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Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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hünenhafter Mann in schwarzer Ledermontur sein Motorrad auf, ein zweiter näherte sich bereits der Tür. Die sind nur auf Tour und haben sich verfahren, redete sie sich ein. Sicher wollten die Männer nur nach dem Weg fragen. Die Hoffnung sackte in sich zusammen, als der erste eine Pistole zog.

4
    Z
um Garten raus oder hoch? Für die Entscheidung blieb nur der Bruchteil einer Sekunde. So schnell sie es lautlos vermochte, rannte sie die Treppen hoch. Das Handy lag im Schlafzimmer, Nicholas’ neuer Revolver ebenfalls. Noch auf halbem Weg kam ihr die Einsicht, wie dumm es war, ins Obergeschoss zu flüchten. Zum Umkehren war es jedoch zu spät. Die Kerle machten sich bereits an der Tür zu schaffen.
    Sie huschte ins Schlafzimmer und schloss die Tür, ohne ein Geräusch zu verursachen. Wie in Zeitlupe drehte sie den Schlüssel um. Ein Poltern ließ sie zusammenfahren. Sie presste sich die Hand vor den Mund, um nicht zu schreien. Die Männer hatten die Tür aufgebrochen. Hektisch griff sie nach dem Handy, tippte Nicholas’ Kurzwahl und durchwühlte zugleich die Kommode.
    Unten wurden Möbel umgestoßen. Zwischen der Bettwäsche stießen ihre Finger auf das kalte Metall der Waffe. Nicholas meldete sich im gleichen Moment. „Es sind Einbrecher im Haus“, wisperte sie. „Bewaffnet. Sie …“
    „Wir sind in fünf Minuten bei dir.“ Seine Stimme war kalt vor Schreck, im Hintergrund hörte sie den Motor röhren. „Haben sie dich gesehen?“
    „Nein. Ich bin im Schlafzimmer, die Kerle randalieren im Erdgeschoss.“ In der Küche lief das Radio, eine Kerze hatte sie ebenfalls angelassen. Die Einbrecher wussten, dass jemand im Haus war.
    „Versteck dich irgendwo, Jo. Du weißt, wo eine Waffe ist.“
    „Ich hab sie in der Hand.“ Joana schlich ans Fenster und lugte hinaus. Shit. Ein dritter Mann stand im Garten. „Sie sind zu dritt, Nicholas. Soll ich die Polícia rufen?“
    „Nein.“ Er schwieg, atmete stoßweise. Reifen quietschten und Elias sagte etwas, das sie nicht verstand. Dann wieder Nicholas: „Ich glaube nicht, dass es Menschen sind.“ Stattdessen Dämonen auf der Jagd. Und sie war die Beute. Unweigerlich entrang sich ihr ein Schluchzen.
    „Ruhig, Jo“, befahl Nicholas. „Bleib ganz ruhig. Du versteckst dich jetzt, wir kommen.“
    Sie umklammerte das Mobiltelefon mit der einen und den Revolver mit der anderen Hand. Aus dem Flur drangen laute Schritte. Sie stürmten die Treppen hoch. „Scheiße“, hauchte sie, kletterte in den niedrigen Wäscheschrank und kauerte sich im Inneren zusammen. „Beeilt euch. Bitte beeilt euch.“
    „Nimm den Revolver in beide Hände, Joana. Schieß erst und versuch dann einen Bann.“ Die vertraute Ruhe in seiner Stimme brach, er presste die Worte hervor. „Drei Minuten, Jo. Nur beschissene drei Minuten, dann bin ich da. Knall jeden ab, der dir zu nahe kommt. Versprich mir, dass dir nichts passiert.“
    Sie flüsterte ein „Okay“ und legte das Telefon beiseite. Die Waffe war schwer. Sie umschloss den gummierten Griff mit beiden Händen und legte einen Zeigefinger über den Abzug. Der Lauf zitterte. Aus dem Flur ertönten Stimmen, die Klinke wurde runtergedrückt.
    „Hier ist abgeschlossen“, rief jemand auf Englisch. „Sie ist hier drin.“
    Sie. Die Kerle suchten gezielt nach ihr. Um den Hahn zu spannen, brauchte Joana beide Hände. Das Klicken, mit dem die Trommel sich drehte, durchbrach die Stille in ihrem Versteck. Beherrsch dich!, mahnte sie sich. Ich habe eine Waffe. Ich habe eine Waffe und werde sie nutzen. Ich verstecke mich nicht – ich lauere ihnen auf! Die stumme Selbstbeschwörung gab Zuversicht. Einen Moment später krachte es. Sie traten die Tür ein. Das Holz gab beim zweiten Versuch nach und sie polterten durch den Raum. Scharfes Knallen, jemand schoss, wieder und wieder. Joana hörte den Spiegel bersten sowie Kugeln in die Wände schlagen. Sie grub die Zähne in die Unterlippe bis Blut kam. Wut rüttelte an ihrer Angst. Mit nach vorn gerichtetem Lauf zwang sie sich zur Ruhe. Wer immer die Schranktür öffnete – er würde es bereuen.
    Sie sprachen nicht. Anhand der Geräusche vermutete sie, dass die Eindringlinge zuerst die große Schrankwand durchwühlten.
    Einer riss die Tür zu ihrem Versteck auf.
    Wie automatisch löste sich der Schuss und warf den Mann zurück. Der Revolver schlug Joana vor die Brust. Schmauch peitschte in ihre Augen und nahm ihr die Sicht. Eine Sekunde glaubte sie, man hätte sie getroffen, dann begriff sie, dass es der

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