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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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denken,
war noch nie seine Stärke. Sobald wir aufgelegt haben, werde ich ihn anrufen.«
    »Er ist unheimlich begeistert über seine Entdeckung. Er sieht sie als seinen Weg zum Ruhm und gerechte Strafe für die Kirche an. Wie es aussieht, glaubt er fest daran, dass die Kirche, wenn sie sich im Bezug auf die Jungfrau Maria geirrt hat, auch in anderen Bereichen danebenliegen könnte.«
    »Das kann gut sein, aber ich vertraue auf seine starken ethischen Grundsätze, obwohl seine moralische Haltung manchmal etwas fragwürdig ist. Wir haben unter anderem endlose Diskussionen über Sex geführt, von dem Shawn glaubt, dass er ein Geschenk für die Menschheit ist, das man im Austausch für die Bürde der Sterblichkeit bekommt. Er glaubt, dass man Sex genießen sollte, und ist wütend über die Haltung der Kirche, alle Aspekte der Sexualität zur Sünde zu erklären, die nicht unmittelbar der Fortpflanzung dienen. In jedem anderen Bereich kann er aber sehr gut zwischen Gut und Böse unterscheiden. Deshalb bin ich auch sicher, dass ihm klar werden wird, dass er nicht beweisen darf, dass die Knochen im Ossuarium die der Jungfrau Maria sind. Der Brief von Saturninus deutet zwar darauf hin, aber letztlich beruft er sich nur auf die Aussage von Simon Magus. Hat Simon Saturninus wirklich die Wahrheit gesagt? Das weiß keiner, und man wird es auch niemals herausfinden können.«
    »Was ist mit dem Simon-Evangelium, das Shawn im Ossuarium zu finden glaubt?«
    »Was soll damit sein?«, fragte James zögerlich.
    »Was ist, wenn es genau von diesem Thema handelt?«
    »Daran habe ich noch gar nicht gedacht«, gab James zu. »Das könnte natürlich die Dinge verkomplizieren.« Einen Moment lang schwiegen beide. »Du solltest mir
doch helfen und nicht im Gegenteil alles noch schwieriger machen«, fügte er mit einem nervösen Lachen hinzu.
    »Entschuldige bitte«, sagte Jack, »aber jetzt denk doch mal nach. Saturninus schrieb irgendwas darüber, dass Simon enttäuscht war, dass die Knochen ihm die Gabe des Heilens nicht übertrugen. Das bedeutet doch, dass Simon davon überzeugt war, dass die Reliquien echt waren.«
    »Okay, das reicht jetzt!«, fand James. »Jetzt fängst du schon an, mich in meinem Denken zu verunsichern. Selbst wenn das, was du sagst, wahr wäre, so ist es doch immer noch das Ergebnis von reinem Hörensagen.«
    »Aber das ist doch reine Formsache. Morgen wird das Ossuarium geöffnet. Lass uns einfach abwarten und sehen, was darin ist. Es könnten doch auch die Knochen einer Kuh sein und eine Schriftrolle, die nur durch ihre Fiktionalität beeindruckt.«
    »Du hast recht«, sagte James. »In meiner Aufregung habe ich mir das alles in den schlimmsten Farben ausgemalt. «
    »Ich fragte Shawn, ob es ihm was ausmachen würde, wenn ich dabei zusähe, und er sagte, ich wäre herzlich dazu eingeladen. Und dann fragte ich ihn noch, ob er gerne die neue anthropologische Abteilung des OCME nutzen würde, und auch darüber freute er sich, vorausgesetzt, niemand würde von der Identität der Knochen erfahren.«
    »Heißt das etwa, man könnte die Knochen sofort als menschliche identifizieren und das Geschlecht bestimmen? «
    »Wenn sich ein Anthropologe darum kümmert, ganz sicher sogar.«
    »Wenn du dabei bist, würdest du mich dann so schnell wie möglich anrufen?«

    »Sicher! Und ich hoffe, ich kann dich dann beruhigen.«
    »Ich werde dafür beten, dass das der Fall sein wird.«
    Nachdem sie sich höflich voneinander verabschiedet hatten, legte Jack auf. Er öffnete die Badezimmertür. JJ schrie immer noch, sogar lauter als zuvor. Wieder einmal würde es ein schmerzhafter Abend mit Fast Food werden.

Kapitel 20
7:15 Uhr, Samstag, 6. Dezember 2008 New York City
    A ls die Sonne über den Häusern im Osten aufging, sah es aus, als hätte man Millionen von Diamanten quer über die Sheep Meadow im Central Park verteilt. Trotz Sonnenbrille musste Jack die Augen zusammenkneifen, als er diesen überwältigenden Glanz betrachtete.
    Obwohl er und Laurie den größten Teil der Nacht mit einem unglücklichen Baby zugebracht hatten, war er schon eine Stunde früher wach als sonst. Ein paar Minuten hatte er dem Lichtspiel an der Schlafzimmerdecke zugesehen und sich darüber den Kopf zerbrochen, wie sie bloß die nächsten zwei Monate bis zu einem möglichen Neustart von JJs Behandlung durchstehen sollten. Ohne eine Antwort gefunden zu haben, schlüpfte er aus seinem warmen Bett, zog sich an und aß ein Müsli. Er schrieb Laurie eine kurze

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