Oase der Liebe
Kareefs Qualen ins Unerträgliche. Und trotzdem überstrahlte ihre reine Schönheit die vordergründige Eleganz der anderen Frauen so frappierend, dass er nur sie wahrnahm.
Sie war so atemberaubend schön … und so fern wie nie zuvor.
Kareefs Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. War das wirklich alles, was er ihr bieten konnte? Einen Platz im Hintergrund? Im Schatten unzähliger Menschen, die ihm nichts bedeuteten? Den Status seiner allzeit bereiten Geliebten, der er zwischen seinen Pflichten als König und Landesvater Aufmerksamkeit zollte, wann immer ihm die Zeit dazu blieb oder seine Libido es verlangte?
Er aß appetitlos und ohne etwas von den Köstlichkeiten zu schmecken, während er den öden Monolog des alten Königs ab und zu mit einsilbigen Lauten unterstützte und der kichernden jungen Prinzessin eine kurze Antwort oder ein flüchtiges Lächeln schenkte, wenn sie es tatsächlich einmal wagte, ein Wort an ihn zu richten.
Dann war das Dinner endlich vorbei, und während immer mehr Musikanten und Feuertänzer den Saal bevölkerten, löschte man die Kerzen, um die zu erwartenden sensationellen Darbietungen ins rechte Licht zu rücken.
Kareef schob seinen Teller zur Seite, tupfte sich die Lippen mit der weißen Leinenserviette ab, knallte sie förmlich auf den Tisch, erhob sich von seinem Platz und eilte zu ihr.
Inzwischen war es so dunkel im Saal, dass man die einzelnen Gesichter nur noch schemenhaft ausmachen konnte. Das Publikum starrte wie gebannt auf die Truppe von wild aussehenden Gestalten, die einen furiosen Tanz mit Schwertern und Feuer aufführten – angetrieben von den eindringlichen und drängenden Rhythmen der Musiker, die sich langsam zu einem Crescendo steigerten, das auf den zu erwartenden Höhepunkt der Aufführung hinwies.
Während sich Kareef möglichst unauffällig einen Weg durch die dicht gedrängte Zuschauermenge bahnte, schnappte er gemurmelte Konversationsfetzen auf, die ganz sicher nicht für die Ohren des Königs bestimmt waren.
„Jasmine Kouri …“, hörte er eine Frauenstimme gehässig zischen und blieb unwillkürlich lauschend stehen. „Sie hat jeden einzelnen Tag der letzten Woche bei ihm im Palast verbracht … und selbstverständlich auch die Nächte. Unser König ist ein guter, ehrenhafter Mann, aber wenn eine Frau auch so herausfordernd die Beine spreizt …“
„Und dabei ist sie verlobt!“, empörte sich eine andere. „Sie macht aus dem armen Umar Hajjar, der sich bereit erklärt hat, sie zu heiraten, einen Narren! Man denke nur an den Skandal von damals! Sie war schon immer eine schlechte Seele …“
„Sie wird ihre wohlverdiente Strafe noch bekommen, wartet nur ab …“
Mit zu Fäusten geballten Händen wirbelte Kareef herum, um zu sehen, zu wem die hasserfüllten Stimmen gehörten, aber die Frauen hatten sich bereits zwischen die anderen Gäste gemischt, sodass er sie nicht identifizieren konnte. Vor sich sah er nur eine anonyme Masse von Menschen.
Verdammt! Warum stellte sich ihm kein sichtbarer Feind für einen Kampf Mann gegen Mann in den Weg. Ihn zu vernichten würde ihm wenigstens die dringend ersehnte Genugtuung bescheren!
Kareef zitterte immer noch vor Wut, als er die Seitentische im hinteren Teil des Ballsaales erreichte. Unablässig flüsterte er Jasmines Namen wie ein beschwichtigendes Mantra vor sich hin. Er verging vor Sehnsucht nach ihr, wollte sie schützend in seine Arme schließen, ihre Tränen und ihren Kummer fortküssen.
Doch als er ihren Platz erreichte, war dieser leer.
In dem Moment, als die Musiker mit ihren Instrumenten den Ballsaal betraten und ein wahres Klanginferno für die wilden Schwert- und Feuertänzer in dem abgedunkelten Raum intonierten, huschte Jasmine unbemerkt nach draußen.
Das Festbankett war die reine Hölle gewesen. Sie hörte das kaum verhohlene Getuschel und Gewisper sehr wohl und vermochte kaum, den neugierigen und anklagenden Blicken um sich herum auszuweichen. Einige waren regelrecht hasserfüllt.
Natürlich ging jeder davon aus, dass sie seine Geliebte war, obwohl es dafür keine Beweise gab, da Kareef und sie sich seit ihrer Rückkehr in den Palast weder geküsst noch das Bett miteinander geteilt hatten. Und selbstverständlich lasteten sie ihr … und nur ihr, die Schuld für diese Sünde an.
Der fette Mann neben Jasmine hatte ihr während des gesamten Dinners mit seinen anzüglichen Blicken und schlüpfrigen Bemerkungen heiße Schamesröte ins Gesicht getrieben, während die mausbraune
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