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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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besondere Weise auf den Nacken herabsenkte, so daß er das Edle ihrer ganzen Gestalt vom Kopf bis zu den Schultern und bis zu der Taille fortsetzte und ergänzte. Sowie Oblomow aber vor Liebe zitterte, sank auf ihn sofort wie ein schwerer Stein die Frage herab: was zu tun war; wie er an die Frage bezüglich der Hochzeit herantreten sollte, wo er sich Geld verschaffen und mit welchen Mitteln er später leben konnte ...
    »Ich warte noch, vielleicht kommt morgen oder übermorgen ein Brief.« Und er begann auszurechnen, wann sein Brief auf dem Gute ankommen könnte, wie lange der Nachbar mit dem Schreiben säumen würde und wieviel Zeit bis zum Eintreffen der Antwort verstreichen müßte. »Sie muß in drei, höchstens in vier Tagen hier sein; ich werde mit dem Besuch bei Oljga noch warten«, beschloß er, »um so mehr, da sie wohl schwerlich wußte, daß die Brücken in Ordnung waren ...«
    »Katja, sind die Brücken in Ordnung?« fragte Oljga ihr Stubenmädchen, sowie sie an demselben Morgen erwacht war.
    Und diese Frage hatte sich täglich wiederholt. Oblomow hatte das gar nicht vorausgesetzt.
    »Ich weiß nicht, Fräulein; ich habe heute weder den Kutscher noch den Hausbesorger gesehen, und Nikita weiß es nicht.«
    »Du weißt niemals, wenn mich etwas interessiert!« sagte Oljga unzufrieden, im Bette liegend und die Kette an ihrem Hals betrachtend.
    »Ich werde es gleich erfahren, Fräulein. Ich hab' mich nicht getraut, fortzugehen, ich hab' geglaubt, Sie werden gleich erwachen, sonst wäre ich schon längst hinübergelaufen.«
    Und Katja verschwand aus dem Zimmer.
    Oljga zog unterdessen die Tischlade heraus und suchte Oblomows letztes Briefchen hervor. Der Arme, der Arme, dachte sie besorgt, er ist allein und langweilt sich ... O Gott, wie lange wird das wohl noch dauern ...
    Sie war mit ihren Gedanken noch nicht fertig, als Katja mit gerötetem Gesicht ins Zimmer stürzte.
    »Die Brücken sind in Ordnung, sie sind heute nacht gemacht worden«, sagte sie freudig, fing ihr Fräulein, das geschwind vom Bett aufsprang, in ihren Armen auf, warf ihr eine Bluse um und rückte ihr die winzigen Pantöffelchen hin. Oljga öffnete rasch die Schublade, nahm etwas heraus und ließ es in Katjas Hand gleiten, während letztere ihr die Hand küßte. Das alles, das Springen aus dem Bett, die Münze, die in Katjas Hand glitt, und der Kuß, geschah in einem Augenblick.
    Ach, morgen ist Sonntag, wie gut sich das trifft! Er wird kommen! dachte Oljga, zog sich eilig an, trank schnell Tee und fuhr mit der Tante ins Geschäft.
    » Ma tante, wollen wir morgen ins Smolnijkloster zur Messe fahren?« bat sie.
    Die Tante kniff ein wenig die Augen zusammen, dachte nach und sagte dann: »Gut; aber das ist so weit, ma chère! Wieso fällt dir so etwas im Winter ein?«
    Aber das war Oljga nur darum eingefallen, weil Oblomow ihr diese Kirche vom Fluß aus gezeigt hatte, und sie bekam Lust, darin zu beten ... daß er gesunden möge, daß er sie liebe, daß er durch sie glücklich werde, daß ... diese Unschlüssigkeit und Unbestimmtheit schnell enden möge ... Arme Oljga!
    Der Sonntag kam. Oljga brachte es geschickt fertig, das ganze Mittagessen nach Oblomows Geschmack anzuordnen. Sie zog ein weißes Kleid an, versteckte unter den Spitzen das von ihm geschenkte Armband und frisierte sich, wie er es liebte; sie hatte tags zuvor das Klavier stimmen lassen und probierte des Morgens Casta diva zu singen. Ihre Stimme war so klangvoll, wie sie es seit dem Sommer nicht gewesen war. Dann begann sie zu warten. Der Baron traf sie in dieser Erwartung an und sagte, sie sei wieder ebenso schön wie im Sommer, sie sei nur ein wenig abgemagert.
    »Das Entbehren der Landluft und die kleine Störung in der Lebensweise haben Sie sichtbar beeinflußt«, sagte er. »Sie brauchen die Luft der Felder und das Land, liebe Oljga Sjergejewna.«
    Er küßte ihr ein paarmal die Hand, so daß sein gefärbter Schnurrbart auf ihren Fingern sogar einen kleinen Fleck zurückließ.
    »Ja, das Land!« erwiderte sie sinnend, aber nicht ihm, sondern jemand anderem, in die Luft hinein.
    »Apropos, da wir vom Lande sprechen«, fügte er hinzu, »nächsten Monat endet Ihr Prozeß, und Sie können im April auf Ihr Gut fahren. Es ist nicht groß, aber die Lage ist wunderbar! Sie werden zufrieden sein. Was für ein Haus und einen Garten Sie dort haben! Ein Pavillon ist dort auf dem Berg gelegen; Sie werden es liebgewinnen. Die Aussicht auf den Fluß ... Sie erinnern sich dessen wohl nicht,

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