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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Zwillinge, Patricia Anne?«
    »Nur, daß sie großartig aussehen und in New York leben und daß ihre Tante Liliane sagt, sie seien nicht so durch ihre Kindheit
     geschädigt wie Claire.«
    »Also, ich sehe die Sache so«, erklärte Schwesterherz, »wer immer Claire aus dem Krankenhaus geholt hat, wollte sie entweder
     schützen oder sie loswerden.«
    »Mein Gott, Mary Alice!« Mich fröstelte.
    »Was? Du weißt, daß es so ist.«
    »Sie haben es getan, um sie zu schützen.«
    »Vor der Person, die Mercy und vielleicht Ross getötet hat?«
    Mary Alice wechselte ein weiteres Mal die Spur, was jedoch zu nichts führte. Die Frau mit der Weihnachtspost hatte wieder
     zu uns aufgeschlossen.
    |193| »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht einmal, wie ich da hineingeraten bin.« Ich rieb mir die Stirn.
    »Dir passieren eben solche Dinge. Du bist so, Patricia Anne. Und du nimmst dir die Dinge zu sehr zu Herzen.«
    Ich erinnerte Schwesterherz nicht daran, daß ich zu der Eröffnung von Mercys Galerie auf ihre Einladung hin gekommen war.
     Statt dessen fragte ich sie, ob sie Aspirin dabeihätte.
    »Selbstverständlich«, sagte sie. »Schau in das Seitenfach meiner Handtasche. Und in dieser Büchse ist noch ein bißchen Cola.«
     Sie zeigte auf einen Getränkehalter aus Gummi. »Vielleicht ist ja sogar noch etwas Kohlensäure drin. Ich glaube, ich habe
     sie gestern gekauft.«
    Es war keine mehr drin, aber ich mußte das Zeug trinken, um das Aspirin runterzuspülen.
    Mary Alice sagte, Bill würde ihr dabei helfen, den Baum vom Dach zu bekommen, weshalb ich meine Girlande und meinen Kranz
     an mich nahm und Richtung Heimat fuhr. Der Himmel hatte sich noch weiter zugezogen, und Wolken schoben sich vor die Spätnachmittagssonne.
     Während ich das Tal entlangfuhr, konnte ich Vulcanus’ bloßes Hinterteil im beginnenden Abendlicht golden glänzen sehen. Nicht
     zum ersten Mal dachte ich, wie verblüffend dieser Anblick für Fremde sein mußte, die sich von Süden her der Stadt näherten.
    Als ich die Küchentür öffnete, roch ich Hot dogs.
    »Hallo«, rief ich.
    »Hallo«, antworteten Fred und Haley. Ich warf einen Blick ins Wohnzimmer und sah sie dort beide einen Hot dog essen und Grapico,
     meine Lieblings-Traubenlimo, trinken. Haley saß auf dem Sofa, die Füße auf den Couchtisch gelegt, und Fred hatte es sich in
     seinem Lehnstuhl bequem gemacht. Eine leere Sneaky-Pete’s-Tüte stand auf dem Tisch.
    »Wir schauen uns noch mal ›Ist das Leben nicht schön?‹ an«, sagte Fred. »Deine Hot dogs sind im Kühlschrank.«
    »Habt ihr mir auch ein Grapico mitgebracht?«
    |194| »Na klar.«
    Ich legte Kranz und Girlande auf den Kaminsims. »Wo ist denn dein Auto, Haley?«
    »Debbie hat es sich geliehen. Ihres ist kaputt. Sie hat mich hier abgesetzt, damit ich euch das Kleid zeigen kann, das ich
     mir für den Polizeiball gekauft habe.«
    »Gut. Und wer ist zu Sneaky Pete’s gegangen?«
    »Wir beide.«
    »Riecht wundervoll.« Ich schlüpfte aus meinen ramponierten hochhackigen marineblauen Schuhen, schnappte mir meine Hot dogs
     mit allem Drum und Dran und schob sie ein paar Sekunden lang in die Mikrowelle.
    »Was ist bisher passiert?« fragte ich, als ich mit meinen Hot dogs und dem Grapico ins Wohnzimmer kam.
    »Jimmy Stewart und Donna Reed haben gerade erst geheiratet«, sagte Haley.
    »Oh, wunderbar.« Ich knöpfte den Rockbund meines Kostüms auf und machte es mir auf dem Sofa gemütlich. Ich bin keine Puristin.
     Ich liebe Ted Turners Kolorierung. Und ich liebe Sneaky Pete’s Hot dogs. In diesem Moment war ich eine glückliche Frau.
    »Und rate mal, was es zum Nachtisch gibt«, sagte Haley. »Enthält Karamel und Marshmallow und hat einen Mantel aus gerösteten
     Erdnüssen und Schokolade.«
    »Goo Goo Clusters!« rief ich. Himmlisch.

|195| 12
    Am nächsten Morgen warf ich eine Ladung Wäsche in die Maschine und führte Woofer bei leichtem Nieselregen spazieren, der eigentlich
     mehr dichtem Nebel als wirklichem Regen glich. Es war ein angenehmer Spaziergang, die leichte Feuchtigkeit legte sich erfrischend
     und kühl auf mein Gesicht. Sie führte zwar dazu, daß sich mein Haar wild kräuselte, doch darüber regte ich mich schon seit
     Jahren nicht mehr auf. Offenkundig verstärkte sie auch die Gerüche, denn Woofer mußte schnüffelnd an jedem Baum, jedem Zaunpfahl
     und jedem Busch am Wegesrand stehenbleiben. Ich trieb ihn nicht zur Eile, wir genossen es beide.
    Als wir zurück waren, rief ich bei Mary Alice an, um mich nach

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