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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Patricia Anne. Hast du schon mal von jemandem gehört, der in Jake’s Joint krank geworden
     wäre?«
    »Ich glaube nicht.« Ich griff nach einem Stück Zitrone. »Ich kann jetzt bloß nicht noch eine Lebensmittelvergiftung zu all
     dem anderen dazu gebrauchen, was in den letzten paar Tagen passiert ist.«
    »Nun ja, du hast dir unnötige Scherereien aufgehalst, das steht fest. Diese beiden Needhams einfach so von der Straße abzuschleppen.
     Mein Gott!« Mary Alice schüttelte den Kopf. Ich schnipste ein Stück ausgequetschte Zitrone zu ihr hinüber und traf sie am
     Arm.
    »Kann ich das hier gefahrlos abstellen?« fragte Mavis, die jetzt mit einem Teller Spareribs vor uns stand.
    »Entschuldigung.« Ich löste meine Arme von dem klebrigen Tisch.
    »Schon okay. Ich hatte eine Freundin, die habe ich die ganze Zeit mit irgendwelchem Zeug beworfen.« Mavis stellte die Rippchen
     und einen Stapel Weißbrot auf den Tisch.
    »Sie ist meine Schwester, keine Freundin«, sagte ich und deutete mit dem Kopf auf Mary Alice.
    »Davon hab’ ich auch eine. Brauchen Sie noch was?«
    Wir sagten nein, alles sähe wundervoll aus. Das war auch wirklich so. Die nächsten paar Minuten konzentrierten wir uns aufs
     Essen. Mary Alice ließ ein paar ausgesuchte Bissen durch die Löcher in Bubbas Korb gleiten.
    »Ich dachte, James Butler hat ihn auf Diät gesetzt«, sagte ich.
    »Ab morgen«, erwiderte Mary Alice. »Er muß erst wieder zu Kräften kommen.«
    |238| »Weißt du«, fuhr ich fort, als der Stapel Brot und die Spareribs beträchtlich zusammengeschmolzen waren und ich meiner Schwester
     gegenüber wieder freundlichere Gefühle hegte, »Claire ist wieder aufgetaucht, und ich bin so erleichtert, daß es ihr gutgeht.
     Jetzt kann ich die Sache für mich als erledigt betrachten. Wer auch immer Mercy oder Ross umgebracht hat oder versucht hat,
     Claire zu töten, es ist jetzt Sache der Polizei, das herauszufinden. Nicht wahr?«
    »Richtig.« Mary Alice legte eine weitere zusammengeknüllte Serviette auf den ansehnlichen Haufen auf dem Tisch. »Wie heißt
     noch mal diese Polizistin, die andauernd angetanzt kommt?«
    »Meinst du Bo Mitchell?«
    »Genau.«
    »Weshalb?«
    »Nur so.«
    Mary Alice hatte in ihrem ganzen Leben noch nie etwas einfach »nur so« gefragt. »Weshalb denn?« bohrte ich nach.
    Mary Alice zuckte die Schultern und griff nach dem letzten Sparerib. »Möchtest du noch eine Pfirsich-Teigtasche?«
    »Warum nicht?« Ich stand auf und winkte Mavis, die mich wundersamerweise auch sah und kam, um die Bestellung aufzunehmen.
     »Also, was ist mit Bo Mitchell?« fragte ich, als Mavis wieder weg war.
    »Für den Fall, daß ich im Polizeirevier anrufe, würde ich gerne wissen, an wen ich mich wenden muß.«
    Das wurde immer merkwürdiger. »Warum solltest du im Polizeirevier anrufen wollen?«
    »Ich glaube, ich weiß, zu wem Ross Perry wollte an dem Tag, als er erschossen wurde.«
    »Zu wem?«
    »Zu Leota Wood.«
    »Was bringt dich denn bitte auf den Gedanken?«
    »Nun, als ich ihre Toilette gesucht habe, habe ich versehentlich |239| die Tür zu ihrem Schlafzimmer hinten aufgemacht und daraufhin einen Blick hineingeworfen, weil ich sehen wollte, ob sie dort
     noch mehr Quilts hat; und, Maus, es war voll bis unters Dach mit Zeug von diesen ganzen Folk-Art-Leuten. Ich konnte nur ganz
     kurz gucken, aber ich schwöre dir, daß ich auch Bilder von Abe gesehen habe. Und von Lonnie Holcombe und Ruby – wie hieß sie
     noch mal mit Nachnamen? Da waren noch viel mehr Sachen als in Mercys Galerie. Einfach so reingestapelt.«
    Ich ging darüber hinweg, daß Mary Alice »versehentlich« die Schlafzimmertür in Leota Woods Haus aufgemacht hatte, und fragte:
     »Warum hast du mir das nicht erzählt?«
    »Ich habe erst mal darüber nachgedacht.«
    »Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?«
    »Daß Ross und Leota Kunstdiebe sind. Sie haben Kunstwerke gestohlen und sie auf dem Schwarzmarkt verkauft, und Leota hat Ross
     erzählt – erinnerst du dich an diesen Telefonanruf, den er im Restaurant getätigt hat?   –, daß ihr Verbindungsmann, wahrscheinlich ein großer Kunstmafiaboß, angerufen und ihr mitgeteilt habe, er wolle mit ihnen
     am Nachmittag ein Geschäft machen, und dann ist Ross da rausgebraust, nur war es leider eine Falle, und er wurde aus einem
     Versteck im Wald heraus erschossen.«
    Ich blickte meine Schwester an, die gerade den letzten Rest Grillfleisch von der letzten Rippe nagte. Sie legte den Knochen
     zu dem Stapel

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