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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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bedeckten das Parkett wie Konfetti. Ich suchte vergeblich nach einer Sitzgelegenheit für meine Gäste, als ich hinauf -
    ging, um Fred zu wecken. In der Küche fand ich schließlich zwei Holzkisten, die Fred als Stühle dienten. Ich staubte sie ab.
    Im Schlafzimmer erblickte ich den nichtsahnenden Fred, der sich in voller Kleidung zum Schlafen niedergelegt hatte.
    »Fred, Ihre Eltern sind unten.«
    »Wie bitte, Mann?«
    »Ihre Eltern sind gekommen, sie möchten Sie sprechen.«
    »Es ist nicht Sonntag.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Ich höre mir nur sonntags Predigten an.«
    »Sie sorgen sich um Sie, Fred. Sie haben über Sie in der Zeitung gelesen.«
    »Motto: Gute Tat eines jungen Mitbürgers!«
    »Fred, seien Sie nicht so grausam.«
    »Grausam, Mann! Ein Kind vollzustopfen mit all diesen Chorälen. Beuge dein Haupt und bete für deine Seele. Wirf deine Angel aus, der Herr wird dich versorgen... Sagen Sie ihnen, daß ich tot bin, Mann, zerschmettert wegen meiner Sündhaftigkeit...«
    »Fred, vergessen Sie nicht, daß es Ihre Eltern sind!«
    »Ich schulde ihnen nichts.«
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Hat Sie jemand darum gebeten?« Er drehte sich um und schloß die Augen. Ich konnte nichts mehr aus ihm herausbringen.
    Ich wagte kaum, ihnen ins Gesicht zu sehen. »Nun, es tut mir sehr leid, aber Fred... «
    Zu meiner Überraschung erhob er sich sofort und winkte mit der Hand ab. »Sie müssen sich nicht entschuldigen. Wir haben nicht wirklich gehofft, Fred selbst zu sehen. Wir wollten uns nur vergewissern, ob mit ihm alles in Ordnung ist...«
    »Das ist es.«
    »Das erleichtert uns sehr.«
    »Er ist eben nur sehr müde...«
    »Es ist nicht nötig, ihn zu entschuldigen. Er ist ein guter Sohn...«
    Ich mußte überrascht ausgesehen haben.
    »...ein sehr guter Sohn. Er schickt uns fast jeden Pfennig, den er verdient, wissen Sie. Wir haben noch acht Kinder, und das Leben wäre außerordentlich hart... Ich bin außerdem gesundheitlich nicht auf der Höhe und verdiene auch nicht sehr viel... Wenn Fred nicht wäre... Gott segne ihn und behüte ihn...«
    »Ich habe einen Sandkuchen mitgebracht«, sagte seine Mutter und holte aus ihrer Einkaufstasche ein Päckchen. Vergebens suchte sie in der unordentlichen Küche nach einem Platz, auf dem sie es abstellen konnte.
    Ich nahm es ihr ab. »Ich werde es ihm geben.«
    Ich legte das Päckchen auf das Abtropfbrett, als sie gegangen waren. Nach meiner Rückkehr von den Morgenvisiten sah ich, wie Fred den Kuchen an die Vögel verfütterte.
    »Es war ein guter Kuchen«, sagte ich ungnädig.
    »Hab’s sofort gesehen, Mann. Gebacken aus Frömmigkeit mit dem Gewürz des Pharisäertums. Entweder ich oder der Kuchen. Auf keinen Fall wir beide, Mann, nicht beide.«
    »Ich verstehe wirklich nicht, was Sie gegen Ihre Eltern haben.«
    »Nichts, Mann, überhaupt nicht das geringste.«
    »Ihre Eltern lieben Sie sehr.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit.«
    »Aber warum wollen Sie sie dann nicht sehen?«
    »Ich würde von dem Feuer versengt werden, Mann.«
    »Manchmal, Fred, habe ich entschieden den Eindruck, daß Sie verrückt sind.«
    Er warf den Vögeln das letzte Stück Kuchen hin. »Das Normale existiert doch nur in unserer Vorstellung, Professor.«
    »Und was werden Sie wegen der letzten Nacht unternehmen?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Die Zeitungen!«
    »Das ist doch eine gute Werbung.«
    »Werbung schon, aber keine gute.«
    »Jede Werbung ist gut, Mann. Das Wartezimmer wird heute abend bersten, lieber Partner...«
    Da ich am Abend frei hatte, würde ich es nicht miterleben können, aber nach den Erfahrungen, die ich am Vormittag gemacht hatte, mochte er recht haben. Fred war so etwas wie die Riesendame im Zirkus geworden; jeder wollte ihn sehen. In diesem Augenblick läutete es an der Haustür; es waren Dr. Murphy, Miller, Hobbs und Entwhistle. Sie hatten Morgenzeitungen in den Händen und schienen beträchtlich erregt zu sein.
    »Wir möchten Dr. Perfect sprechen.«
    »Haben Sie denn Eintrittskarten?« fragte Fred aus dem Hintergrund der Diele.
    Sie taten so, als hätten sie nicht gehört. Ich führte sie in das Wohnzimmer, wo Mrs. Glossop gerade einen mutigen Versuch unternahm, das Schlachtfeld aufzuräumen.
    Dr. Murphy, als ältester Arzt unseres Bezirks, nahm als erster das Wort.
    Er hielt Fred eine Zeitung, die nur von klugen Köpfen gelesen wurde, unter die Nase.
    »Sie haben dies vermutlich gelesen?«
    Fred nahm die Zeitung zur Hand und schlug sie auf. »Nein. Aber ich

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