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Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Augenblick zu seiner obersten Priorität erklärt hatte. Nun jagte er Tag und Nacht den Spuren nach, die im englischen Regen verwässerten, zu Nebel wurden und ungreifbar um ihn herumgeisterten. Um ihn zu verhöhnen, wozu auch sonst?
    Eine ihm bekannte Dämonin hatte ihm bezüglich der Inanen-Rockergang schnell weiterhelfen können und verraten, dass sie häufiger in einem Londoner Club gesehen wurden. Über den Dämon, der dahinter stand und an den Fäden zog, verlor sie kein Wort. Dass sie nichts wusste, glaubte er ihr nicht. Sie hatte Angst.
    So war Elias in London geblieben und hatte sich in einem Hotel in Soho einquartiert. Wenige Tage später krönte ein erster Erfolg seine Suche. Im nahen Chinatown war ihm eine kleine Gruppe randalierender Kerle über den Weg gelaufen. Er hatte sofort gespürt, dass etwas nicht stimmte. Da es in London jedoch vor Clerica nur so wimmelte, war er gezwungen, in seinem schwachen Menschenkörper zu bleiben. Statt sie anzugreifen, hatte er die Polizei gerufen. Wie erwartet war es zu Festnahmen gekommen, bei der sie auch Elias Handschellen anlegten und er sich auf die Wache abführen lassen musste. Dort angekommen hatte er das Missverständnis aufgeklärt und kam mit einer Zeugenaussage davon, während den Inanen, die erbitterten Widerstand leisteten, Blut abgenommen wurde, um es auf Drogen zu untersuchen. Eine Probe zu stehlen war nicht leicht gewesen. Elias hatte innerlich übel geflucht, nicht mit ähnlichen Fähigkeiten wie Nicholas bedacht worden zu sein, doch schließlich war es ihm gelungen. Später in der Nacht hatte er nur noch in eine schlecht gesicherte Arztpraxis einbrechen müssen, wo er ein Mikroskop und alle Utensilien fand, die er benötigte, um das Blut des Inanen auf Spuren von Obs11, Obsequium11, wie Nicholas’ Designerdroge bei Meyers’ Phar-mazeutika offiziell genannt wurde, zu analysieren. Volltreffer. Wie gut, dass er als Mädchen für alles bei Meyers’ auch im Labor eingesetzt worden war und demnach wusste, was er tat.
    Er grinste beim Gedanken an Nicks zornige Reaktion, als er ihm Bericht erstattet hatte. Machte er sich etwa Sorgen um ihn? Das war ja rührselig.
    Seit diesem Erfolg war Elias allerdings kein Stück weitergekommen. Er war den Inanen nach deren Freilassung unauffällig gefolgt, hatte aber keinerlei Hinweise gefunden, dass sie in Kontakt zu einem Dämon standen. Zwei ihrer Wohnungen hatte er bereits durchsucht, war in einem Fall erwischt und zur Flucht gezwungen worden, wodurch er es nicht mehr geschafft hatte, seine Spuren zu verwischen. Na toll, demnach wussten sie, dass sie unter Beobachtung standen. Er dagegen wusste verdammt noch mal nichts. Niente, nada, nothing.
    Noch dazu ging ihm das Alleinsein an die Substanz. Er hasste es, längere Zeit allein zu sein. Unter Menschen fühlte er sich immerzu allein, selbst wenn er sich, wie an diesem Abend, mit einer Haschtüte betäubte, um sich ihnen ähnlicher zu fühlen. Nachdem er etwas geraucht hatte, war die Kluft zwischen ihm und den Menschen nicht mehr so gewaltig. Leider ließ der Stoff viel zu schnell nach und die Realität packte ihn wieder im Nacken. Wenn wenigstens Nicholas endlich seinen Hintern nach England bewegen würde. Aber der wollte zunächst Joana in Sicherheit bringen. Tolle Idee – wie stellte er sich das vor? Wollte er sie auf den Mond schießen?
    Inzwischen war es halb elf am Abend. Von Trance-Klängen aus seinem iPod begleitet, schlenderte er am Royal National Theatre vorbei, das er trotz seines königlichen Namens nur als hässlichen Betonblock bezeichnen konnte. Linker Hand lag die Queen Elisabeth Hall. Die war ebenso grau und optisch noch weniger ansprechend. Als er die Themse vor sich ausmachte, fühlte er sich an den Hamburger Hafen mit seinen klotzigen Bauten erinnert. Es roch sogar ähnlich. Nach Dreck im Wasser, Abgasen und ein wenig nach Diesel. Der Regen kräuselte die Wasseroberfläche, sodass die Lichtreflexionen darin tanzten, die die Straßenlaternen auf der Waterloo-Bridge hineinwarfen.
    Als er die Brücke betrat, bemerkte er einen dunkelgrünen Jaguar auf der anderen Straßenseite, der ihn schon zweimal passiert hatte. Elias hätte sich gerne eingeredet, zu irren, doch in solchen Punkten tat er das nie. Die Aufmerksamkeit, mit der er Dinge registrierte, die er nur aus dem Augenwinkel wahrnahm, war seine große Stärke.
    Mit gesenktem Kopf schlenderte er weiter, gab vor, nichts bemerkt zu haben. Nach einigen Metern bremste ein Auto an seiner Seite ab,

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