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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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Schwester.«
    Ich vermutete, daß ich am richtigen Platz angekommen war.
    Eine andere Stimme sagte hinter mir aus der Luft: »Name und Überweisung Ihres Arztes. Nehmen Sie dort drüben Platz«, und dann streckte das hinter mir sitzende Wesen eine Hand aus.
    »Ich bin der neue Assistent von Dr. Malleson. Wenn Sie ihm bitte melden würden, daß ich hier bin.«
    »Zweite Tür links, den Korridor geradeaus.«
    »Danke für Ihre Hilfe.« Der Sarkasmus war verschwendet.
    Die Schwester war das nächste Hindernis. Sie entdeckte mich, als ich auf der Suche nach der »zweiten Tür links« den Korridor entlangwanderte.
    »Ich fürchte, Sie werden noch warten müssen«, sagte sie, »es sei denn, Sie suchen die Herrentoilette. In diesem Fall folgen Sie der gelben Linie und fragen Sie nochmals bei der Pathologie.«
    Ich wiederholte mein Verslein, und sie ließ mit Mühe und Not ein frostiges Lächeln über ihr Gesicht streifen, dann zeigte sie mir Dr. Mallesons Zimmer. Zimmer! Man hätte es eher als Zelle bezeichnen können. Man hätte niemals gedacht, daß hier ein Oberarzt eines der berühmtesten Lehrhospitäler von England arbeitete. Es war wirklich eine Schande. Das Zimmer war leer, kein Zeichen von Dr. Malleson, obgleich sein Name am Türschild stand.
    »Ich meine«, sagte ich, auf den Korridor hinausdeutend, »ich meine, Schwester...«
    Der Gang war leer bis auf eine farbige Küchengehilfin, die einen Teewagen vor sich her schob. Sie sah mich mit Sympathie an, als sei ich in der richtigen Abteilung angekommen.
     

4
     
    Ich ging in das Zimmer zurück, schloß die Tür und kam mir wie ein Verbrecher vor. Ich hatte mich gerade hinter den Schreibtisch gesetzt, der einen großen Teil des Raumes einnahm, als die Tür aufgestoßen wurde und eine Schwester ihren Kopf hereinsteckte, Luft holte und sagte: »Oh, ich suche Toby«, und wieder verschwand.
    »Toby.« Warum hatte sie nicht »Dr. Malleson« gesagt? Stimmte hier vielleicht irgend etwas nicht? Man konnte nie wissen.
    Wieder ging die Tür auf. Diesmal war es eine Sekretärin.
    »Oh! Wo ist Toby?«
    Sie wartete ebenfalls nicht auf eine Antwort. Ich fing an, Tobys Rückkehr sehnlich zu wünschen, was auch immer der Anlaß für sein Verschwinden gewesen sein mochte. Ich hatte kaum Zeit, den Drehstuhl zu testen, als ich wieder unterbrochen wurde. Es begann mich nervös zu machen. Diesmal war es ein kleiner Mann mit ausdrucksvollen Augen und schwarzem Schnurrbart, der zögernd hereintrat und wartend stehenblieb.
    Ich räusperte mich. Er stand still wie ein Vorstehhund.
    »Cuthbert«, sagte er.
    Er schien bereit, jeden Augenblick davonzulaufen. Ich besann mich, daß ich es nun mit psychiatrischen Patienten zu tun hatte, und hielt es für das Beste, ihn vorsichtig heranzulocken.
    »Ist das Ihr erster Besuch hier im Krankenhaus?«
    Er nickte.
    »Nun, setzen Sie sich doch.«
    Er sah auf seine Uhr.
    Aha, dachte ich, aufsässig.
    Er setzte sich auf die Stuhlkante. Mir schien es richtig, bereits einmal seine Krankengeschichte zu notieren. Wenn ich mir dabei viel Zeit lassen würde, wäre Toby vielleicht inzwischen zurück.
    Ich zog meinen Federhalter heraus und legte ein Blatt Anstaltspapier von dem Stapel auf Tobys Schreibtisch vor mich hin.
    Er blickte nach der Tür. Vermutlich Agoraphobie, Angst vorm Eingeschlossensein.
    »Williams«, sagte er.
    »Sie meinen William?« Ich schrieb William Cuthbert auf das Papier.
    »Williams.«
    »Williams Cuthbert?«
    Er sah mich argwöhnisch an und dann wieder auf die Tür.
    »Cuthbert Williams.«
    »Natürlich, wie dumm von mir. Nun lassen Sie mal sehen, Mr. Cuthbert, ich meine Mr. Williams...«, ich verlor den Faden, es war sehr heiß in der »Zelle«, irgend etwas konnte mit der Heizung nicht stimmen.
    »Wie alt sind Sie, Mr. Williams?«
    »Dreiundfünfzig.«
    »Beschäftigung?«
    Er warf mir einen merkwürdigen Blick zu. »Angestellter.«
    »Sehr gut. Nun zu Ihren Eltern. Leben diese noch?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nun, zuerst zu Ihrem Vater. Woran ist er gestorben?«
    »Am Wochenbett.«
    »Nein, Ihr Vater, Mr. Williams!«
    »Wochenbett.«
    Ich wartete.
    »Wir waren acht, wissen Sie, alles Jungen. Als noch einer kam, überstand mein Vater das nicht.«
    »Vielleicht Herzinfarkt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wochenbett.«
    Ich versuchte es auf andere Weise.
    »Wie alt war er denn?«
    »Weiß wirklich nicht.«
    »Na, ungefähr!«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen, ich habe ihn ja nie gesehen.«
    »Sie haben Ihren eigenen Vater niemals

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