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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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unterschwellig mit. Unter leisem Keuchen zog er wieder Luft in die Lungen seines menschlichen Körpers. Das Herz nahm seine Arbeit schleppend wieder auf. All sein Denken kreiste um den Paymon.
    Ausgerechnet der Paymon. Der engste Vertraute des Luzifers. Man sagte, er kannte die letzte Grabstätte seines Herrn.
    Nicholas starrte auf den Astralkörper des befreiten Dämons. Er schimmerte, wurde dunkler und wieder heller, zitterte wie ein Schatten, der von flackerndem Feuerschein an zerklüftete Wände geworfen wurde.Er versuchte, seine Gestalt zu Fleisch werden zu lassen, dafür war er jedoch noch viel zu schwach. Der lange Bannschlaf hatte seinen Tribut gefordert. Schließlich fuhr er mit einem gequälten Seufzer in den Körper des Geologen. Dieser wehrte sich für wenige Sekunden, kämpfte mit einem Schwert aus Angst in seinem Inneren gegen den Dämon. Lillian und Alexander hielten den Körper, der sich in obskuren Zuckungen zwischen ihnen wand.
    Dann wurde es ruhig. Der Mann sank in sich zusammen. Jedes menschliche Gefühl im Raum verlosch. Der Paymon, der nun im Leib von Matt Mac Jerrems verborgen war, hob den Kopf und stellte sich leicht schwankend auf seine neuen Füße.
    „Großer Paymon“, sprach Alexander ehrfürchtig. „Es ist uns eine Ehre.“
    Lillian und er knieten vor dem Mann in den nassen Hosen nieder. Nicholas senkte den Blick und deutete eine Verbeugung an, als der ausdruckslose Blick ihn traf.
    Ohne in die Zukunft sehen zu können, zeichneten sich Bilder von Gefangenschaft und Abhängigkeit vor seinen Augen ab. Fesseln, stark wie aus Diamant geschliffen. Er hatte sie vor langer Zeit ertragen müssen, nur wenige Jahre, und doch zu viele. Die Ketten, die nun in der Ferne rasselten, waren unsterblicher Natur.
    Sohn des Luzifers, dröhnten die Worte des Catácons schmerzhaft durch seinen Kopf. Doch ihr Wiederhall war ein anderer: Sklave des Luzifers.

    Der Flug ging am nächsten Morgen. Lillian wollte zurück zu ihren Katzen und Nicholas hatte nicht gezögert, sie zu begleiten. Alexander kam allein zurecht, denn der Paymon war nach vielen gebannten Jahrzehnten dankbar für die Befreiung. Es würde seine Zeit dauern, bis er zu seiner Stärke und seinen Erinnerungen zurückfände, und zunächst musste er lernen, sich im einundzwanzigsten Jahrhundert unauffällig zu behaupten. Im Körper von Matt Mac Jerrems sollte dies ein Leichtes sein. Der Geologe hatte allein gelebt, niemand würde aufdringliche Fragen stellen.
    Lillian wunderte sich über Nicholas’ schweigsames Verhalten. Er schien in seinen Gedanken gefangen, war still und abwesend, was gar nicht seiner Art entsprach. Statt wie üblich die Flugbegleiterinnen nervös zu machen, starrte er aus dem Fenster. Als sie ihn schließlich darauf ansprach, schien er sie zunächst abweisen zu wollen, redete dann aber doch.
    „Was weißt du über die Söhne der Fürsten, Lill?“
    Sie stutzte. Nicholas hatte sich nie für altertümliche Riten interessiert und das war auch besser so. Für die Jüngeren existierten sie nur noch in alten Schriften, gingen mit jenen unter, die sich allem Wandel verschlossen.
    „Legenden“, antwortete sie leise und sah sich um. Die junge Dame in der Sitzreihe hinter ihnen blickte ihr etwas zu unauffällig in ihre Lektüre. Lillian las in ihrer Miene, dass sie lauschte. „Alte Legenden, auf die manche Menschen zu neugierig sind.“
    Nicholas verstand den Wink, er drehte sich zu der Frau um, sah sie auffordernd an und sogleich steckte sie sich mit einem ergebenen Lächeln Kopfhörer in die Ohren.
    Gedanken manipulieren zu können war eine ungemein alltagsdienliche Fähigkeit. Manchmal beneidete Lillian Nicholas darum. Sie beschloss, ihm die Wahrheiten, die hinter den Legenden verborgen lagen, zu erzählen.
    „Zu Zeiten, als das Chaos noch ungehemmt über die Welt hinweg fuhr und unsereins nicht nur die Clerica gegen sich hatte, sondern sich auch selbst durch Hemmungslosigkeit und Unverstand gefährdete, bildeten sieben der mächtigsten und ältesten Dämonen eine Allianz, um den drohenden Untergang unserer Art zu verhindern. Sie ernannten sich zu Fürsten und machten die niederen Dämonen zu Untertanen.“ Sie genoss es, aus der Vergangenheit zu erzählen und räkelte sich wohlig in ihrem Sitz. „Die Menschen kennen ihre Namen noch heute als Sinnbild für die Charaktereigenschaften, die sie mit den sieben Todsünden verknüpfen. Die Fürsten nahmen diese Eigenschaften einst als Auswahlkriterium für ihre Gefolgschaft. Wie du

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