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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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alles harmonierte seinerseits mit den Schultern und diese mit der Taille ... Wer ihr auch begegnen mochte, selbst ein Zerstreuter, blieb für einen Augenblick vor diesem streng, überlegt und künstlerisch erdachten Geschöpf stehen. Die Nase bildete eine kaum sichtbar geschweifte, anmutige Linie; die Lippen waren fein umrissen und größtenteils aufeinandergepreßt: das Anzeichen des immer auf irgend etwas gerichteten Denkens. Dasselbe Vorhandensein eines lebhaften Verstandes leuchtete aus dem scharfen, immer wachen, alles bemerkenden Blick der dunklen, blaugrauen Augen. Die Brauen verliehen ihren Augen besondere Schönheit; sie waren nicht bogenförmig, rundeten sich nicht als zwei dünne, mit den Fingern geplättete Striche über den Augen, nein, das waren zwei dunkelblonde, flaumige, fast gerade Streifen, die nicht ganz symmetrisch lagen; die eine war um eine kleine Linie höher als die andere, und infolgedessen bildete sich eine kleine Falte, die zu sagen schien, daß darin ein Gedanke ruhte. Oljga hielt beim Gehen den Kopf ein wenig nach vorn geneigt, und er ruhte so schlank und edel auf dem feinen stolzen Hals; sie bewegte ihren ganzen Körper gleichmäßig und schritt leicht, fast unsichtbar einher ... Warum hat sie mich gestern so forschend angeschaut? dachte Oblomow. Andrej schwört, daß er von den Strümpfen und dem Hemde nichts erzählt hat, sondern nur von seiner Freundschaft für mich und davon, wie wir zusammen aufwuchsen und lernten, von allem, was es Schönes gegeben hat, und auch davon, wie unglücklich Oblomow sei, wie alles Gute in ihm aus Mangel an Teilnahme und an Tätigkeit zugrunde ginge, wie schwach sein Lebenslicht brannte und wie ... Worüber ist denn da zu lächeln? setzte Oblomow seine Gedanken fort. Wenn sie nur ein wenig Herz besitzt, müßte es vor Mitleid erstarren und von Blut überströmen, und sie ... nun, Gott sei mit ihr; ich werde nicht mehr an sie denken! Ich fahre nur heute hin, esse dort und setze dann meinen Fuß nicht mehr über ihre Schwelle.
    Ein Tag folgte auf den andern, und er war dort mit beiden Füßen und Händen und mit dem Kopfe. Eines schönen Tages hatte Tarantjew alles, was Oblomow besaß, zu der Gevatterin auf die Wiborgskajastraße hingeschafft, und Ilja Iljitsch verlebte drei Tage, wie er es lange schon nicht getan hatte: ohne Bett, ohne Sofa, und aß bei Oljgas Tante zu Mittag. Plötzlich erfuhr er, daß sich ihrem Landhause gegenüber eine freie Wohnung befand. Oblomow mietete sie, ohne sie gesehen zu haben, und lebt jetzt dort. Er ist von früh bis spät mit Oljga zusammen; er liest ihr vor, schickt ihr Blumen, geht mit ihr am See und auf den Bergen spazieren ... er, Oblomow! Was alles auf der Welt vorkommt! Wie konnte das nur geschehen? Das kam so:
    Als er mit Stolz bei ihrer Tante zu Mittag aß, litt er die selben Folterqualen wie am Tage vorher, kaute unter ihrem Blick, sprach fühlend und wissend, daß über ihm dieser Blick wie die Sonne schien, ihn sengte, beunruhigte, die Nerven und das Blut in Aufregung brachte. Mit Mühe und Not gelang es ihm, sich mit der Zigarre auf den Balkon zu retten und sich im Rauch für einen Augenblick vor diesem schweigenden, beharrlichen Blick zu verstecken.
    Was ist das? dachte er, sich nach allen Seiten windend, das ist ja eine Qual! Will sie mich denn verhöhnen? Sie schaut sonst niemand so an, sie wagt es nicht. Ich bin sanfter, darum tut sie's ... Ich werde mit ihr ein Gespräch beginnen! beschloß er, und werde ihr lieber mit Worten das sagen, was sie mir mit den Augen aus der Seele ziehen möchte.
    Plötzlich erschien sie vor ihm auf der Schwelle des Balkons; er schob ihr einen Sessel hin, und sie setzte sich neben ihn.
    »Ist es wahr, daß Sie sich sehr langweilen?« fragte sie ihn.
    »Ja«, antwortete er, »aber nicht sehr; ich habe eine Beschäftigung.«
    »Andrej Iwanowitsch sagt, daß Sie irgendeinen Plan entwerfen?«
    »Ja, ich will auf dem Gute leben und bereite mich allmählich dazu vor.«
    »Werden Sie ins Ausland reisen?«
    »Ja, bestimmt, sowie Andrej Iwanowitsch fertig ist.«
    »Reisen Sie gern?« fragte sie.
    »Sehr gern ...«
    Er blickte sie an; über ihr Gesicht huschte ein Lächeln, das bald die Augen beleuchtete, bald sich über die Wangen ausbreitete; nur die Lippen waren wie sonst aufeinandergepreßt. Er hatte nicht den Mut, ruhig zu lügen.
    »Ich bin ein wenig ... faul ...« sagte er ...
    Er ärgerte sich darüber, daß sie ihm so leicht, fast schweigend, das Bekenntnis seiner Trägheit

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