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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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klang fast verzweifelt. Automatisch fiel ihr die seltsame Geschichte vom letzten Abend wieder ein – die Sache mit dem Handy auf der Toilette. »Wenn du mir jetzt erzählen willst, dass du eine Affäre hast, dann will ich nichts davon hören. Das ist etwas, womit ich nicht klarkommen würde. Ich habe im Moment gerade so viel zu tragen, wie ich schaffen kann – und manchmal bin ich mir selbst nicht sicher, dass ich stark genug für das alles bin.« Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus, während sie darum kämpfte, ihre Tränen zurückzuhalten. Schnell sprang Jack zu ihr hinüber und setzte sich neben sie. Er legte seinen Arm um ihre Schultern.
    »Ich habe natürlich keine Affäre«, sagte er, schockiert von ihrem Verdacht. »Ich wollte dich fragen, ob du etwas dagegen hättest, wenn ich heute Abend mit zwei alten Freunden vom College zum Essen gehen würde. Den einen kennst du, Shawn Daughtry.«
    »Der Archäologe?«, fragte Laurie erleichtert und mit tränenfeuchten Augen. »Der Archäologe mit der fügsamen Frau?«
    »Genau«, entgegnete Jack. Lauries Vorstellung, er könnte eine Affäre haben, hatte ihn so vor den Kopf gestoßen, dass er an das Versprechen dachte, das er James gegeben hatte. Er hatte geschworen, nichts von den Gebeinen der Jungfrau Maria zu erzählen. Aber von dem Ossuarium an sich war nicht die Rede gewesen. Und es
hatte keine Bedenken gegeben, Alex Jaszek in die Existenz des Fundes einzuweihen. Jack wollte etwas Bedeutendes mit Laurie teilen, um bei ihr jeden Gedanken daran auszulöschen, dass er eine Affäre haben könnte.
    »Ich habe dir gestern Nacht erzählt, dass ich meinen Kreuzzug gegen die Alternativmedizin aufgebe, obwohl ich immer noch dringend eine Ablenkung brauche. Und wie der Zufall spielt, ist mir eine Ablenkung geradezu in den Schoß gefallen.«
    »Wunderbar«, sagte Laurie, die immer noch um ihre Fassung rang. »Das freut mich zu hören. Was ist es?«
    Jack erzählte ihr die Geschichte des Ossuariums von Anfang an, weil er wusste, dass sie Laurie fesseln und faszinieren würde, auch ohne die mögliche Verknüpfung mit der Jungfrau Maria.
    »Ich wusste nicht einmal, dass du den Erzbischof von New York kennst«, sagte Laurie, wirklich schockiert.
    »Das ist ein Teil meines alten Lebens, das ich gern vergessen hätte«, erklärte Jack. »Um ehrlich zu sein, habe ich mich gewundert, dass Shawn nichts davon erwähnte, als wir bei ihm und seiner Frau zum Abendessen waren.«
    »Ja, seltsam«, sagte Laurie. »Aber egal. Ich finde es nur erstaunlich. So wie diese ganze Geschichte mit dem Ossuarium und den Schriftrollen. Ich kann es gar nicht erwarten, mehr darüber zu erfahren.«
    »Mir geht’s genauso. Ich hätte mir keine bessere Ablenkung wünschen können. Wenn ich noch an einen gnädigen Gott glauben würde, dann würde ich es für ein Geschenk des Himmels halten.« Jack lächelte bei sich, als ihm klar wurde, wie nah das eigentlich an die Wahrheit herankam.
    »Entschuldige bitte, dass ich auch nur denken konnte, du könntest eine Affäre haben«, murmelte Laurie. »Ich bin zurzeit nicht mehr ich selbst.«

    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, sagte Jack. »Wir sind beide nicht wir selbst. Ich ganz besonders.«
    »Natürlich kannst du heute Abend ausgehen«, sagte Laurie. »Meinen Segen hast du.«
    »Ich danke dir«, sagte Jack. »Aber jetzt fühle ich mich noch schuldiger als ohnehin. Verstehst du das?«
    »Das verstehe ich.«
    »Und es wäre mir lieber, du könntest mitkommen«, sagte Jack und versuchte den Gedanken zu unterdrücken, wie es wäre, wenn sie kein Kind hätten.
    »Natürlich verstehe ich dich, und unter anderen Umständen würde ich nur zu gern mitkommen. Allein schon, um den Erzbischof kennenzulernen.«
    »Du wirst ihn noch treffen«, erwiderte Jack. »Er hat sogar ausdrücklich betont, dass er sich darauf freut, dich kennenzulernen. Nachdem wir die Sache mit dem Abendessen geklärt haben, ist da noch etwas. Es ist ein herrlicher Tag, JJ schläft, warum gehst du nicht einfach mal nach draußen an die frische Luft?«
    Ein breites Grinsen legte sich auf Lauries Gesicht. »Nett, dass du daran denkst, aber ich bin okay.«
    »Komm, hör auf. Du warst seit Tagen nicht mehr vor der Tür. Die Sonne scheint, und es ist richtig warm geworden.«
    »Wo sollte ich denn hingehen?«, fragte Laurie und zuckte die Schultern.
    »Das ist doch egal«, ermutigte sie Jack. »Geh im Park spazieren, kauf Weihnachtsgeschenke, besuch deine Mutter. Genieß einfach deine

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