OASIS - Die Entdeckung (German Edition)
keine 20 Minuten für diese Fahrt nach Hurghada, wo er geradewegs das Hotel Arabia ansteuerte. Er parkte unmittelbar vor dem Hauptei n gang, ohne dem wild gestikulierenden Hotelpagen auch nur die geringste Beac h tung zu schenken.
Ziemlich ungehalten ließ er die Polizeikontrolle über sich ergehen und eilte anschließend vorbei an der Rezeption die Treppen hinauf zur ersten Etage. Nancys Zimmer stand einen Spaltbreit offen. David ging vorsichtig hinein. Dri n nen waren deutlich die Spuren eines Kampfes zu erkennen, aber das Zimmer war leer. Einige von Nancys Sachen lagen ve r streut auf dem Boden herum, doch von ihr gab es keine Spur.
David eilte zurück zur Rezeption und fragte den Conc i erge, ob er irgendetwas Verdächtiges bemerkt hätte. Doch keinem schien auch nur die geringste U n regelmäßigkeit aufgefallen zu sein. Plötzlich tippte ihn j e mand von hinten auf die Schulter und David drehte sich um. Es war der Et a genservice, ein ju n ger Mann in einer weißen Jacke. Er fragte David etwas schüc h tern: „Sir, suchen sie Nancy Cramer?“
„Ja, ich suche Nancy. Wo ist sie? Haben sie etwas ges e hen?“ , fra g te David hastig und ein wenig außer Atem.
„Ich war gerade dabei, das Nachbarzimmer aufzuräumen und zu putzen, da hörte ich plötzlich Stimmen und mer k würdige Geräusche. Es waren keine norm a len Stimmen, keine gewöhnliche Unte r haltung. Die Stimmen waren laut, die männlichen Personen schrien und eine weibliche Sti m me rief immer ‚Nein!’ und ‚ Hilfe!’
Mir war sofort klar, dass da irgendetwas nicht stimmen konnte. Ich ging aus dem Zimmer und wollte nachscha u en. Da sah ich im Flur Miss Cramer auch schon mit zwei, mir unbekannten, Männern mitg e hen. Das Ganze sah ziemlich merkwürdig aus. Ich hatte den Eindruck, dass Miss Cramer ganz bestimmt nicht freiwi l lig mit ihnen gegangen ist, ja, dass sie von den Männern entführt wurde. Dann verließen sie das Hotel und fuhren weg“, antwortete ihm der ju n ge Mann.
„Wie lange ist das jetzt her?“ , fragte David, immer noch außer A tem.
„Etwa eine halbe Stunde, Mister.“
„Haben sie das Auto gesehen, mit dem sie weggefahren sind?“
„Ja, mit einem großen roten Jeep der Marke Toy o ta.“
„In welche Richtung sind sie gefahren?“
„Richtung Hurghada. Aber auf dem Zimmer hörte ich mehrfach den Namen El Go u na .“
David bedankte sich bei dem jungen Mann, schlug ihm mit der rechten Hand auf die Schulter, drückte ihm eine Fünfdollarnote in die Hand, die er aus der Hosentasche kramte, und eilte im Laufschritt zu seinem Wagen. Mit Vollgas raste er nach Hurghada. Er ignorierte jegliche Ve r kehrsregeln. Mit über 100 Stu n denkilometern brauste er die El Corniche Street entlang, eine der größten, von Touristen und Einheim i schen an diesem Sonntag dicht bevölkerten Straße, quer durch D a har, einem Ortsteil von Hurghada. Mehreren Passanten blieb nichts anderes übrig, als sich in letzter Sekunde mit einem kühnen Sprung zur Seite vor einem drohenden und vielleicht tödlichen Zusamme n prall zu retten. Mit quietschenden Reifen fuhr D a vid dann durch die vielen Kurven der engen Straßen der Innenstadt. Zwei Shu t tlebusse stießen seinetwegen z u sammen und kippten um, als sie ihm ausweichen mussten. Die ägyptische Polizei ve r suchte sofort die Verfolgung aufzune h men, doch mit ihren veralteten und klap p rigen Kisten besaßen sie nicht die Spur einer Chance. Davids Mitsubishi, er fuhr das Sonde r modell ‚Dakar’, war ihnen in jeder Beziehung haushoch überlegen und schon nach wenigen Hundert Metern konnte er die Pol i zei dauerhaft abhä n gen.
Er fuhr weiter über die breite Landstraße El Nasr Way bis zur künstlich ang e legten Touristenmetropole El Gouna. Dort begann er , systematisch die Parkplätze aller Hotels abzuklappern. Die Zeit drängte. Jede Sekunde, die er g e wann, war kostbar.
Etwa eine halbe Stunde suchte er die Hotelstadt ab, bis er schließlich vor einem namhaften Fünfsternehotel e i nen roten Toyota stehen sah. Vorbei an der Polizeiko n trolle, die wohl gerade eine Pause einlegte, eilte er in das Hotel an die R e zeption. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, er rang nach Luft.
„Haben sie, haben sie - vor etwa einer halben Stunde – zwei, zwei Männer und eine Frau - in ihr Hotel kommen sehen? “, fragte er auch hier den Concierge, indem er meh r fach seinen Satz unterbrechen und nach Luft schnappen musste.
„Ja, vor ein paar Minuten“, berichtete der Mann hinter dem Tresen.
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