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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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auf dem Dach und all dem
     Grün im Innenraum sah das Auto sehr weihnachtlich aus und roch auch so. Ich versuchte nicht an den Zustand meiner guten marineblauen
     Schuhe zu denken.
    Wir kamen auf dem Heimweg an der Abzweigung zum Highway 17 vorbei. »An der Straße da runter gibt es wirklich ein paar interessante
     Dinge«, bemerkte ich, wobei ich an das rosafarbene Märchenhaus und den Kreuzgarten dachte.
    »Leota Wood lebt dort«, sagte meine Schwester.
    »Die Quiltkünstlerin?«
    Schwesterherz nickte. »Ich dachte, ich könnte vielleicht noch eben dort vorbeifahren und ein paar Weihnachtsgeschenke kaufen.
     Vielleicht bekommt man bei ihr zu Hause ja einen besseren Preis.«
    »Wer hat dir erzählt, daß sie da wohnt?«
    »Bonnie Blue. Sie sagte, sie würde gleich unterhalb von James wohnen. Hättest du Lust, da noch vorbeizuschauen?«
    »Du mußt ins Einkaufszentrum zurück, und ich muß nach Hause.«
    |188| »Irgendwann nächste Woche?«
    »Ja, gut.« Ich hatte meine Zweifel, daß ich mir irgendeine von Leota Woods Arbeiten würde leisten können, aber es würde Spaß
     machen, sich dort umzusehen.
    Als wir über den Double Oak Mountain kamen, sahen wir im Nordwesten Wolkenmassen. Die Wolkenbank erinnerte mich an den Schnee,
     den wir ein paar Nächte zuvor gehabt hatten, an die Fußstapfen und aus irgendeinem Grund an Ross Perry.
    »Erzähl mir von Ross Perry«, bat ich Mary Alice.
    »Was willst du denn über ihn wissen?«
    »Was weißt du über ihn? Das einzige Mal, daß ich je mit ihm gesprochen habe, war im Green and White.«
    Mary Alice spitzte die Lippen, wie sie das immer macht, wenn sie nachdenkt. »Er hatte große Sachkenntnis«, sagte sie. »War
     ein gutes Verwaltungsratsmitglied im Museum. Vielleicht homosexuell.« Sie machte eine Pause. »Nicht, daß mich das stören würde,
     Maus. Du weißt das. Je älter ich werde, desto mehr schätze ich schwule Männer. Sie sind viel aufmerksamer.«
    Ich stimmte ihr zu. »Lebte er mit jemandem zusammen?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Er hatte ein wunderschönes Haus in Forest Park, in das er letzten Sommer die Mitglieder des Museumsvorstands
     mit Partnern zu einem Abendessen und einer Poolparty eingeladen hat. Ich hatte nicht den Eindruck, daß dort noch eine zweite
     Person wohnt.« Mary Alice hielt an einer Ampel am Fuße des Berges. »An Geld schien es ihm nicht zu fehlen. Er besaß ein paar
     spektakuläre Kunstwerke.« Als es Grün wurde und sie aufs Gaspedal trat, konnten wir den Weihnachtsbaum oben auf dem Dach entlangschrammen
     hören. »Verdammt«, sagte sie. »Ich will nicht wissen, was mich dieser Baum kosten wird.«
    »Waren Mercy und Thurman auch auf der Party?«
    |189| »Der Poolparty? Sie waren die beiden einzigen, die schwimmen gingen. Mercy hätte den Bleistifttest bestanden, Maus.«
    »Aber sie und Ross kamen nicht miteinander aus?«
    »Absolut nicht. An diesem Abend schubste sie ihn in den Pool. Versuchte es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Aber sie hat
     ihm absichtlich ein Bein gestellt. Ich habe es gesehen. Und dann hat sie sich völlig übertrieben entschuldigt. Hüpfte da herum
     in ihrem Bikini.«
    »Ich hoffe, er konnte schwimmen.«
    »Maus, er
spazierte
heraus, er war derartig wütend. Und versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen. Es ist ein Wunder, daß ihn nicht gleich
     damals der Schlag traf.«
    »War Claire auch eingeladen?«
    Mary Alice schüttelte den Kopf. »Die einzige Person dort, an die ich mich, abgesehen von den Vorstandsmitgliedern und ihren
     Ehepartnern erinnere, ist Liliane Bedsole. Die hatte ebenfalls ganz genau gesehen, was Mercy getan hatte, bekam es aber wunderbar
     hin, die Angelegenheit zu überspielen. Als Ross in trockenen Sachen wiederkam, war der Vorfall bereits so gut wie vergessen.«
    »War der Zeitungsjob der einzige, den Ross hatte?«
    »Soweit ich weiß. Er hat ein paar Bücher geschrieben. Kunstbücher, nichts Kommerzielles. Nicht die Art Bücher, mit der man
     reich wird. Aber er hatte Geld, wahrscheinlich geerbtes.«
    »Stammte er nicht aus New Orleans? Ich las in der Zeitung, daß seine Schwester dort lebt.«
    »Ja, aber ich glaube, er kam unmittelbar nach dem College nach Birmingham.«
    Und jetzt die Gretchenfrage: »Mochtest du ihn?«
    Mary Alice dachte einen Moment lang nach. »Er war der Typ, dem man nicht gern den Rücken zukehrt.«
    »Warum das?«
    »Wenn ich das, verdammt noch mal, wüßte. Vielleicht weil |190| er so eine Kälte ausstrahlte. Aber eins weiß ich. Wenn Mercy nicht

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