Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume
Plastik eingeschweißte Einwegspritze, eine Nadel und ein kleines Fläschchen aus der Jacke seines Sakkos.
Das sah mehr als übel aus.
„Ich hab ‘ne Nadelphobie, Schwester Alex“, gab Nicholas Spott zum Besten, zu dem er längst keinen Grund mehr hatte. „Mach es mir schön sanft, okay?“
„Piss dir nicht in die Hosen, Kleiner.“ Alexander zog ungerührt die Spritze auf. „Du wirst nur ein halbes Stündchen schlafen, während wir dein Mädchen herholen. Nicht, dass sie die Party verpasst.“
Nicholas’ ganzer Körper verkrampfte. Jeder Muskel wollte nur eins: Alexander auseinander nehmen. Stattdessen hielt er sich im Zaum.
„Lass sie da raus. Sie weiß von nichts und hat noch weniger mit alldem zu tun. Ich weiß ja selbst nicht mal …“
Matts Faust in seinem Magen verdammte ihn zum Schweigen. „Halt die Klappe!“, zischte er.
Nicholas keuchte. „Was habt ihr vor?“
„Die kleine Clerica ausschalten, ehe sie gefährlich wird“, antwortete Alexander im Plauderton.
Scheiße, er wusste es.
„Und dich für deinen Verrat bestrafen und den anderen Clerica überlassen. Sie wollen sicher einen Schuldigen für ihren Tod. Such dir schon mal einen Haken aus, an dem sie baumeln soll. Upside down, versteht sich.“
Erst jetzt fielen Nicholas die anderen Ringe an der Decke auf. In einer Ecke des weißgetünchten, fensterlosen Raumes waren sogar Schellen in die Wand eingelassen. Das Licht der Neonröhren brach sich auf dem militärisch anmutenden Metallspind am anderen Ende des Raumes. Was darin war, wollte er nicht wissen. Sein Mund brannte vor Galle. Er wollte fluchen, brüllen und kämpfen. Aber nichts davon hätte ihm etwas genützt.
Herauszögen, er musste sie irgendwie aufhalten und Jo Zeit geben. Er sah Lillian hilfesuchend an, doch sie mied seinen Blick.
„Sagt mir wenigstens einen Grund“, verlangte er.
Alexander schnaubte abfällig. „Halt ihn fest, Matt.“
Matt griff von der Seite in Nicholas’ Haar und zog seinen Kopf in den Nacken. Er warf sich in die Fesseln und versuchte, nach Matt und Alexander zu treten, doch alles was er traf, war Alexanders Hüfte. Ein weiterer Faustschlag folgte auf dem Fuße.
Nicholas wurden die Augen nass, er lachte laut, um sich davon abzuhalten, erbärmlich loszuheulen. „Ihr könnt mich hier nicht ewig anketten. Ich werde hier rauskommen und dann scheiß ich auf alle Clerica der Welt. Ich werde euch jagen und erst Ruhe geben, wenn ihr mir von der anderen Jordanseite winkt.“
Alexander schmunzelte und tätschelte ihm die Wange. „Kleiner, dieser Raum hier ist für exakt solche Situationen konzipiert. Die Wände sind aus Calzitgestein und auch die Tür ist damit überzogen und hermetisch verschlossen. Selbst im Schattenleib hättest du keine Möglichkeit hier rauszukommen. Aber die Clerica kommen rein. Umso schneller, wenn du dich wandelst und sie anlockst.“
„Du hast diesen Raum zu diesem Zweck bauen lassen?“ Nicholas spuckte blutigen Speichel nach Alexander, traf dessen Sakko und fing sich eine Ohrfeige.
„Meinst du, ich lasse mich mit euch wildem Haufen ein, ohne meine Möglichkeiten auszuschöpfen, ihn unter Kontrolle zu behalten?“
Matt lachte und Lillian schluckte so laut, dass Nicholas es hören konnte. Elias grinste in Richtung seiner Füße.
„Es könnte lange dauern, bis du den Dämon hinauslässt“, bemerkte Matt mit verlogen weicher Stimme. „Aber spätestens, wenn der Durst dich martert, geht das von ganz allein.“
Alexander winkte ab und brachte die Spritze in Position. Nicholas begehrte mit aller Kraft gegen die mentalen und körperlichen Kräfte auf. Er riss an den Ketten, schlug mit seinem Kopf und rammte sein Knie in irgendjemandes Weichteile.
Alexander jedoch blieb ganz ruhig. „Es wird schnell gehen“, sagte er, während die Nadel Nicholas’ Haut durchbohrte und sich eine kühle Flüssigkeit in seine Halsschlagader ergoss. „Wenn sein Mädchen kopfüber hängt und ausblutet wie eine Schweinehälfte, wird er nicht mehr zögern.“
Nicholas brüllte übelste Flüche. Die Worte waren bereits nicht mehr zu verstehen. Seine Zunge wurde taub und schwer.
„Es wäre interessant zu beobachten, was passiert. Ob er seine Bestie wohl soweit im Griff hat, sie nicht sofort zu fressen?“
Die Stimme wurde leiser. Nicholas sackten die Knie ein. Er spürte noch eine Weile den Schmerz in den Handgelenken, sowie den Dämon, der vergebens in ihm wütete. Schon ruhiger werdend. Resignierend.
„Wie schade, dass es zu spät
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