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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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Kirch...«
    »In die Kirch...?«
    »In die Kirchpark-Anlage.«
    »Was werden nur die Patienten denken!«
    »Du hast dir doch längst abgewöhnt, darüber nachzudenken, was die Patienten denken könnten. Außerdem - das weißt du nur zu gut — werden sie völlig hingerissen sein von der ganzen Sache.«
    »Purpur und orange!«
    Es kam noch schlimmer. Wie wir um sieben Uhr dreißig entdeckten, war die Frühstückspartie auf dem Rasen das reinste Volkstreffen. Unsere Küche sah aus wie eine Bierkneipe, angefüllt mit Menschen, Küchendunst und Zigarettenqualm.
    »Fred!« schrie ich. »Fred!!«
    Er trug weiße Leinenhosen, Sandalen und ein getupftes Taschentuch um den Hals. Das war alles.
    »Fred«, sagte ich, »wer sind diese Menschen?«
    Er sah erstaunt aus. »Ich weiß nicht, Mann. Künstler, Schriftsteller, Maler, Ausflügler, Arbeiter, Arbeitslose, Passanten, Schmarotzer, Verrückte, Polizisten, Schwarze... dieses Haus gehört den Leuten, Mann.«
    »Aber es ist mein Haus.«
    »Es ist der erste Juli, Mann.«
    Es gehörte mir nicht mehr.
    »Wenn ich gewußt hätte...«
    »Ich begreife Ihre Verärgerung nicht.« Fred sah völlig überrascht aus. »Sie tun doch keinem Menschen etwas zuleide.«
    »Und was ist mit der Praxis? Ich vermute, daß Sie die Sprechzimmerwände flohfarben streichen lassen.«
    »Nur, wenn Sie das verlangen, Mann.«
    Ich erinnerte mich daran, daß ich für den Teil des Hauses, der zur Praxis gehörte, einen Mietvertrag hatte und dort ohne meine Einwilligung nichts verändert werden durfte. Das war wenigstens etwas.
    »Möchten Sie frühstücken?« fragte Fred mit einladender Armbewegung in Richtung Küche, in der kaum Platz war, sich zu bewegen.
    »Ja. Und Sylvia auch, ebenso Peter, Penny, Eugenie, Caroline, Faraday und Hank. Was schlagen Sie vor?«
    »Aber es ist doch Platz für alle, Mann«, sagte er mit sanfter Stimme.
    Es war sinnlos, sich aufzuregen, »Ich kann nur hoffen«, sagte ich, »daß Ihre Möbel erst eintreffen, wenn die unseren draußen sind.«
    »Sie sind schon hier, Mann.«
    Ich blickte um mich. »Sie meinen doch nicht dieses Zeug dort auf dem Rasen vorm Haus?«
    Fred nickte.
    »Ist das alles?«
    Er nickte wieder.
    »Habe ich das etwa so zu verstehen, daß Sie dieses einst behagliche Wohnhaus in eine Kunstgalerie, eine Bibliothek und ein Café umwandeln wollen?«
    Fred grinste. »Das könnte stimmen, Mann. So ist es.«
    Wir nahmen unser Frühstück im hinteren Teil des Gartens ein. Gelassen auf dem Gartentisch sitzend, die Schüssel mit den Cornflakes und das Brot in der Hand, sagte ich bitter zu Sylvia: »Wessen Idee war es, Fred einzustellen?«
    »Deine.«
    »Aber du hast mich erst dazu ermutigt.«
    »Wie du ganz genau weißt, gab es keine Alternative.«
    »Ich bin hier völlig zufrieden und glücklich gewesen. Ich will gar nicht ausziehen. Sieh dir unser Haus an! Unser schönes Heim. Dieses Chaos! Wir werden wahrscheinlich die Polizei herbekommen, die Nachbarn werden Anzeige erstatten. Ich war einmal ein angesehener Arzt, ich habe mir in diesem Bezirk einen Ruf erworben...«
    »Du willst doch nicht etwa Hanswurst des Staates sein, bis du alt, grau, gebeugt, zermürbt und bitter bist und in den Sielen stirbst...?«
    Ich deutete auf das, was einst mein Haus war. »Meinst du damit, daß das hier mein Leben verlängern und verschönern wird?«
    »Reg dich bloß nicht auf«, sagte Sylvia und schüttete Milch in Eugenie hinein, »alles wird gut werden.«
    Ich hätte ihren Gleichmut gern geteilt. Sie hatte verlangt, ich sollte genau wie immer Sprechstunde abhalten - vermutlich, um mich aus dem Weg zu haben -, da die Möbelträger sich um alles kümmern würden und es nichts für mich dabei zu tun gebe. Fred war wegen seines Einzugs ebenfalls entschuldigt.
    Meine Stimmung hatte sich keineswegs gebessert, als die ersten sechs Patienten, die in mein Sprechzimmer traten, jedesmal an der Türschwelle innehielten und erstaunt sagten: »Oh, ich dachte, Fred ist heute hier.«
    Ich erklärte, daß Doktor Perfect und ich wegen des Umzugs getauscht hätten. Einer der Patienten sagte daraufhin fröhlich: »Nun, ich vermute, daß ich Sie nicht Wiedersehen werde, Doktor. Danke für alles, was Sie für mich und meine Frau getan haben. Die Kinder kommen gern zu Fred, sie fragen immer nach ihm, auch wenn sie nicht krank sind. Es war sehr komisch, neulich...«
    »Mr. Hawkes«, sagte ich steif, »ich ziehe lediglich privat um. Ich werde die Praxis hier aber behalten, und es wird alles so weitergehen wie

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