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Oberwasser

Oberwasser

Titel: Oberwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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hatten, sich also dieses mehr oder weniger erspart haben und so amtsseitig wieder von einer Verköstigung aus privaten Gründen auszugehen ist. (Etwas anderes wäre es gewesen, wenn Ihnen zum Beispiel wegen der dienstlich verzehrten Leberkäsesemmeln schlecht geworden wäre und Sie in einer Drogerie einen pflanzlichen Beruhigungstee hätten kaufen müssen. In diesem Fall hätte allerdings nur der Beruhigungstee selbst, nicht jedoch die verursachenden Leberkäsesemmeln als Sondernutzung angegeben werden können.)
    Gegen diesen Bescheid können Sie innerhalb von vier Wochen Einspruch erheben.
    Franz Himpsel, Sachbearbeiter
    »Was machst du denn da?«, fragte Johann Ostler seinen Kollegen Hölleisen hinter dem Schreibtisch hervor.
    »Ich führe einen Email-Wechsel mit unserer Versorgungsabteilung«, antwortete dieser schmunzelnd. »Das gibt eine Riesengaudi – diesen Briefwechsel will ich bei der nächsten Polizeifaschingsfeier vorlesen.«
    »Bist du nicht recht gescheit!«, sagte Ostler kopfschüttelnd. »Wir haben momentan für sowas überhaupt keine Zeit, Hölli. Wenn der Jennerwein davon erfährt, der steigt uns aufs Dach! Und zwar vollkommen zu recht.«
    »Mensch, das mach ich doch nebenbei. Sei nicht gar so grantig, ein bisschen Spaß muss sein, das bringt Schwung in die Ermittlungen.«
    »Hör auf!«, rief Ostler. »Schau, was wir hier haben, das ist eine brisante Mail, um die sollten wir uns sofort kümmern.«
    »Lass hören.«
    Johann Ostler zog ein Blatt aus dem Drucker, setzte die Brille auf und las vor.
    Grüß Gott!
    Mein Name ist Heiner Rothe und ich bin seit meiner Jugend aktiver Leichtathlet. Ich habe den Wilderer beobachtet, wie er der armen Polizistin ausgekommen ist. Ich habe ihn bloß ein paar Meter laufen sehen, das Gesicht hat man ja nicht erkennen können, aber der Laufstil ist mir aufgefallen. Es war der typische Tritt eines Langstrecklers! Armarbeit, Körperhaltung, Laufrhythmus – alles hat auf einen 5000 -Meter-Läufer hingedeutet, und zwar auf einen erfahrenen. Ich will mich natürlich nicht in Ihre Ermittlungsarbeit einmischen, aber allzu viele 5000 -Meter-Läufer gibt es ja nicht. Laut einer Statistik des Deutschen Leichtathletik-Verbands treiben nur zwei- oder dreitausend Menschen in Deutschland dieses schöne Vergnügen. Darüber hinaus hat jeder Läufer seinen eigenen, persönlichen, unverwechselbaren Laufstil. Der Emil Zátopek, der Tscheche, hat zum Beispiel geeiert und geschlingert, dass es eine Freude war. Und irgendetwas ist mir auch bei diesem Läufer bekannt vorgekommen. Und dann habe ich es plötzlich gewusst: Bei den Bayerischen Meisterschaften 1995 , da ist beim 5000 -Meter-Finale einer mitgelaufen, der hat einen solchen Laufstil gehabt. Meiner Ansicht nach ist der Wilderer genau dieser Mann! Er hat damals Platz acht belegt. Ich habe in den Listen von 1995 nachgeschaut: Florian Beerschnauz hat der geheißen. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, aber Sie können doch eine Raster-Fahndung machen, oder? Ich hoffe, das mit der Belohnung von tausend Euro, das gilt noch.
    Mit vielen Grüßen – Heiner Rothe
    »So eine blöde Geschichte!«, rief Hölleisen. »Was machen wir jetzt? Der verpatzt uns zum Schluss noch alles.«
    »Wir müssen ihn hinhalten. Er darf diese Vermutung bis zum Abschluss des Falls nicht an die Presse weitergeben oder im Ort herumerzählen. Der Heiner Rothe, das ist so einer, der nicht locker lässt.«
    »Kennst du ihn denn?«
    »Ja freilich. Ich war auch einmal im Sportverein. Das ist aber lange her. Vielleicht geh ich einmal ganz inoffiziell zu ihm hin und rede mit ihm. Ich erzähle etwas von laufenden Ermittlungen, gebotener Schweigepflicht, ansonstigem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte –«
    »Übertreib es nicht, Ostler.«
     
    Johann Ostler kam nach einer Stunde wieder.
    »Und?«
    »Alles paletti. Ich habe ihm gesagt, wenn er nicht dicht hält, ist die Belohnung futsch.«
    Hölleisen nickte anerkennend.
    »Sehr gut hast du das gemacht, Ostler.«
    »Und hier auf dem Revier? Ich sehe es an deinem zufriedenen Grinsen! Durchbruch?«
    »Das kann man so sagen«, erwiderte Hölleisen. »Wir haben einen anonymen Brief bekommen. Ich wollte ihn gerade zu Becker bringen, vielleicht findet er brauchbare Spuren.«
    Die beiden Männer beugten sich über das Schriftstück, das in einer Klarsichtfolie steckte.
    HERBERT HEILINGER
    Schrott aller Art – Autoteile – Wertstoffe
     
    S hr g hrt r H rr J nn rw in,
    das was Si j tzt l s n, hat mit d m H

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