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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ich. »Wahrscheinlich dieselbe Person.«
    »Jesus, nein! Dieses süße Mädchen?« Leota stellte schockiert ihre Tasse ab.
    »Haben Sie das etwa nicht gewußt?« Mary Alice sah aus, als wollte sie zu einer detaillierten Beschreibung von Claires Misere
     ansetzen.
    »Es geht ihr gut«, unterbrach ich sie schnell. Ich fügte nicht hinzu »hoffe ich«, was der Wahrheit näher gekommen wäre.
    »Aber man hat versucht, sie umzubringen?« Leota Woods Gesicht, das bei unserem Hereinkommen kupferfarben geglänzt hatte, sah
     nun grau aus.
    |232| »Macht ganz den Eindruck.«
    Leota faltete die Hände und führte sie an ihr Kinn. Eine Weile lang saß sie andächtig da, so als würde sie beten. Dann drehte
     sie die Handflächen nach oben und fragte: »Wollen Sie denn irgendwelche Quilts kaufen?«
    Wir wollten. Mary Alice kaufte drei, einen für jede ihrer Töchter und einen für Haley. Ich erstand den Himmel-und-Erde-Quilt.
     Damit sich meine Kinder später nicht mit soviel Geld herumschlagen mußten.
    Mit den leuchtendbunten Quilts im Inneren und den oben auf dem Dach festgebundenen Weihnachtsbäumen sah unser Auto richtig
     festlich aus, als wir vor der Klinik anhielten, um Bubba abzuholen. James Butler kam gerade um die Ecke. Er winkte und lief
     strahlend auf uns zu.
    »Claire ist aufgetaucht«, sagte er. »Es geht ihr gut. Thurman ist eben los, um nach ihr zu sehen.«
    »Ich wette, ich weiß, wohin er gefahren ist«, sagte ich. »Ins Tutwiler Hotel.«
    »Donnerwetter!« rief James. »Woher wissen Sie das nun schon wieder?«
    »Ist einfach nur Spekulation.«
    »Ihnen beiden, meine Damen, würde ich alles glauben. Kommen Sie rein und erzählen Sie mir alles. Bubba scharrt schon mit den
     Hufen.«
    »Scharrt mit den Hufen?« murmelte Mary Alice.
    Ich lachte. »Nun, was erwartest du, wenn du deinen Kater in eine Pferdeklinik steckst?« Wir stiegen aus und folgten James
     hinein.

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    »Wie kommt es, daß Thurman Beatty sich von Mercy nicht hat scheiden lassen, wenn er doch so sehr in Claire Moon verliebt war?«
     fragte mich Mary Alice, als wir uns durch den weihnachtlichen Verkehr auf dem Highway 280 nach Hause kämpften. Bubbas Reisekorb
     stand zwischen uns auf dem Vordersitz, und unter gelegentlichem Maunzen schob er seine Pfoten mit ausgefahrenen Krallen durch
     die Löcher.
    »Vielleicht irrt sich Bonnie Blue ja auch, was Thurman betrifft. Vielleicht ist er einfach nur ein netter Mensch, der sich
     um eine Frau, die in Not ist, Sorgen macht«, sagte ich, während ich versuchte, Bubbas Tatze auszuweichen. »Dieser Kater ist
     gefährlich.«
    »Er braucht nur ein wenig Aufmerksamkeit, weil er krank ist.«
    »Ich würde ihn äußerst ungern erleben, wenn er richtig durch den Wind ist.«
    »Er ist ein guter Junge, doch, ist er.« Mary Alice tätschelte den Korb und zog schnell die Hand zurück, als Bubba mit der
     Pfote ausholte. Sie war jedoch nicht schnell genug. »Scheiße!« »Er ist ein guter Junge, doch, ist er. Vielleicht war sein
     Vater ja auch ein Kojote.« Ich beobachtete, wie sie an ihrem Handgelenk saugte.
    »Halt die Klappe, Patricia Anne, gib mir lieber ein Kleenex aus meiner Handtasche. Ich meine«, fuhr sie fort, nachdem sie
     das Papiertuch auf den Kratzer gedrückt hatte, »nehmen wir einmal an, Bonnie Blue hat recht. Heutzutage müssen die Leute nicht
     zusammenbleiben, wenn sie nicht wollen. Wenn |234| du in jemand anderen verliebt wärst, würdest du dann bei Fred bleiben wollen?«
    »Ich würde ihn mitnehmen.«
    »So siehst du aus.« Sie setzte den rechten Blinker.
    »Wohin fährst du?«
    »Zu Jake’s. Ich bin am Verhungern.«
    »Und was ist mit Bubba? Oder holst du dir nur was zum Mitnehmen?«
    »Er kann mit rein. Das wird keiner merken.« Bubba kommentierte diesen Unsinn mit einem Maunzer.
    Jake’s Joint hat das beste Barbecue in ganz Alabama. Nein, im ganzen Süden. Jake verschwendet keine Zeit auf all das Zeug
     drumrum wie Krautsalat, Bohnen oder Gulasch. Er serviert gegrilltes Fleisch. Punkt. Mit Weißbrot. Und es stehen immer Unmengen
     von Menschen Schlange, um kulinarischen Selbstmord zu begehen. Fragen Sie doch mal irgendwelche Leute aus dieser Schlange,
     ob sie wissen, daß sie mit den Spareribs, über denen sie da gleich hocken und für die man einen Laib Weißbrot und Dutzende
     von Papierservietten benötigt, um das Fett aufzusaugen, ihr Leben verkürzen. Man wird Sie nur mit rot- oder gelbverschmiertem
     Saucenmund angrinsen. Denn die einzige Frage, die hier bei Jake’s

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