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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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hält dich immer frei; und ich laufe auf den Markt.«
    »Was heißt das, Artemij?« fragte Sachar auch ihn. »Der Herr hat mich spazieren fortgejagt und hat mir ein Trinkgeld gegeben ...«
    »Vielleicht will er sich selbst einen Rausch antrinken?« fiel es Artemij ein. »Da hat er auch dir was gegeben, damit du ihn nicht beneidest. Komm!«
    Er blinzelte Sachar zu und wies mit dem Kopf auf irgendeine Straße hin.
    »Komm!« wiederholte Sachar und winkte gleichfalls mit dem Kopf nach derselben Straße hin.
    »So etwas! Er hat mich spazieren fortgejagt!« krächzte er leise lächelnd.
    Sie gingen fort, und Anissja lief bis zum ersten Kreuzweg, setzte sich in einen Graben am Zaune und wartete, was geschehen würde.
    Oblomow lauschte und wartete. Jetzt ergriff jemand den Ring an der Pforte, und in demselben Augenblick ertönte das verzweifelte Bellen und begann das Springen des Hundes an der Kette.
    »Der verfluchte Hund!« sagte Oblomow zähneknirschend, griff nach dem Hut, stürzte zur Pforte hin, öffnete sie und trug Oljga fast in seinen Armen bis zur Stiege.
    Sie war allein. Katja erwartete sie im Wagen, in der Nähe des Tores.
    »Du bist gesund? Du liegst nicht zu Bett? Was ist mit dir?« fragte sie schnell, ohne den Mantel und den Hut abzulegen und ihn vom Kopf bis zu den Füßen betrachtend, als sie sich in seinem Arbeitszimmer befanden.
    »Es geht mir schon wieder besser, die Halsentzündung ist ... fast ganz vorüber«, sagte er, seinen Hals berührend und leicht hüstelnd.
    »Warum bist du gestern nicht gekommen?« fragte sie, ihn so forschend anblickend, daß er kein einziges Wort aussprechen konnte.
    »Wie hast du dich zu einer solchen Handlung entschließen können, Oljga?« begann er entsetzt. »Weißt du denn, was du tust? ...«
    »Lassen wir das jetzt!« unterbrach sie ihn ungeduldig. »Ich frage dich: Was bedeutet es, daß du dich nicht sehen läßt?«
    Er schwieg.
    »Hast du vielleicht ein Gerstenkorn?«
    Er schwieg.
    »Du warst nicht krank. Du hast keine Halsschmerzen gehabt!« sagte sie mit gefurchten Brauen.
    »Nein«, antwortete Oblomow mit der Stimme eines Schulknaben.
    »Du hast mich betrogen!« Sie blickte ihn erstaunt an. »Warum?«
    »Ich werde dir alles erklären, Oljga!« rechtfertigte er sich.
    »Ein wichtiger Grund hat mich daran verhindert, während dieser zwei Wochen zu dir zu kommen ... ich habe mich gefürchtet ...«
    »Wovor?« fragte sie, sich setzend und Hut und Mantel ablegend.
    Er nahm ihr beides ab und legte es auf den Diwan.
    »Vor dem Klatsch und der Verleumdung ...«
    »Du hast dich aber nicht davor gefürchtet, daß ich die ganze Nacht nicht schlafen, Gott weiß woran denken werde und erkranken kann?« sagte sie, ihn mit einem forschenden Blick streifend.
    »Oljga, du weißt nicht, was hier bei mir vorgeht!« sagte er, aufs Herz und auf den Kopf zeigend. »Ich bin vor Unruhe wie im Feuer. Weißt du nicht, was geschehen ist?«
    »Was ist noch geschehen?« fragte sie kalt.
    »Wie weit das Gerücht von dir und mir gedrungen ist! Ich wollte dich nicht aufregen und habe gefürchtet, mich bei dir blicken zu lassen.«
    Er erzählte ihr alles, was er von Sachar und Anissja gehört hatte, erwähnte auch das Gespräch der beiden Gecken und schloß, indem er sagte, daß er seit der Zeit nicht schlafe, daß er in jedem Blick eine Frage, einen Vorwurf oder neckische Andeutungen auf ihre Zusammenkünfte sehe.
    »Aber wir haben ja beschlossen, noch diese Woche mit ma tante zu sprechen!« entgegnete sie. »Dann müssen diese Gerüchte doch verstummen ...«
    »Ja; aber ich wollte bis zum Empfang des Briefes der Tante noch nichts sagen. Ich weiß, daß sie mich nicht über meine Liebe, sondern über das Gut ausfragen und sich in Details einlassen wird; ich kann ihr das alles aber nicht erklären, bevor der Nachbar mir geantwortet hat.«
    Sie seufzte.
    »Wenn ich dich nicht kennen würde, könnte ich Gott weiß was glauben!« sagte sie nachdenklich. »Du hast mich durch Klatschgeschichten der Lakaien zu beunruhigen gefürchtet? Ich höre auf, dich zu verstehen.«
    »Ich dachte, ihre Gespräche würden dich aufregen. Katja, Marfa, Sjemjon und dieser Dummkopf Nikita sagen Gott weiß was ...«
    »Ich weiß längst, was sie sagen!« bemerkte sie gleichgültig.
    »Wie, du weißt es?«
    »Ja! Katja und die Kinderfrau haben es mir längst mitgeteilt; sie haben mich über dich ausgefragt und mir gratuliert ...«
    »Sie haben dir wirklich gratuliert?« fragte er entsetzt. »Was hast du dazu

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