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Objekt Lambda

Objekt Lambda

Titel: Objekt Lambda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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ihn zum Husten und Niesen reizten.
    Er blickte zu dem Felsen hoch, auf dem sich sein Schwingzelt und der Rest seiner Habe befanden. Ohne Flügel konnte er nicht zu den Sachen hochfliegen, aber nichts hinderte ihn daran, zu klettern. Unglücklicherweise war der Fels hier steil und seine Finger zu steif vor Kälte, als daß er die wenigen Unebenheiten hätte ausnutzen können. Es würde ihm nichts übrigbleiben, als auf Umwegen emporzuklimmen.
    Der Junge war zwar im Bergsteigen nicht unerfahren, aber als Flügelmensch hatte er keine große Freude daran. Ohne Schwingen konnte es auch gefährlich sein. Die Kombination geringer Schwerkraft und dichter Atmosphäre seiner Welt machte das Heben von Massen leicht, störte aber andererseits das Gleichgewicht zwischen Wind und Beharrungsvermögen. Es mochte leicht geschehen, daß eine plötzliche Bö ihn von einer Felswand zerrte und so weit mitriß, daß selbst die geringe Gravitation seiner Welt ihn nicht vor einem möglicherweise tödlichen Aufprall schützen konnte. Also suchte er einen ungefährlicheren Weg, auf den er sich so sehr konzentrierte, daß er den kleinen Beobachter fast nicht bemerkt hätte, der über ihn hinweg in Richtung zu seinem Schwingzelt flog.
    Der Junge drückte sich in einen Felsspalt und wartete auf den Angriff. Doch es kam keiner. Im Grund genommen hatte er auch keinen erwartet, denn das kleine Ding schien ihm nicht bedrohlich. Aber was machte es dort oben mit seinen Sachen? Zu hören war nichts. Da blitzte plötzlich ein goldenes Licht auf, das die ganze Flanke des Berges in blendenden Schein tauchte, ehe es kurz darauf wieder erlosch.
    Vorsichtig schob der Junge sich aus dem engen Spalt und spähte nach oben. Er lauschte, schnupperte, aber seine Sinne nahmen nicht das geringste wahr. Er überlegte. Im Grund genommen war dort oben nichts, was er unbedingt brauchte. Speer, Pfeil und Bogen, Flügel, Geschirr – gewiß, er konnte sie nicht so perfekt herstellen wie die Fachleute seines Stammes, aber er konnte durchaus ähnliche selbst machen. Doch der Gedanke mißfiel ihm, seine Habe einfach aufzugeben. Also kletterte er vorsichtig höher und hielt hinter einem Felsblock an, um hervorzuspähen. Er riß die Augen weit auf.
    Aus dem kleinen Würfel, der nicht weit von seinem Flügelzelt, trotz des Windes unbewegt in der Luft hing, wuchs eine glühende Blase, die sich allmählich zu einer Kugel von seiner Größe ausdehnte und dann ihr Wachstum einstellte.
    Hinter ihr sah der Junge seine Sachen, und als die Kugel sich still verhielt, sprang er plötzlich, ohne lange zu überlegen, auf die schmale Felsplattform. Doch da geschah etwas. Ein zweiter Blitz dieses merkwürdigen goldenen Lichtes blendete ihn. Und als er endlich wieder sehen konnte, stellte er fest, daß die Kugel geplatzt war wie ein Orgei, wenn das Küken ausschlüpft. Etwas stieg heraus – aber was war es? Ein Mann? Er war kurz, fett, gedrungen, dunkel, merkwürdig bekleidet – aber ein Mann!
     

 
4.
     
    Die Gestalt, die aus der Kugel trat, war doppelt so breit wie der Junge und fast einen Kopf kleiner. Für Fünfzehnter schien sie wie einer seiner eigenen Leute, nur irgendwie von oben ein wenig zusammengedrückt, und natürlich hatte der Mann seltsam grellfarbige Kleidung, wie er sie nie zuvor gesehen hatte. Die Flügelmenschen trugen nicht mehr als unbedingt nötig: das Geschirr, an das sie ihre Schwingen befestigten und in dem sie kleine Beutel für alle möglichen Zwecke verstauten, ein paar Quadratzentimeter Stoff oder Leder als Zier, und ein paar mehr aus Schicklichkeitsgründen.
    Nach den Maßstäben des Jungen war dieser Mann schrecklich überbekleidet. Sein Anzug bedeckte ihn fast vollständig. Von der Mitte bis zu den Füßen steckte er in einer knallgelben hautengen Hose, die in grellfarbigen weichen Stiefeln verschwand. Von der Mitte bis zu den Schultern trug er eine ärmellose Weste. Um seine Handgelenke hatte er breite helle Bänder gewickelt, die wie Leder aussahen, aber von blauer, grüner und violetter Farbe waren. In ihnen steckten kleine Beutel und winzige glänzende Dinge, die sich zu bewegen schienen. Selbst der Kopf des Mannes war mit einer Mütze bedeckt, die – was der Junge natürlich nicht wußte – über das ganze Gesicht gezogen werden konnte, um die Augen gegen Staub und grelle Strahlung, oder das ganze Gesicht gegen Regen und Kälte zu schützen. Diese Mütze war von blendendem Orange. Mit diesen hellen, auffallenden Farben konnte der Mann den Orgs, den

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