Objekt Lambda
einem großen Samenkapselbecher und flößte es dem Nestling ein, der piepsend nach mehr Schlangenfleisch verlangte.
Während der Junge sich um das Tier kümmerte, hatte Rotbart den Fremden entdeckt. Der Junge kümmerte sich nicht um die beiden, bis der Riese seinen Namen rief. »Wir müssen weg von hier, Orgreiter«, rief er. »Nimm den Kompaß ab, aber zerbrich ihn nicht, das würden sie sofort bemerken. Lege ihn einfach auf den Boden.«
»Wohin sollen wir denn? Mein Org müßte eigentlich noch ruhen …«
»Wir haben keine Wahl, Junge. Die Beobachter suchen nach diesem Burschen hier. Er sagt, sein Name sei Ben Yale Pertin …« Er sprach die einzelnen Silben langsam aus. »Was immer das heißt. Und er kommt von außerhalb des Himmels.«
»Er ist verrückt. So etwas gibt es doch nicht.«
»Das hätte ich früher auch gesagt«, murmelte Rotbart. »Aber die Beobachter sind überzeugt, daß es das doch gibt. Und irgendwie haben sie ihn geortet, als er vom Himmel herunterkam. Und jetzt suchen sie ihn. Wenn wir sein Leben retten wollen, müssen wir ihn irgendwo hinbringen, wo sie nicht nachschauen werden.«
»Und wo wäre das?« fragte der Junge bitter und streifte den Kompaß ab. »Sie wissen, wo das hier ist. Und sicher auch, wo du bist …«
»Nicht unbedingt«, erwiderte der Riese nachdenklich. »Ich bin aus der Abfallschleuse gekrochen, als sie nicht; aufpaßten. Aber möglicherweise können sie mich tatsächlich aufspüren, auch ohne Auge. Und ich weiß nicht, ob wir drei uns schnell genug vor ihnen in Sicherheit bringen können.«
»Vier!« warf Orgreiter ein und blickte auf den schlafenden Nestling. Er streckte ihm schnurrend den Kopf entgegen, als hätte er seinen Blick gespürt. »Ich werde Baby nicht alleinlassen.«
»Ist das sein Name? Baby?«
»Ab jetzt, ja.«
»Dann müssen wir ihn eben mitnehmen. Schnell kommen wir ohnehin nicht weiter. Unser Freund hier ist ziemlich fertig. Aber bleiben dürfen wir nicht. Sie würden uns nicht nur umbringen, Junge, sondern verspeisen, dich und mich und deinen Org. Der andere Bursche hätte vielleicht nicht so viel Glück. Sie wollen, daß er redet.«
»Redet? Worüber?«
»Woher er kommt. Über Waffen. Was sie vorhaben, er und seine Freunde, die plötzlich überall auftauchen.« Rotbart wirkte ein wenig bedrückt, doch plötzlich grinste er wieder. »Ich habe eine Idee. Wir werden den Kompaß doch nicht hierlassen, sondern sie ein wenig beschäftigen. Allein kann ich mich ziemlich schnell bewegen. Ich bringe das Ding weit weg von hier und werfe es irgendwo auf Messer-im-Himmel in eine tiefe, enge Kluft. Sollen sie es dort suchen! Jedenfalls werden sie dann keinen Grund haben, sich hier umzusehen. Und so ein gemütliches Versteck wie diese Höhle hier finden wir bestimmt nicht so schnell wieder.« Er befestigte seine Flügel am Geschirr. »Gib unserem Freund etwas zu essen, Junge, daß er wieder zu Kräften kommt, und laß dich nicht von deinen Beobachtern sehen. In tausend Atemzügen bin ich zurück – wenn ich Glück habe.«
Aber es wurden mehr, fünfzehnhundert, dann zweitausend, und er war immer noch nicht zurück.
Orgreiter hätte es für alle Zeit in der Höhle ausgehalten. Voll Freude beobachtete er, wie sein Nestling mit jedem Herzschlag kräftiger wurde und wuchs. Aber für sein Wachstum brauchte er Nahrung. Deshalb mußte der Junge sich auf die Suche danach machen. Rotbart hatte sein Beil zurückgelassen. Er nahm es mit auf seinen Weg an einem Bach entlang. Riesige, fette goldene Falter flatterten hier in großen Schwärmen umher, aber der Junge hätte sich aus dem Schutz der Bäume wagen müssen, um sie zu fangen, also ließ er es lieber. Doch die Bäume selbst boten Nahrung. Er hackte kräftige Kapseln von den Ästen und öffnete sie. Sie waren voll saftiger Samen und nahrhafter Maden.
Als der Junge schwerbeladen in die Höhle zurückkam, schlief der Fremde, aber der Nestling piepste ihm hungrig entgegen. Er verschlang die Maden so gierig, daß nichts davon für den Fremden oder ihn selbst übrigblieb. Aber was machte es schon, sie würden nicht gleich verhungern. Ein neugeschlüpfter Org dagegen mußte ausreichend zu fressen bekommen, um nicht einzugehen. Als das Tier satt war, blieb der Junge neben ihm sitzen und sang wieder, bis es einschlief. Tausend Atemzüge später entschloß er sich, erneut auf Nahrungssuche zu gehen, denn der Kleine würde bald wieder zu fressen brauchen.
Am Wasserfall blieb er unschlüssig stehen, dann tauchte er in
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