Objekt Lambda
NICHT FESTGESTELLT WERDEN. EMPFANG WIRD WIEDER FORTGESETZT.
Venus und Ben Linc sahen einander an. »Was war das?« fragte er. Sie schüttelte ihren silbrigen Kopf. »Was immer auch, es ist vorbei.« Ringsum nahmen alle diensttuenden Wesen ihre unterbrochene Arbeit wieder auf. »Einen Augenblick, Ben Linc«, fuhr Venus fort. »Du kannst jetzt senden.«
Während er sprach, dachte Ben Linc, daß seine Worte mit der unvorstellbaren Geschwindigkeit der Tachyonen jetzt nach Sonne I unterwegs waren – und von dort zu vielen anderen Planeten weiterübertragen würden, vielleicht sogar zur Erde. Er fragte sich, ob etwa gar der ursprüngliche Ben Pertin, der vor langer Zeit bereit gewesen war, eine Tachyonen-Kopie zu Sonne I zu schicken, ihn hören würde. Aber diese Gedanken bereiteten ihm nur Kummer, verführten zu Grübeleien über Dinge, die sich nicht ungeschehen machen ließen. Und sie beschworen die Erinnerung an das Mädchen herauf, das er auf Sonne I geheiratet hatte. Zara hatte ihren Mann nicht verloren. Aber Ben, ihr Mann, in dieser Kopie zumindest, hatte seine Frau für immer verloren. Und das tat weh.
3.
Obgleich Fünfzehnter stark war, war es doch auch für ihn schwere Arbeit, sich vom Boden abzuheben, und er tat es nur in Notfällen. Als er auf dem langen Flug über die Ebene von seinem Berg aus die Kraft verlor, suchte er einen Landeplatz, wo Hügel zumindest einen geringen Höhenunterschied und so eine bessere Möglichkeit boten, für den nächsten Flug abzusetzen. Natürlich wäre ein hoher Baum besser gewesen. Aber hier in dieser Gegend gab es nur Feuerbäume und Bienenbäume, und keiner war gut zum Hochklettern geeignet. Erklomm man einen Feuerbaum, mochte trotz aller Vorsicht ein wenig des Feuers an der Haut kleben bleiben. Es war zwar nicht schmerzhaft und die Wirkung machte sich nicht sogleich bemerkbar, aber nach einer Weile wurde man krank und starb. Und ein Bienenbaum wurde natürlich eifersüchtig von seinen Bienen beschützt.
Der Junge schlief nach seiner ersten Landung nicht. Er aß nur von seinem Proviant und ruhte sich tausend Atemzüge aus, ehe er sich wieder in die Luft hob. Über die Marschen zu fliegen, die er bald erreichte, war nicht sehr zufriedenstellend. Es gab hier sehr wenig Aufwinde, und dann auch nur schwache, in denen er steigen konnte. Hier wuchsen auch kaum Feuerbäume, bei denen sich fast immer aufsteigende Luft fand – nicht, weil die Bäume selbst warm waren, sondern weil sie nur in warmem Boden gediehen.
Also mußte er hauptsächlich mit der Kraft seiner langen dünnen Arme und den Brustmuskeln steigen, und so war das Fliegen eine stetige Anstrengung, wenn auch immer noch besser als das Laufen. Aber es machte ihm nichts aus. Sein Ziel trieb ihn an. Nach jeder Rast oder jeder Mahlzeit schwang er sich wieder in die Lüfte, um Messer-im-Himmel näher zu kommen.
Er hatte den Berg sein ganzes Leben gekannt, aber nicht gewußt, wie weit entfernt er war. Er schlief dreiundzwanzigmal, während er das sich abwechselnde Marsch- und Wiesenland überflog, und dann noch weitere achtzehnmal bei der Überquerung der reinen Marschen, wo er sich nur auf den wenigen niedrigen Erhebungen ausruhen konnte und wo ihm der unangenehm beißende Dunst zu schaffen machte. Nach jedem Schlaf knüpfte er einen Knoten in den Strick um seinen Hals und blickte Messer-im-Himmel entgegen, der nicht näher kommen wollte.
Jenseits der Marschen überquerte er einen endlosen Teppich aus dichtem Moos. Hier gab es weder genießbare Pflanzen noch Wild. Fünfzehnter zählte achtundzwanzig Schlafzeiten, ehe er das Moosgebiet, schwach vor Hunger und Durst, hinter sich hatte.
Mit letzter Kraft landete er am Ufer eines seichten Flusses am Rand der Mooswelt. Von hier wieder aufzusteigen, würde sehr schwierig werden. Er kniete sich nieder und trank von dem schwarzen Wasser, bis ihm übel wurde, dann sah er sich nach Eßbarem im Wald an der anderen Flußseite um. Die Bäume dort waren keulenförmig, ohne Blätter, und Dornen beschützten ihre harten roten Nüsse. Er pflückte vorsichtig ein paar davon und blickte sich weiter um. Aber es gab hier kein Wild, wie er es vom Grasland seiner Heimat kannte. Mit Pfeilen tötete er ein schwächlich fliegendes Wesen, das sich von den Nüssen ernährte, aber sein Fleisch war ohne Geschmack und trocken. Er röstete ein paar der Nüsse. Nachdem er sie verzehrt hatte, fühlte er sich noch schlechter als zuvor.
Er nahm alle seine Kraft zusammen, um seine Flügel
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