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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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nicht die leiseste Ahnung, obwohl ich allmählich eine Vorstellung davon bekomme, welche Qualitäten diese Person haben müsste.«
    »Welche denn?«
    »Überzeugend, natürlich, aber was noch wichtiger ist, absolut und uneingeschränkt der Heiligen Jungfrau verpflichtet. Ich denke an eine junge Person, der oder die ihr Leben ganz und gar dem Studium und der Verehrung der Jungfrau Maria gewidmet hat.«
    »Das ist doch die Idee«, antwortete Jack und richtete sich plötzlich auf. »Eine junge attraktive Frau! Oder wir könnten versuchen, seine alte Freundin Elaine Smith zu finden – wenn sie immer noch dieselbe Figur hat wie früher und Marienverehrerin geworden ist.«

    »Ich weiß, du versuchst mich aufzuheitern, aber es ist mir ganz ernst damit, mein lieber Freund. Ich muss unverzüglich einen unbeschreiblich überzeugenden Eiferer finden, ihm oder ihr die Geschichte erzählen und Shawn dazu zwingen, einige Tage mit dieser Person zu verbringen. Das ist meine letzte Hoffnung. Ich hatte bisher noch keine Pläne in dieser Richtung gemacht, weil ich außer uns niemanden mehr in die Geschichte reinziehen wollte. Aber jetzt sieht es so aus, als müsste ich dieses Risiko auf mich nehmen.«
    James fuhr an den Straßenrand und hielt direkt bei der offenen Veranda vor Jacks Haus. »Danke, dass du heute Abend gekommen bist. Ich weiß das sehr zu schätzen. Und meinen Dank auch an deine Frau. Bitte sag ihr, dass ich mich darauf freue, sie einmal kennenzulernen.«
    Nachdem sie sich die Hände geschüttelt hatten, griff Jack an den Türöffner und schaute sich noch einmal zu James um.
    »Wie willst du die Person, die du beschrieben hast, rechtzeitig finden? Ich glaube, ich bin noch nie einem Menschen begegnet, der deinem Anforderungsprofil auch nur annähernd entspricht.«
    »Ach, weißt du, ich glaube, das wird nicht allzu schwer. Das Christentum hatte schon immer seine Fanatiker und Eiferer. Glücklicherweise haben die ersten Bischöfe diese Menschen geachtet und sie unterstützt. Daraus hat sich dann allmählich das Konzept der Klöster entwickelt, wo sich Menschen ausschließlich Gott widmen konnten, oder später auch der Jungfrau Maria. Die Klöster florierten, und sie tun es noch immer. Allein in meiner Erzdiözese gibt es bestimmt hundert, wenn nicht noch mehr. Einige sind uns noch nicht einmal bekannt, und unter denen gibt es vielleicht sogar welche, die wir sofort schließen würden, wenn wir mehr über sie wüssten. Ich
werde unverzüglich in diesen Institutionen suchen und dort sicher einen perfekten Kandidaten finden.«
    »Viel Glück!«, wünschte Jack. Er stieg vom Trittbrett des Range Rovers und schlug die Tür hinter sich zu. Er blieb ein paar Minuten dort an der Straße stehen, winkte und sah James’ Rücklichtern hinterher, bis der Wagen an der Columbus Avenue angekommen war und nach links abbog.
    Jack nahm zwei Stufen auf einmal auf der Eingangstreppe, so aufgemuntert fühlte er sich. Es war, als spielte er in einem Mystery-Thriller mit, der langsam Fahrt aufnahm. Sich den Ausgang der Geschichte vorzustellen, überstieg seine Fantasie. Nur einer Sache war er sich ganz sicher: Shawn würde nicht so schnell aufgeben.

    James fühlte sich so gut wie schon den ganzen Tag nicht, und wie am Abend schon gar nicht. Wie aus dem Nichts war sein Plan B aufgetaucht und er haderte fast mit sich, nicht schon früher darauf gekommen zu sein. So wie die ersten Mönche geholfen hatten, die Frühkirche zu stabilisieren – besonders nachdem Konstantin das Christentum legalisiert und die Massen angezogen hatte –, so würden die Mönche der Gegenwart auch diesmal der Kirche beistehen. Irgendwie war sich James dessen sehr sicher, so wie er sich auch sicher war, dass er die richtige Person finden würde.
    Er unterdrückte sein Verlangen, mit Vollgas in die Residenz zu rasen, wo er seinen neuen Plan noch am selben Abend in Angriff nehmen wollte. Er kam über den Central Park West in den Columbus Circle. Von dort nahm er die Ausfahrt Central Park South zur East Side und stellte den Wagen in die Garage. Dann ging er schnell nach Hause in die Residenz und machte absichtlich Lärm, als er durch die Vordertür eintrat.

    Schnell wurde ihm klar, dass er wohl nicht laut genug gewesen war, denn weder Pater Maloney noch Pater Karlin ließen sich blicken. Weil James davon ausging, dass sich die beiden schon in ihre schmalen Dachzimmer im vierten Stock zur Nacht zurückgezogen hatten, stieg er in den kleinen Hausaufzug, den er selten

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