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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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diniert.«
    »Mary Alice, niemand würde ein Restaurant ›Fingerhut‹ nennen.«
    »Würde schon und hat auch jemand. Und ich habe das Nebenzimmer für uns gemietet. Henry wollte für uns kochen, aber ich habe
     ihm gesagt, wir würden dieses Jahr alle einen entspannten Abend im Restaurant verbringen.«
    Henry Lamont ist Debbies Lover, ein Ausdruck, den Schwesterherz mit Sicherheit aus dem Fernsehen hat; Debbie würde ihn jedenfalls
     nie benutzen. Er ist ein wahnsinnig netter junger Mann, den Schwesterherz auch für den Vater der Zwillinge Fay und May hält,
     wobei ihr Glaube allein auf der Tatsache basiert, daß er einmal für die UA B-Samenbank , also immerhin bei einer der größten Gesundheitseinrichtungen, gespendet hat, wo sie gezeugt wurden. Außerdem ist er ein
     Gourmetkoch und hatte sich vielleicht schon darauf gefreut, für uns an Weihnachten neue Rezepte auszuprobieren.
    »Ihr könnt Heiligabend mit euren Kindern verbringen, und dann gehen wir am ersten Feiertag alle im Restaurant essen«, bestimmte
     Schwesterherz.
    »Im Fingerhut.«
    »Genau. Ist dir ein Uhr recht?«
    »Natürlich.« Am besten, man fing gar nicht an, mit ihr zu diskutieren.
    »Gut, so habe ich nämlich auch reserviert. Wie geht es Claire?«
    |78| »Sie liegt in der psychiatrischen Abteilung und steht unter Beruhigungsmitteln. Ich war zusammen mit Bo Mitchell, der Polizistin,
     in ihrer Wohnung.«
    »Hast du ihre Brieftasche gefunden?«
    »Was?«
    »Mit einer Versicherungskarte drin.«
    »Nein.« Ich hatte nicht daran gedacht, danach zu suchen, aber ich mochte das nicht gern der Person gegenüber zugeben, die
     die Rechnungen beglich. »Irgend jemand hat schreckliches Zeug auf ihre Wände geschmiert. Wirklich schrecklich. Ich kann es
     dir gar nicht beschreiben.«
    »Das heißt, ganz anders als deine Norman-Rockwell-Teller.«
    Das war eine echte Provokation. Zufälligerweise mochte ich nämlich meine altmodischen Norman-Rockwell-Teller.
    »Nun, irgendwo muß sie eine Brieftasche haben«, fuhr Mary Alice fort. »Dort oder in der Galerie. Ich denke, ich rufe besser
     die Polizistin an.«
    »Mach das. Im übrigen würde ich gern wissen, was du von einem Gemälde drüben bei Claire hältst, das sich mit den Graffiti
     überhaupt nicht verträgt.«
    »Tja, Maus, du wirst es vielleicht nicht glauben, aber ich bin inzwischen eine verdammt gute Kunstkritikerin.«
    »Ich freu’ mich schon auf deine kritische Analyse des Werkes an Claires Wand«, erwiderte ich.
    Nachdem Schwesterherz aufgelegt hatte, schlug ich die Nummer des Krankenhauses nach und rief dort an. Sie hatten keine Patientin
     namens Claire Moon. Natürlich nicht; ich hatte Bo Mitchells Anweisungen vergessen. Ich rief Bo im Polizeibüro an, erwischte
     sie dort zufälligerweise auch und erhielt die Nummer. Claire gehe es gut; sie schlafe weiterhin, versicherte mir Connie, die
     Krankenschwester. Ich legte den Hörer auf und dachte über das Zimmer in Claires Wohnung mit den furchterregenden Graffiti
     nach. Und all das Weiß |79| überall. Armes kleines Mädchen. Armes, verängstigtes kleines Mädchen.
    Ich rief im Big, Bold and Beautiful Shop an, und Bonnie Blue hob ab. »Ich mache gerade Pause«, erklärte sie. »Habe meine Schuhe
     ausgezogen, was ein schwerer Fehler war. Warte mal eine Sekunde.« Ich konnte sie ächzen und stöhnen hören. »Sinnlos«, erklärte
     sie kurz darauf. »Ich werde in Strümpfen weiterarbeiten müssen. Was kann ich für dich tun, Patricia Anne?«
    »Du hast bei
mir
angerufen.«
    »Ach, ja. Ich wollte dir eigentlich zwei Dinge erzählen. Zum einen, daß wir eine wundervolle ungefütterte Seidenjacke hereinbekommen
     haben, in Naturweiß, mit beigem Muschelmuster. Würde ideal zu Mary Alice passen, und wir haben sie in XXL.   Soll ich sie weglegen, damit du sie dir anschauen kannst? Für Weihnachten?«
    »Klingt großartig.«
    »Und das zweite ist, daß sie bei Mercy eine Autopsie vorgenommen haben. Sagt dir Digitalis was?«
    »Wir werden dort an Weihnachten essen.«
    »Was? – Nein, ich rede von der Medizin.«
    »Ich weiß, was Digitalis ist, ein aus den Blättern des Fingerhuts gewonnenes Herzmittel. Sämtliche Ehemänner von Mary Alice
     haben es genommen.«
    »Ja, und Mercy ebenfalls. Aber ohne daß man es ihr verordnet hätte; mit ihrem Herzen war alles in Ordnung. Anscheinend nahm
     sie gestern abend eine ganze Ladung davon zu sich, und das hat sie das Leben gekostet. Thurman hat James angerufen und James
     mich. Thurman wird bereits

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