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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Messer nach ihr stach.
    Jetzt reichte es. Endgültig. Der letzte Hauch von Mitgefühl für diese Frau verschwand, gleichzeitig jede Hemmschwelle und die Angst. Wenn diese Irre einen Kampf wollte, sollte sie ihn haben.
    Christina krabbelte ihr hinterher, in ihrem Wahn zu sehr gefangen, um überlegt zu agieren. Das Messer lag in ihrer Faust und beide Hände waren einen Moment am Boden. Joana trat sofort zu. Blondes Haar flog auf, als Christinas Kopf zur Seite geschleudert wurde. Sie schrie und prustete Blut. Joana stürzte an ihr vorbei. Wurde am Fuß gefasst und fiel auf die Knie. Eine Bewegung, aus dem Augenwinkel registriert, und Joana rollte sich zur Seite. Das Messer stieß mit einem hässlichen Knirschen auf die Fliesen, direkt neben ihrem Körper.
    Das war knapp gewesen. Sie griff Christinas Handgelenk, schlug das Messer in der Hand der Verrückten ein zweites Mal mit aller Kraft gegen die Fliesen, in der Hoffnung es würde abbrechen. Stattdessen passierte etwas anderes. Christina rutschte von dem blutverschmierten Griff ab. Ihre Hand glitt an der Klinge hinunter und sie schrie gellend auf. Noch mehr Blut, die Waffe fiel zu Boden. Joana nutzte den kurzen Moment, den Christina auf ihre aufgeschlitzten Finger starrte, riss das Messer an sich und stürmte los.
    Küche. Autoschlüssel vom Tisch. Fenster.
    Als sie die schweren Holzläden aufstieß, taumelte Christina um die Ecke. Joana flankte aus dem Fenster, landete in der wuchernden Hecke und rannte zur Vorderseite des Hauses. Selbst die verdammte Hecke schien ihre Flucht verhindern zu wollen, die Zweige schlangen sich wie Tentakeln um ihre Füße. Sie stolperte, fing sich, verlor aber das Messer. Shit.
    Sie hörte, wie Christina den Schlüssel von innen ins Schlüsselloch schob, als sie die Haustür passierte, rannte schneller und quetschte sich durch das Tor. Ein Druck auf den Autoschlüssel und die Lichter der A-Klasse blinkten auf. Sie warf sich auf den Fahrersitz und startete den Motor. Einen Atemzug lang gab sie sich Zeit, Erleichterung zu empfinden, obschon Christina kreischend aus dem Haus gerannt kam.
    Mit Vollgas raste Joana los. Die Reifen drehten durch und spuckten Schotter in die Luft. Sie jagte den schmalen Waldweg zurück. Hob die Faust, den Handrücken nach hinten gerichtet, und streckte den Mittelfinger aus.
    Die Viertelstunde Fahrt bis zur Landstraße machte sie in genau vier Minuten und siebzehn Sekunden. Hiernach musste sie ein wenig vom Tempo gehen, um nicht von der Polizei angehalten zu werden. Das fehlte gerade noch.
    Als sie den Wagen auf der Straße vor dem gewaltigen Hochhaus abstellte, fand sie einen kurzen Moment, sich zu wundern. Ihre Lungen ließen sie nicht im Stich. Selbst nachdem das Adrenalin ein klein wenig nachgelassen hatte, war ihr Atem unter Kontrolle geblieben. Sie war lediglich etwas aus der Puste gekommen, als sie von einer Telefonzelle aus die Polizei informiert hatte, wo diese die Psychopathin einsammeln konnte. Schnell, in knappen Worten. Der Polizist war sicher nicht einverstanden gewesen, als sie nach den nötigsten Informationen einfach aufgelegt hatte, aber sie hatte keine Zeit für eine Zeugenaussage und keineAhnung, was sie überhaupt hätte aussagen sollen. Jetzt musste sie einen Fehler wieder gutmachen und Nicholas warnen. Hoffentlich war es noch nicht zu spät.
    Doch im sechsten Stock, wo die Büros der Meyers Pharmazeutika lagen, waren fast alle Fenster dunkel. Nur hinter einem leuchtete Licht. Das ganze Gebäude lag still und ruhig da, als würde es schlafen. Hinter dem Empfangstresen in der Eingangshalle hockte ein Wachmann und spielte auf einer kleinen Nintendo- Konsole. Joana nickte in seine Richtung, als wäre ihr nächtlicher Besuch selbstverständlich, und hielt auf das Treppenhaus zu. Aus Richtung der Aufzüge kam ihr ein Pärchen entgegen. Sie in einem braunen Kleid, dem ganz ähnlich, dass Joana wenige Stunden zuvor getragen hatte, und er bewundernd um sie herum scharwenzelnd.
    Schaut nicht auf meine Hose, flehte sie innerlich, auch wenn das Blut auf dem schwarzen Stoff kaum zu erkennen war. Ihr Oberschenkel brannte. Es war nur ein Kratzer und hatte bereits aufgehört zu bluten, aber es schmerzte trotzdem und zwang sie zum Hinken. Doch das Paar hatte nur Augen füreinander. Joana fühlte sich schrecklich neidisch.
    Was tat sie hier nur?
    Die Stille im Treppenhaus hatte etwas Beruhigendes an sich. Sie würde es sofort hören, wenn sich jemand näherte. Schritte hallten unheimlich laut auf dem glatten

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