellen, bevor ich einen genauen Überblick hatte. Mein Rückzug muss euren Verdacht vermutlich noch bekräftigt haben. Nur frage ich mich, warum diese Information nicht zu euch gelangte, denn das sollte sie.“ Sein Blick traf Tomte und wurde gefährlich kalt.
    „Tomte?“ Nicholas sprach gedehnt. „Hast du mich belogen?“
    „Nein“, kam die Antwort, gepresst und viel zu schnell.
    „Aber du hast die Wahrheit gedehnt.“
    Tomte schob die Unterlippe vor und zog die Brauen zusammen. „Möglicherweise ist mir das eine oder andere Detail entfallen.“
    „Klar“, meinte Nicholas.
    In Demjan dagegen schien Wut zu schwelen und Joana hoffte, Tomte wäre klug genug, um nicht im Rudel zu bleiben, sondern im vorherrschenden Tohuwabohu zu verschwinden.
    Nicholas’ Miene blieb hart. Auch Joana war nicht sicher, ob sie Demjan trauen konnten, schließlich blieb immer noch zu befürchten, dass er und Sunna gemeinsame Sache machten. Doch bis auf das SkröggandiPüppchen hatten alle

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