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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Blick. Sein Mundwinkel zuckte, da krallte sie die Nägel in sein verbranntes Fleisch. Sein Körper bäumte sich auf. Sie griff in sein Haar, riss seinen Kopf zu sich und leckte ihm Schweiß und Tränen von den Wangen.
    „Deine Aura hat sich verändert“, flüsterte sie an seinen Lippen, die er fest zusammenpresste. „Sie war immer grün. Doch nun ist sie von dunkelstem Blau. So blau wie der Mantel der Jungfrau. So blau wie das Meer, nach dem du schmeckst.“ Sie teilte seine Lippen grob mit der Zunge und küsste ihn hungrig.

    Eine Berührung weckte Nicholas. Verdammt, er hatte hier nicht einschlafen wollen. Er lag in seiner Jeans an der äußersten Kante ihres Futons, mehr auf dem Holzrahmen, als auf der Matratze, und hatte doch herrlich geschlafen.
    Das Licht des anbrechenden Tages bahnte sich seine Wege durch die Löcher der Jalousien, fand sich in schwachen Flecken auf dem Teppich wieder und tauchte das Schlafzimmer in sanftes Gold.
    Ebenso weich und warm strichen ihre Finger über den Drudenfuß auf seiner Brust. Sein symbolisches Andenken an das Brandmal, das Lorenna seinem ersten Menschenkörper vor so vielen Jahren zugefügt hatte. Joana ließ ihre ganze Hand über seine Haut gleiten und er zwang sich, stillzuliegen.
    Sie fuhr über seine Schulter, seinen Oberarm und zeichnete die Linien an seinem Unterarm nach. „Hast du sie gehasst?“, fragte sie. Die Bettdecke war bis zu ihrem Hals hochgezogen.
    Er lächelte müde, war sich sicher, dass sie die Antwort nicht hören wollte, und gab sie ihr trotzdem. „Fast so sehr, wie ich sie geliebt habe.“
    Sie zog wie erwartet die Brauen zusammen. „Obwohl sie dich so gequält hat? Hat sie sich später geändert?“
    „Nein. Oh nein, wirklich nicht.“ Er schluckte hart, um nicht zynisch zu lachen. „Aber sie hat mich geprägt. Sie hat mich geschaffen. Alles was ich fühlte, lag in ihrer Hand. Wenn sie wollte, dass ich ihre Berührungen genoss, dann genoss ich sie, selbst wenn es Folter war. Sie schickte mich morden und ich tat es. Wenn sie wollte, dass ich sanft war, dann war ich sanft. Und wenn sie wollte, dass ich sie liebte, dann tat ich auch das. Ich war die Erfüllung ihrer Träume, der sadistischen, der tödlichen, sowie der liebevollen. Ich hasste sie für die Macht, die sie über mich hatte, doch ich lernte das Schauspiel, bis ich mir meine Darstellung selbst glaubte.“
    Joanas Gesicht verzog sich. „Wie habt ihr gelebt?“
    „Wir waren Roma“, erzählte er und reiste in Gedanken zurück. „Fahrendes Volk. Wir blieben nie lange an einem Ort, auch wenn man uns nicht folgte. Es gab sehr bald niemanden mehr, der uns hätte verfolgen können. Doch wir genossen es, zu reisen. Den Hufschlag des Pferdes auf dem Pflaster oder auf dem federnden Waldboden. Die Städte und Dörfer, jedes für sich einzigartig. Die Illusion, frei zu sein, und gehen zu können, wohin wir auch wollten.“
    Joana seufzte leise auf. Er kannte ihre Sehnsucht nach all dem.
    „Sie hat den kleingeistigen Menschen die Karten gelegt und aus der Hand gelesen. Und ich … war der Gaukler. Der beste Taschenspieler, den man in Portugal und Spanien kannte, auch über die Grenzen hinaus. Und ein noch weit besserer Taschendieb.“
    Sie lächelte. „Das kann ich mir gut vorstellen. Was ist dann passiert?“
    „Ich weiß es nicht. Sie verlor plötzlich den Verstand. Also, auch noch den Rest von dem, was vorher dagewesen war. Sie wurde …“ Er musste abbrechen. Momentaufnahmen schossen durch seine Erinnerung wie eine Salve an Schnellfeuerschüssen.
    Sein Leib, der menschliche, wie auch der andere, blutend im Staub oder gefesselt in sengender Hitze. Ihre Zunge, in Wunden leckend, die er sich zugefügt hatte, weil sie es verlangte. Ihr Körper, der sich an seinem vergnügte, während sie ihn zwang, zu weinen und zu winseln oder nach einem Tropfen ihres Blutes zu betteln.
    Er schüttelte heftig die Demütigungen von sich. Vergangenheit. Es war so lange her.
    „Sie ist dann irgendwann einfach gestorben“, fuhr er fort. „Fiel vom Pferd und war mausetot. Ich fand sie erst Tage später. Von dem Tag an lernte ich, was es bedeutet, frei zu sein. Zwar ist keine irdische Freiheit mit der des Chaos’ zu vergleichen, aus dem unsereins stammt. Aber verglichen mit der Zeit bei Loren- na war es überwältigend, allein weil ich wieder empfinden konnte, wie ich wollte.“
    Joana sah ihn aus großen Augen an. „Warum hast du mir diese Bilder gezeigt?“
    „Ich wollte dir etwas schenken“, meinte er

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