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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Armistead?«
    »Ich weiß, wer Mercy Armistead ist«, sagte Fred, »die Frau von Thurman Beatty; sie sind gerade dabei, ihn über ihre Ermordung
     zu befragen. Das steht hier in der Zeitung.«
    »Und wer ist Thurman Beatty?« fragte Haley.
    »Geduld, Geduld.« Ich hob beschwichtigend die Hand, so wie ich es im Laufe meiner Lehrerlaufbahn tausendmal getan hatte, um
     meine Schüler zur Ruhe zu bringen. »Immer schön eins nach dem andern.«
    Fred und Haley blickten mich erwartungsvoll an.
    »Ich fange am besten von vorn an.«
    Das tat ich dann auch, mit einer kurzen Unterbrechung, um die Lasagne aus dem Ofen zu holen. Ich begann mit der Folk-Art-Ausstellung
     in der Mercy-Armistead-Galerie und meiner Begegnung mit Claire Moon, die früher Claire Needham geheißen hatte und als Clarissey
     Mae Needham in eine ausgesprochen gewalttätige Familie hineingeboren worden war. Ich beschrieb sowohl Claire als auch Mercy
     und wie verärgert Mercy gewesen war, unter anderem weil ihre Haare an jenem Abend so furchtbar ausgesehen hatten. Und James
     Butler und Thurman Beatty, und in welch erbärmlicher Verfassung Claire sich befunden hatte, als sie am Morgen hier aufgetaucht
     war. Dann ging ich zu Bo Peep Mitchell über sowie zu der Fahrt im Krankenwagen und schloß mit einer Beschreibung der Graffiti
     an Claires Wand und dem Faktum, daß Mercy an einer Digitalis-Vergiftung gestorben war.
    |86| »So, das war’s«, sagte ich zu Haley und Fred, die mit offenem Mund lauschten. »Jetzt laßt uns zu Abend essen.«
    Das Telefon klingelte genau in dem Moment, als wir uns zu Tisch setzten, und ich nahm ab.
    »Es heißt Sonnenhut, nicht Fingerhut«, sagte Mary Alice.

|87| 6
    Am nächsten Morgen ging ich in aller Frühe hinaus, um die Zeitung zu holen. Ich saß lesend am Küchentisch, als Fred hereinkam.
    »Irgendwas Neues?« fragte er und goß sich eine Tasse Kaffee ein.
    »Über den Mord an Mercy Armistead? Nein. Sie haben Thurman Beatty wieder gehen lassen, nachdem sie ihn verhört hatten.«
    »Dieser Thurman Beatty ist der beste Footballspieler, den Alabama je hatte. Du weißt das, Patricia Anne. All-American Team.
     Er hätte eigentlich die Heisman Trophy bekommen müssen. Unmöglich, daß er mit der Sache irgendwas zu tun hat.«
    »Hmmm«, sagte ich. Ich schüttete jedem von uns eine Portion Getreideflocken in eine Schale und schnitt je eine halbe Banane
     mit dazu. Der Regen schlug gegen die Fensterscheiben. Woofer würde sich heute nur ungern für einen Spaziergang aus seinem
     Iglu zerren lassen.
    »Danke für die Gänseblümchen«, sagte ich. Sie standen in einer blauen Vase in der Mitte des Tisches und waren ein fröhlicher
     Farbfleck an diesem düsteren Morgen.
    »Keine Ursache.« Er grinste und griff nach der Zeitung.
    »Ich frage mich, warum sie von ›Foulspiel‹ reden«, sagte ich mit Blick auf die Schlagzeilen.
    »Was?«
    »Verdacht auf ›Foulspiel‹ bei Tod von Gesellschaftslöwin«, las ich. »Foul ist ja okay. Aber was hat das Ganze mit einem Spiel
     zu tun?«
    |88| »So sagt man beim Baseball.«
    »Aber warum benutzen sie den Begriff im Zusammenhang mit einem Mord?«
    Fred zuckte die Schultern, legte die Zeitung beiseite und sah mich an. »Was hast du heute vor?«
    »Ich gehe zur Schule und wünsche allen frohe Weihnachten, und dann schau’ ich im Krankenhaus vorbei, um Claire Moon ein paar
     Nachthemden zu bringen. Vielleicht mache ich noch ein paar Einkäufe. Warum?«
    »Der Tag würde sich wunderbar dafür eignen, sich mit einem Buch vor den Kamin zu setzen und ein bißchen abzuschalten.«
    Ich nickte. »Bleib hier bei mir.«
    »Kann nicht.« Wir sahen einander an. Der Wunsch nach Sicherheit.
    »Möchtest du noch Kaffee?« fragte ich.
     
    Das Thermometer am Central-Bank-Gebäude zeigte sieben Grad Celsius, als ich auf meinem Weg zur Alexander High School daran
     vorbeifuhr. Der kalte Regen war kräftigem Nieseln gewichen, das alles wie mit einem Ölfilm zu überziehen schien. Ich hoffte,
     es würde nicht anhalten, wenn der erwartete Temperatursturz einsetzte. So dicht vor Weihnachten konnten wir keine Eisglätte
     gebrauchen.
    Ich bog in den Parkplatz ein und fand einen leeren Besucherplatz. Der Korektor Chesley Maddox, den die Kinder Chesty Maggot
     – aufgeblasene Made – nannten (aber nur wenn er in absolut sicherer Entfernung war), kam mit einem dicken Schlitten auf den
     Parkplatz gefahren. Er war ein dürrer kleiner Mann, hatte aber einen so vollendeten Dirty-Harry-Blick, daß den Schülern,

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