Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
Vom Netzwerk:
scherzhaft bei den Ellbogen fassend.
    Sie lächelte.
    »Warum bemühen Sie sich? Ich muß mich wirklich schämen!«
    »Das macht nichts; das ist meine Beschäftigung. Sie haben niemand, der es für Sie tut, und mir macht es Vergnügen«, fuhr sie fort. »Da sind zwanzig Paar, die nichts mehr wert sind; es ist nicht der Mühe wert, sie zu stopfen.«
    »Das ist nicht nötig. Lassen Sie das, bitte, ganz sein! Warum geben Sie sich damit ab! Ich kann mir ja neue kaufen ...«
    »Es wäre schade, sie fortzuwerfen! Diese alle kann man anstricken.«
    Sie begann die Strümpfe rasch zu zählen.
    »Aber ich bitte Sie, setzen Sie sich doch! Warum stehen Sie?« sagte er zu ihr.
    »Nein, ich danke bestens; ich habe keine Zeit zum Sitzen!« antwortete sie, seine Einladung wieder ablehnend. »Heute wird bei uns gewaschen; ich muß die Wäsche vorbereiten.«
    »Sie sind eine großartige Hausfrau!« sagte er, den Blick auf ihren Hals und auf ihre Brust richtend.
    Sie lächelte.
    »Soll ich die Strümpfe anstricken?« fragte sie. »Dann werde ich Baumwolle und Zwirn kaufen. Uns bringt das eine Alte aus dem Dorf, hier lohnt es sich nicht einzukaufen. Man bekommt lauter abgelegene Ware.«
    »Wenn Sie so gut sind, erweisen Sie mir diesen Dienst ... aber ich schäme mich wirklich, Ihnen so viel Unruhe zu verursachen.«
    »Das macht nichts; was sollten wir sonst tun? Diese da werde ich selbst anstricken, jene gebe ich der Großmutter; morgen kommt meine Schwägerin auf Besuch. Wir werden abends frei sein und werden die Strümpfe anstricken. Mascha fängt auch schon zu stricken an, sie zieht aber immer die Nadeln heraus; sie sind für ihre Hände zu groß.«
    »Ist es möglich, daß auch Mascha das lernt?«
    »Bei Gott, ganz gewiß.«
    »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll«, sagte Oblomow, sie mit demselben Vergnügen betrachtend, mit dem er heute früh den heißen Käsekuchen angeschaut hatte. »Ich bin Ihnen sehr, sehr dankbar und werde nicht versäumen, meine Schuld zurückzuzahlen; ich werde Mascha seidene Kleider kaufen und sie wie eine Puppe anziehen.«
    »Aber lassen Sie das! Was für eine Dankbarkeit? Wozu braucht sie seidene Kleider? Man kann ihr nicht genug Kattunkleider kaufen. Es ist, als verbrenne alles auf ihr, besonders die Schuhe, wir können ihr nicht oft genug welche kaufen.«
    Sie erhob sich und nahm die Strümpfe.
    »Wohin eilen Sie denn?« fragte er. »Bleiben Sie da; ich bin jetzt frei.«
    »Vielleicht ein anderes Mal, an einem Feiertag; beehren auch Sie uns, trinken Sie mit uns Kaffee. Und jetzt wird bei uns gewaschen; ich werde nachsehen, was Akulina macht, ob sie schon angefangen hat ...«
    »Nun, gehen Sie mit Gott, ich wage nicht, Sie zurückzuhalten«, sagte Oblomow, mit den Augen ihrem Rücken und ihren Ellbogen folgend.
    »Dann habe ich noch Ihren Schlafrock aus der Kammer hervorgeholt«, sprach sie weiter. »Man kann ihn ausbessern und waschen; der Stoff ist so gut! Er wird noch lange dienen.«
    »Das war unnötig! Ich trage ihn nicht mehr, ich habe mir das abgewöhnt und brauche ihn nicht mehr.«
    »Das schadet ja nicht; man kann ihn auswaschen. Vielleicht ziehen Sie ihn noch einmal an ... zur Hochzeit!« schloß sie lächelnd und schlug die Tür zu.
    Ihm verging sogar der Schlaf; er spitzte die Ohren und riß die Augen auf.
    »Auch sie weiß es, alle!« sagte er, sich auf ihren Sessel sinken lassend. »O Sachar, Sachar!«
    Wieder ergoß sich ein Schwall von traurigen Worten über Sachar, wieder sprach Anissja mit der Nase, daß sie »zum ersten Male von der Hausfrau von der Hochzeit gehört hätte, sie hätte das in den Gesprächen mit jener gar nicht erwähnt, es würde ja gar keine Hochzeit stattfinden, das wäre ja ganz unmöglich! Das hätte wohl der Feind des menschlichen Geschlechtes ausgedacht, sie wollte gleich in die Erde sinken, und auch die Hausfrau sei bereit, vor dem Heiligenbilde zu schwören, daß sie vom Iljinskyschen Fräulein nichts gehört hatte, sondern irgendeine andere Braut meinte ...«
    Anissja sprach noch viel, so daß Ilja Iljitsch sie fortschickte. Sachar machte am folgenden Tag den Versuch, Oblomow um Erlaubnis zu bitten, in dem Hause auf der Gorochowaja, in dem sie früher gewohnt hatten, einen Besuch zu machen. Oblomow fuhr ihn aber so an, daß er dankbar war, seine Knochen heil fortzutragen. »Dort weiß man noch nichts, da willst du den Klatsch aussäen. Bleib zu Hause!« fügte er drohend hinzu.
    Der Mittwoch verging. Am Donnerstag bekam Oblomow mit der Stadtpost einen

Weitere Kostenlose Bücher