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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Keller, direkt neben ein paar Ketten mit
     großen, farbigen Lichtern. Ich beäugte sie einen Augenblick lang und beschloß dann, daß dies für Fred mit seiner Angst vor
     Feuer den Bogen überspannen würde. Ich würde noch mal losfahren und ein paar winzige Lichter besorgen müssen.
    »Was ist das denn, Mama?«
    Ich fuhr hoch. Ich war so konzentriert gewesen, daß ich Haley nicht durch die Kellertür hatte kommen hören.
    Sie beantwortete ihre Frage selbst. »Du hast einen echten Baum gekauft, und Papa wird einen Anfall bekommen.«
    Ich lief die Treppe hoch, den Ständer in der Hand. »Ziemlich wahrscheinlich«, gab ich ihr recht. »Wie kommt’s, daß du nicht
     bei der Arbeit bist?«
    »So kurz vor Weihnachten lassen sich nur wenige freiwillig operieren.«
    »Die Leute können es sich aussuchen, wann sie am Herzen operiert werden?«
    »Sie können die Operation hinausschieben. Manchmal.«
    Ich sah mir die kleine Haley an. Der Gedanke, daß sie Tag für Tag im Brustkorb irgendwelcher Leute herumwühlte, war für mich
     noch immer erschreckend. Ich hatte nie wissen wollen, was unter meiner Haut war. Schlafende Eingeweide soll man nicht wecken,
     das ist meine Philosophie. Eine schlechte laut Haley, die mich immer wieder zur Mammographie, zu Abstrichen und verschiedenen
     anderen demütigenden Untersuchungen |243| schleppt. Zum Glück löchert sie ihren Vater auch so lange, bis er sich untersuchen läßt. Vor ein paar Jahren hat er sich ein
     Melanom im frühen Stadium von seinem Rücken entfernen lassen, dem keiner von uns Beachtung geschenkt hatte.
    »Siehst du?« hatte Haley zu ihrem Vater gesagt, als der Laborbericht zurückkam. »Siehst du? Ich habe es dir doch gesagt.«
    »Was machst du«, hatte Fred mich daraufhin gefragt, »wenn deine Kinder dir an den Kopf werfen ›Ich habe es dir doch gesagt‹?«
    »Sag danke.« Das war meine ehrliche Meinung. Jetzt untersuchen er und ich uns gegenseitig den Pelz wie Affen.
    »Ein hübscher Baum. Größer als meiner.« Haley musterte den Baum, als ich die Kellertreppe nach oben kam. »Hast du irgendwelchen
     Schmuck dafür?«
    »Vielleicht finde ich ein bißchen was. Hilf mir mal, ihn in den Ständer zu hieven.«
    Es ist immer ein bißchen schwierig, die Schrauben in den Stamm zu bekommen. Ich war dankbar für Haleys Hilfe.
    »Ich muß mir deine schwarze Abendtasche leihen«, sagte sie, während wir den Baum ins Haus schleppten, der oben an der Hintertreppe
     so klein ausgesehen hatte. »Und Großmutters Kamee. Und dieses goldene Ding von dir für die Haare, weißt du? Dieses Schmetterlingsteil.
     Ich habe nämlich beschlossen, mein Haar hochgesteckt zu tragen auf dem Polizeiball. Außerdem werde ich ein Kleid anhaben,
     das wie ein Unterrock oder ein Nachthemd aussieht, ich sag’s dir. Ich habe es tatsächlich in der Wäscheabteilung von Rich’s
     gekauft, aber auf dem Etikett hieß es, man könne es auch als Kleid tragen, also nehme ich sie jetzt beim Wort.«
    »Sheriff Reuse kann sich glücklich schätzen«, sagte ich. Es war wundervoll, Haley so fröhlich daherplaudern zu hören.
    |244| »Wow«, sagte sie, als wir durch die Küche gingen. »Woher hast du denn diese prachtvollen Blumen?«
    »Von den Needham-Zwillingen, Lynn und Glynn. Den Schwestern von Claire Moon.«
    »Weil du Claire ins Krankenhaus gebracht hast? Das ist aber nett.«
    »Nein, weil ich die Zwillinge letztens zu mir nach Hause verfrachtet habe.«
    Wir stellten den Baum in der Wohnzimmerecke auf, während ich Haley erklärte, daß ich Angst gehabt hatte, die Zwillinge würden
     Auto fahren, und sie just von dort, wo sie eigentlich untergebracht waren, mit nach Hause geschleppt hatte. »Und ich hatte
     recht«, schloß ich. »Claire war bei ihnen. Sie waren es, die sie aus dem Krankenhaus geholt haben.«
    »Hast du sie gesehen? Geht es ihr gut? Und warum haben sie sie rausgeholt?« Haley kroch auf allen vieren umher und versuchte
     den Baum gerade zu stellen. »Wie steht er so?«
    Ich trat einen Schritt zurück, um ihn zu begutachten. »Hängt leicht nach rechts. Und nein, ich habe sie nicht gesehen. James
     Butler sagte, Thurman Beatty sei zu ihr gefahren, um nach ihr zu schauen. Wir waren draußen in seiner Pferdeklinik, um Bubba
     abzuholen.«
    »Tante Schwesterherz’ Bubba war in einer Pferdeklinik?«
    »Wo er sich mit Sicherheit blendend behauptet hat.«
    Haley rutschte ein Stück vom Baum weg und stand auf. »Ist er immer noch schief?«
    »Sieht in meinen Augen gerade aus. Meinst du, ich

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