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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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dem Einsatz neuer Technologien zu verdanken war. Mit E-Mail und Internet konnte man rasch Informationen verbreiten und sich so manches Telefonat ersparen. Letzteres war der ausschlaggebende Aspekt für James. An diesem Morgen war er schon weit vor sechs aufgestanden. Er hatte sein Brevier bereits gelesen, geduscht und sich rasiert, während er die Nachrichten hörte. Er hatte die Messe abgehalten und beim Frühstück die Times gelesen, ehe er wieder in sein Arbeitszimmer zurückgekehrt war, in dem er nun saß. Um zehn hatte er in seinem Besprechungsraum einen Termin mit dem Kanzler und dem Generalvikar, wo er wahrscheinlich die ersten Worte zum Thema »Ossuarium« loswerden würde. Das Telefon klingelte. James riss den Hörer von der Gabel, denn auf dem Display stand Erzdiözese, und er wusste, dass das nur Luke Hester sein konnte.
    »Guten Morgen, Eure Eminenz«, sagte Luke gleich nachdem James sich gemeldet hatte. »Ich glaube, ich habe sehr gute Nachrichten für Sie.«

    James schnellte in seinem Stuhl nach vorn. Sein Puls raste plötzlich. Er stellte sich fröhlich vor, er hätte den Erzengel Gabriel in der Leitung. »Hat er seine Meinung geändert?«, forderte er Luke zu einer Antwort auf. Nach den Gesprächen, die er in den vergangenen zwei Tagen mit Luke geführt hatte, hatte James die Hoffnung im Grunde schon fast aufgegeben und sich große Sorgen gemacht, da ein Plan C nicht in Sicht war.
    »Noch nicht, aber ich bin sicher, er wird es tun.«
    »Das ist himmlische Musik in meinen Ohren.«
    »Ich hoffe, ich habe mir dadurch Ihre Hochachtung verdient«, sagte Luke. »Es war nicht leicht.«
    »Das habe ich auch nie angenommen«, gab James zu. »Eigentlich bin ich sogar etwas erstaunt, wenn man bedenkt, wie fest entschlossen er war. Aber ich bin auch davon überzeugt: Einmal ein treuer Katholik, immer ein treuer Katholik, und dafür habe ich Shawn Daughtry immer gehalten, von seiner kirchenfeindlichen Ader einmal abgesehen. Sollte ich ihn anrufen und ihm gratulieren?«
    »Nicht vor morgen, sonst wäre alles ruiniert.«
    »Dann werde ich gerne bis morgen warten. Welches Argument hast du dir einfallen lassen?«
    »Die Lösung liegt mehr in der Taktik als in den Argumenten. «
    »Ich bin beeindruckt. Wirst du es mir am Ende erzählen? «
    »Sie werden selbstverständlich in die Details eingeweiht werden.«
    James lächelte. Der junge Mann sprach immer so, als wäre sein einziger Kontakt zur Außenwelt die Bibel.
    »Die Lösung hat sich ergeben, nachdem ich erst einmal richtig begriffen hatte, mit wem ich es eigentlich zu tun habe.«
    »Diese Erkenntnis ist die Lösung vieler Rätsel.«

    »Zunächst musste ich erkennen, dass der Satan in beiden steckt und nicht nur in dem Mann.«
    »Na ja, sie arbeiten auch an dem gleichen Projekt«, gab James zurück.
    »Ich habe einen Fehler gemacht«, sagte Luke, »ich dachte, sie wären verschieden, aber sie sind beide Sünder.«
    »Vielen Dank für diese Neuigkeiten«, sagte James. »Ich muss zugeben, ich war kurz vor dem Verzweifeln.«
    »Ich bin glücklich, dass mir die Gelegenheit gegeben wurde, der Kirche zu dienen, und vor allem der Heiligen Jungfrau.«
    Luke beendete das Gespräch mit dem Erzbischof. Er war in der Küche und machte sich etwas Einfaches zu essen. Sana war heute nicht früher aufgestanden, um ihm das Frühstück zu machen, und er hätte es auch gar nicht gewollt. Er wollte ihr an diesem Morgen nicht gegenübertreten, nun, da er wusste, wer sie wirklich war.
    Zufrieden mit seinem Toast und seiner Milch ging er wieder hinauf in sein Zimmer. Dort angekommen nahm er das Geld aus seinem Koffer, das man ihm gegeben hatte. Vierhundert Dollar, ein kleines Vermögen aus seiner Sicht und auch mehr, als er brauchte. Schließlich würde es keine große Einkaufstour werden, das Haus war schon so gut wie perfekt.
    Die Temperatur draußen war mild für die Jahreszeit und das war gut, denn er besaß keine richtig warme Jacke. Für seine Arbeit im Kloster musste er nicht nach draußen gehen, und dementsprechend selten tat er das im Winter auch. An diesem Morgen war Lukes größtes Problem, einen passenden Eisenwarenladen zu finden, der ihm ein gutes Schloss für eine Haustür verkaufen würde. Seine Idee war, den bereits vorhandenen drei Schlössern an der Vordertür noch ein weiteres hinzuzufügen.
    Er musste nur ein paar Blocks laufen, um eins der
vielen Einkaufszentren im West Village zu erreichen, und dort fragte er gleich nach einem Eisenwarengeschäft. Fünfzehn

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