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Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Fell. War der Typ eifersüchtig? Das war nicht gut, das war überhaupt nicht gut. In Tomtes Hals schien sich alles zu verknoteten. Er bemühte sich, nicht zu schlucken, weil er seine Furcht nicht offen zeigen wollte. Stattdessen zuckte er mit den Schultern und fixierte den Boden zu Nicholas’ Füßen. Eine Beschwichtigungsgeste. Hoffentlich sah der Dämon es auch als solche.
    „Das ist gut“, fuhr dieser überraschenderweise fort. „Sie hält dich für vertrauenswürdig und ich sehe keinen Grund, das anzuzweifeln. Ich möchte, dass du mir einen Dienst erweist.“
    Die Reklametafel in Tomtes Gesicht schien nun in Neonfarben zu pulsieren. „Worum geht es?“ Wenigstens hielt die Stimme.
    „Ich habe einen Anruf von einem Freund bekommen. Du hast vielleicht gehört, dass zwischen mir und einem der Fürsten eine gewisse Kontroverse besteht. Der Fürst ist augenscheinlich der Meinung, dass diese nun zu klären sei.“
    „Du musst fliehen?“
    Das klang ratsam. Falls die Legenden wahr waren, dann lösten Fürsten ihre Konflikte auf endgültige Weise. Doch Nicholas schüttelte gemächlich den Kopf.
    „Ich will das aus der Welt schaffen. Es ist“, er stockte einen winzigen Moment, „nicht meine Art, zu fliehen. Ich habe das lange genug versucht. Es gefällt mir nicht.“
    „Wie kann ich dir helfen?“
    „Bring Joana hier weg. Ich werde den Fürsten in England aufsuchen, doch er weiß, dass wir hier sind, damit ist sie nicht sicher. Du wirst dafür sorgen, dass sie das Land verlässt. Sag ihr auf keinen Fall, wo ich bin. Lock sie unter einem Vorwand nach Deutschland zurück oder sonst wohin, und erkläre es ihr hinterher.“ Er rieb in einer geistesabwesenden Geste sein Handgelenk, bevor er schnell weitersprach. „Nur für den Fall, dass ich nicht zurückkomme und es ihr selbst erklären kann.“
    Wovon er offenbar ausgehen musste. Tomte schluckte nun doch. Er fragte sich, welches Interesse der Fürst an Joana haben könnte. Ihm fiel nur persönliche Rache ein, was allerdings kein ungewöhnlicher Grund zum Töten war.
    „Ich kann hier nicht einfach weg“, hörte er sich sagen.
    Nicholas zog belustigt eine Augenbraue hoch. „Hängst du an deinem Job als Laufbursche?“
    Tomte spielte mit dem Gedanken, ihm die Wahrheit zu sagen. Dass Grund zur Annahme bestand, Demjan habe Tomtes Vater getötet und sich auf diese Art der Rudelführung bemächtigt. Tomte hatte allerdings keine Beweise. Da waren die wirren Erzählungen seiner Mutter, die kurz vor seiner Geburt nach Deutschland geflohen war. Sie hatte ihr Kind, den Erben des Alpha-Ranges, in Gefahr gesehen. Der Mörder ihres Mannes war auch hinter Tomtes Leben her gewesen, um seine Macht zu festigen. Zumindest hatte seine Mutter dies behauptet, wenn er auch nie sicher sein konnte, was davon auf Wahrheit basierte und was ihrem schwindenden Geist entsprang. Um dies herauszufinden, war er nach ihrem Tod nach Island zurückgekehrt. Doch vieleJahre hatten ihre eigenen Spuren über die Fährten seines Vaters gelegt. Er hatte nicht in Erfahrung bringen können, was wirklich geschehen war. Nur eines lag klar wie ein Splitter aus Eis vor ihm: Der Tomte, der er nun war, würde einsam und ohne Familie alt werden. Hella würde einen anderen wählen müssen, egal wie sehr er um sie warb und wie sehr sie ihn wollte. Als Rudelführer sähe das anders aus, und das war der einzige Grund, warum Tomte es werden wollte.
    Ein Blick auf Nicholas, der auf bewundernswert beherrschte Weise seine Sorge um seine Frau offenbarte, zeigte ihm jedoch, dass dieser derzeit kein Interesse an solchen Problemen hatte. Er stand kurz davor, seine Liebe zu verlassen, um in den Tod oder Schlimmeres zu gehen. Kein guter Zeitpunkt, um mit ihm über politische Intrigen zu sprechen.
    „Ich tue es“, sagte Tomte schließlich, ahnungslos, was er sich davon versprach. Vielleicht die Aussicht auf Nicholas’ Unterstützung, sollte dieser den Zwist mit dem Fürsten überstehen. Oder ein gutes Gefühl, dieser Menschenfrau zu helfen, die immer freundlich zu ihm war. „Wann?“
    Nicholas sah zum Wasserfall hinüber. Ein paar besonders starken Sonnenstrahlen gelang es, sich durch die Wolken zu kämpfen. Sie malten regenbogenartige Spektren in die Gischt des fallenden Wassers.
    „Zu bald. Mein Flug geht morgen Abend.“ Seine Stimme klang ganz anders als das Wasser. Dunkel, ohne Farben und Gefühle.

    Joanas Tag war die Hölle. So saß sie am Abend müde und von vielen Misserfolgen frustriert in der großen Halle

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