O diese Rasselbande
auch etwas Tüchtiges zu leisten vermag. Unauffällig rückt er mehr und mehr zu ihnen heran, und endlich arbeitet er mit ihnen in einer Kette. Die Stadtjungen nehmen die Gegenwart des Rotfuchses als etwas Selbstverständliches hin. Hier in der Not stehen sie alle zusammen.
Was ist mit dem Wind? Er hat sich aufgemacht, um das Feuer anzuspornen. Stärker kommt er den Berg herunter und drückt dicke Rauchschwaden den Menschen entgegen, die sich dem Feuer in den Weg stellen wollen.
Hoho, wollen sie ihm das Vergnügen verderben, mit dem Feuer zusammen einen Höllentanz aufzuführen? Er wird ihnen zeigen, was er kann und hui... fährt er durch die Bäume und hui... rauscht das Feuer empor. Hört, wie der Wald ächzt in seiner Machtlosigkeit. Hui... fällt der Wind von oben in den Wald ein und drückt das Feuer zur Erde und hui... trägt er dicke Wolken von Qualm bergab.
„Der Wind hat sich gedreht“, sagen oben die Männer voll Sorge, „holt die Pferde und die Pflüge, wir müssen weiter unten die Erde aufbrechen, das Feuer darf nicht gegen das Dorf. Die sengende Hitze wird noch den Sturm entfesseln.“ Der Rotfuchs reißt mit einem gewaltigen Schwung einen brennenden Ast von einem Baum. Fast sieht er aus wie Rübezahl mit seinen roten Haaren und den breiten Schultern; da sinken seine erhobenen Hände herab und er starrt auf den Waldweg, der vor ihm abzweigt. Wie eine Erscheinung steht da das Mädchen mit verschmutztem Gesicht und verstörten Augen. In den Armen hat sie zwei Kinder und das eine schleift fast am Boden. Nur einen Augenblick scheint er wie gelähmt, dann springt er herzu und nimmt ihr die Kinder ab. Er hat gerade noch Zeit, sie aufzufangen, dann sinkt das Mädchen zu Boden. Er will ihr helfen und bückt sich nieder, da hört er sie flüstern:
„Helmut, da im Weg--“
Da fährt der Rotfuchs empor und verschwindet im Wald, ohne sich zu besinnen.
Mit entsetzten Rufen eilen einige Bauern herbei und einige Frauen, die auch in der Nähe arbeiten, und in diesem Augenblick geschieht noch etwas. In rasendem Tempo kommt ein Wagen den Waldweg herauf. Darinnen steht der Förster und schlägt auf die Pferde ein, die ihr letztes hergeben und die Frau Förster klammert sich schneebleich an den Sitzen fest. Der Wagen hält, als alle sich über die Kinder beugen und die Frau Förster taumelt heraus und kniet schon schluchzend neben ihren Kindern. Aber gleich läßt sie sie wieder los, als sie sieht, daß ihnen nichts geschehen ist, und umschlingt das leblose Mädchen. Mit zärtlichen Rufen reibt sie ihr die Stirn und die Wangen und versucht ihr das Kleid zu lockern. Da schlägt Silke die Augen auf und weiß von gar nichts und sieht von einem zum anderen, und die Frau Förster streicht ihr mit zitternder Hand das Haar aus der Stirn.
„Silke, kleines Mädchen, wie danke ich dir, wie danke ich dir!“
Und plötzlich begreift Silke, und mit einem Schlag hat sie all ihre Kräfte wieder. Sie reißt sich los und schreit gellend: „Helmut, Helmut!“ und stürzt zurück zur Kreuzung.
Aber da steht der Rotfuchs, die roten Haare fallen ihm über die Stirn; in den Armen hält er den Helmut. Silke starrt auf die beiden. Helmuts Kopf liegt auf der Seite und das blonde Haar hängt weit zurück. Es sieht aus, als trüge der Rotfuchs einen Toten. Silke wird es eiskalt, aber es ist nichts mehr da von Angst und Schwäche, ganz wach ist sie und ganz klar. „Zurück“, ruft sie, „zurück! Herr Förster, ich brauche Ihren Wagen. Der Helmut - sein Herz hat das nicht ausgehalten, wir müssen zum Arzt!“ Und schon ist sie im Wagen.
„Ich fahre mit!“ ruft die Frau Förster.
Aber Silke ist voll Energie und Bestimmtheit. Nein, die Mutter soll nach ihrer ausgestandenen Angst bei den Kindern bleiben, und der Herr Förster muß endlich zum Brand. Sie wird fahren und der Rotfuchs. Und schon ist der Rotfuchs am Wagen und legt ihr den Helmut in den Schoß.
„Ich fahre“, sagt er und oben ist er, und schon wendet er die Pferde und es geht bergab.
Bergab brauchen sich die Pferde nicht anzustrengen und wieder geht es in rasender Fahrt durch das kleine Dorf. Nur steht diesmal der Rotfuchs im Wagen und feuert die Pferde an. Silke streicht mit zitternden Händen Helmut das Haar aus der bleichen Stirn. Sie umschlingt ihn mit beiden Armen, um seinen leblosen Körper vor den harten Stößen des dahinrasenden Wagens zu schützen. Er ist so kalt, denkt sie traurig, ich muß ihn ein bißchen wärmen. Dann kommen sie auf die Landstraße. Der
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