Ob das wohl gutgeht...
Ratschläge, spendete Hilfe und hörte aufmerksam zu. Ich war glücklich, daß ich weder in einem aseptischen Gesundheitszentrum tätig war noch in einem Krankenhaus. Ich bemerkte, daß ich die Freunde, die ich während der langen Jahre in Freud und Leid gewonnen hatte, nicht verlieren würde. Ich begann, erwartungsvoll dem Lorbeerbaumhaus entgegenzusehen.
11
Mrs. Glossop, unsere Freundin und tägliche Hilfe seit unzähligen Jahren, warf einen Blick in das Haus, legte ihre Schürze wieder in die riesige Tasche, die sie immer mitschleppte, und sah mich gedankenvoll an.
»Nicht diese Stufen, Doktor! Nicht mit meinen Krampfadern, das kann ich nicht. Wieviel sind es denn? Vier Stockwerke?«
»Genaugenommen, fünf.«
Sie ließ ein entsetztes »oh« hören.
»Sie wissen, daß ich nicht ungefällig bin, und Sie sind immer sehr gut zu mir gewesen, aber nicht fünf Stockwerke, nein, das kann ich nicht. Ich habe im anderen Haus niemals etwas gesagt, dort war auch nicht viel zu sagen, aber ich hab’ etwas gegen Treppen...«
»Wissen Sie was, Mrs. Glossop, ich werde die Treppen selbst putzen«, sägte Sylvia. »Sie werden gar nicht bemerken, daß Treppen da sind. Sie können sie einfach übersehen...«
Mrs. Glossop beugte sich vor. »Es geht eigentlich nicht ums Putzen, es ist das Rauf und Runter...«
Ich nahm alle meine psychologischen Kenntnisse zu Hilfe: »Sie wollen damit wohl sagen, daß Sie in Ihrer Kindheit irgendein unangenehmes Treppenerlebnis gehabt haben? Vielleicht sind Sie sogar einmal die Treppe hinuntergefallen?«
Sie sah mich mit einem vernichtenden Blick an. »Wir hatten in Margate einen Bungalow.«
»Bitte, Mrs. Glossop«, bettelte Sylvia, inmitten von Kisten und Kasten, den Tränen nahe. »Wenigstens so lange, bis wir eingerichtet sind.«
Aber Mrs. Glossop hatte bereits ihre Tasche ergriffen. »Es sind nicht nur die Treppen, um die Wahrheit zu sagen«, sagte sie, um sich blickend. »Es sind zu viele Fenster, und die Mülltonnen stehen vor der Haustür, und alles hockt viel zu dicht aufeinander; jeder weiß, was der andere macht. Und dann die Wäsche! Es ist ja nicht einmal ein Stückchen Garten da, wo man die Wäsche aufhängen könnte.«
»Wir haben einen eigenen Trockenraum«, sagte Sylvia stolz.
»Das ist doch nicht mit einem richtigen Garten zu vergleichen. Riecht nicht so frisch. Es gibt nichts Besseres als frische Luft für die Wäsche. Ich meine, glauben Sie nicht, daß ich mich beklagen möchte, ich habe das niemals getan, was Sie mir zugeben müssen, und es tut mir wirklich furchtbar leid, daß Sie das andere Haus aufgegeben haben, dieses schöne große Haus mit Platz für Ihre Wäsche und für den Staubsauger...«
»Wir haben auch einen eigenen Schrank für den Staubsauger«, sagte Sylvia rasch und zeigte ihn ihr.
Mrs. Glossop rümpfte die Nase.
»Ja, aber nichts für den ganzen anderen Putzkram. Ich meine, es tut mir leid, daß die Dinge so gelaufen sind, und vielleicht später, wenn Sie wieder ein größeres, gesündere' Haus für die Kleine, das arme kleine Wurm, haben werden...«
»Mrs. Glossop«, sagte ich, »dies ist eben ein Stadthaus und...« ich wollte gerade sagen, zweimal so teuer wie das alte Haus, fing aber rechtzeitig Sylvias warnenden Blick auf.
»Ja, es hätte vielleicht noch schlimmer sein können«, sagte Mrs. Glossop. »Eine von diesen Etagenwohnungen, ohne jedes Grün, wo der Lift dauernd stecken bleibt und man fünfzehn Stockwerke hinauflaufen muß, so wie bei meiner Schwägerin, und wo der Gasdruck so niedrig ist.«
»Wenn Sie irgendwelche Referenzen brauchen«, sagte Sylvia, die merkte, daß sie auf verlorenem Posten kämpfte.
Mrs. Glossop zog die Handschuhe an.
»Ich glaube nicht, daß das nötig ist, gnädige Frau, wissen Sie, Fred...«
»Aber Sie können doch nicht für Fred arbeiten«, sagte ich, »nicht in diesem Irrenhaus...«
»Es macht mir eigentlich Spaß«, sagte Mrs. Glossop. »Außerdem bringt er mir Yogaübungen bei.«
Sie drückte die Tasche an ihren Busen und hob die Augen gen Himmel.
»Wie die Lotosblüte vom Wasser unberührt bleibet...
Und auch der Wasservogel im schnellen Strom -
So wirst du durch Meditieren über das Wort
Von der Welt unberührt bleiben!
Ich hoffe, daß Sie hier ebenfalls glücklich sein werden! Machen Sie sich nur keine Sorgen, ich meine, es gibt im Meer noch immer so viele gute Fische, wie man herausholt - und alles Liebe für die Kleinen.«
Mit diesen zweideutigen Worten der Weisheit allein
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