Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
reichte die Buttermilchbrötchen
     herum.
    Eine Viertelstunde später befragte mich Frances über Claires Ehemann.
    »Fred«, sagte ich. »Er hieß Fred.«
    Bonnie Blue, Frances Zata, Mary Alice und ich hatten gerade einen himmlischen Hühnchen-Tortellini-Salat verspeist, von dem
     ich dachte, sie hätte ihn bei Vincent’s Market mitgenommen, |277| bis Mary Alice Henry Lamont als den Urheber nannte, ihren Beinahe-Schwiegersohn, den Samenspender für die UA B-Samenbank und damit möglichen Vater ihrer Enkelinnen. Er stand kurz vor seiner Abschlußprüfung an der Jefferson State Junior College
     School für Kochkunst.
    »Und einfach kaltblütig erschossen, während er die Autobahn entlangfuhr.« Frances schüttelte den Kopf. »Ich sage es euch,
     dieses Kind hat es wirklich schon mehr als dick abbekommen.«
    Mary Alice stand auf, brachte die Eßteller raus und kam mit winzigen Blätterteigobsttörtchen und vier kleinen Tellern wieder.
     »Himbeere«, sagte sie. »Nehmt euch. So, und wer will jetzt richtigen Kaffee und wer koffeinfreien?«
    »Koffeinfreien«, riefen wir alle drei.
    Bonnie Blue stieß einen genießerischen Seufzer aus, als sie in ihr Obsttörtchen biß. »Gott. Die sind so gut, daß ich darüber
     glatt meine schmerzenden Füße vergessen könnte. Hat die auch Henry gemacht?«
    »Er hat alles gemacht.«
    »Sag Debbie einen schönen Gruß von mir, sie soll den Kerl gleich morgen heiraten – wenn nicht noch eher.« Bonnie Blue griff
     nach einem weiteren Törtchen.
    »James sagt, Claire wäre beinahe zugrunde gegangen nach Freds Tod.«
    »Sie hat mir heute erzählt, daß Mercy und Thurman sie gerettet hätten. Sie haben sie wohl in eine Klinik gebracht.«
    Bonnie Blue nickte. »Das arme Wesen. Bei dem, was sie alles erlebt hat, wäre jeder in Depressionen verfallen.«
    »Sie hatte Glück, daß sich die beiden ihrer angenommen haben«, bestätigte Frances.
    Mary Alice kam mit dem Kaffee herein. »Was ist das für eine Geschichte mit Thurman und Claire, Bonnie Blue? Du hast gesagt,
     daß er sich in sie vergafft hat. War Mercy darüber im Bilde?«
    |278| Bonnie Blue nahm sich ein weiteres Törtchen. »Um Himmels willen, nein, war sie nicht. Thurman wußte schon ganz gut, wo was
     zu holen ist und wo nicht, jedenfalls in finanzieller Hinsicht. Mercys Vater macht’s nicht mehr lange und ist dabei reich
     wie Krösus, und ihre Mama steht auch schon mit einem Bein im Grab. Dieser Thurman ist schließlich nicht dumm. Abgesehen davon
     sagt meine Schwägerin Yvonne, daß Claire genauso hinter Thurman her war wie er hinter ihr.«
    »Also, daß Thurman irgendein Motiv gehabt hätte, Mercy umzubringen, kannst du streichen«, widersprach Schwesterherz. »Ihre
     Erbschaft hatte sie ja noch nicht angetreten.«
    »Und wie ernst ist sein Herzleiden?« fragte ich.
    »James sagt, er bräuchte vielleicht irgendwann mal eine neue Aortenklappe, aber er könnte durchaus alt werden damit.«
    »Nur nicht reich.«
    »Aber klar doch. Der wird schon jemand anders finden, der Geld hat«, bemerkte Frances.
    Wir sahen sie überrascht an.
    »Ja, das wird er«, bekräftigte sie. »Ich hoffe, Claire spekuliert nicht zu sehr auf ihn. Sie hat schon genug durchgemacht.«
     Sie schlug mit ihrer Serviette in einer Weise auf den Tisch, die jede weitere Diskussion ausschloß. Ich versuchte mich an
     die Details von Frances’ Scheidung oder irgendwelche nachfolgenden Affären zu erinnern, doch mir fiel nichts ein. Aber irgendwas
     war da gewesen.
    »Alle bereit zum Bridge?« fragte Mary Alice.
    Wir spielten an dem Tisch, an dem wir zu Abend gegessen hatten. Bonnie Blue erklärte uns, daß sie vom Land stamme und nicht
     bewandert sei in dem Großstadtspiel Bridge und daß wir bitte Geduld mit ihr haben sollten. In der ersten Runde eröffnete sie
     mit Vier sans Atout, steigerte sich zu einem Sechs-Cœur-Gebot und machte sogar einen Überstich.
    |279| »Ich hätte es riskieren sollen«, sagte sie. »Ich bin einfach zu vorsichtig.«
    So verlief der ganze Abend. Wenn wir Bonnie Blues Partner waren, war es großartig, wenn nicht, hatten wir im wahrsten Sinne
     des Wortes die Verliererkarte gezogen.
    Meine Hand fing übel zu schmerzen an, und ich ging in die Küche, um mir noch eine Aspirin-Tablette zu holen. Bubba lag auf
     seinem Heizkissen auf der Anrichte und blickte gähnend hoch. »Geht’s dir jetzt wieder besser?« fragte ich. Er streckte sich
     und legte sich wieder schlafen. Ich goß mir ein Glas Wasser ein, blickte über die Stadt und

Weitere Kostenlose Bücher