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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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Gesicht in ihre Hand und erstarrte. Die Worte wollten ihm nicht mehr von der Zunge. Er preßte seine Hand ans Herz, um die Erregung zu beschwichtigen, richtete seinen leidenschaftlichen, feuchten Blick auf Oljga und erstarrte.
    Er ist zärtlich, nichts als zärtlich! wiederholte Oljga im Geiste, aber nicht so wie im Park, sondern seufzend, und versenkte sich in tiefes Sinnen.
    »Es ist Zeit für mich, zu gehen!« sagte sie freundlich, als sie wieder zur Besinnung gekommen war.
    Er wurde plötzlich wieder nüchtern.
    »Du bist hier, bei mir? Ach Gott!« sagte er, und der begeisterte Blick verwandelte sich in ein scheues Herumlugen; die leidenschaftlichen Worte kamen nicht mehr über seine Lippen.
    Er griff eilig nach ihrem Mantel und Hut und woll te ihr in der Eile den Mantel über den Kopf ziehen.
    Sie lachte.
    »Fürchte dich nicht meinetwegen«, beruhigte sie ihn; » ma tante ist für den ganzen Tag fortgegangen; zu Hause weiß nur die Kinderfrau und Katja, daß ich fort bin. Begleite mich hinaus.«
    Sie reichte ihm, ohne zu zittern, ruhig, im stolzen Bewußtsein ihrer Unschuld, die Hand, ging durch den Hof, wobei der Hund verzweifelt bellte und an der Kette zerrte, stieg in den Wagen und fuhr fort. In den Fenstern der Hausfrau erschienen Köpfe; hinter der Ecke am Zaun schaute Anissja hervor. Als der Wagen in eine andere Straße einbog, kam Anissja und sagte, sie hätte den ganzen Markt abgesucht, es wäre aber kein Spargel zu finden. Sachar kam nach drei Stunden zurück und schlief volle vierundzwanzig Stunden.
    Oblomow schritt lange im Zimmer herum, ohne seine Füße zu fühlen und seine eigenen Schritte zu hören; er ging so, als schwebe er über der Erde. Sowie das Knirschen der Wagenräder auf dem Schnee, die sein Leben und sein Glück fortführten, verstummt war, verging seine Unruhe, sein Kopf und sein Rücken richteten sich auf, das Leuchten der Begeisterung kehrte auf sein Gesicht zurück, und die Augen wurden vor Glück und Rührung feucht. In seinen Organismus ergossen sich Wärme, Frische und Kraft. Und er bekam wie früher wieder einmal Lust, irgendwohin, weit fort zu fahren und überall zu sein; mit Oljga zu Stolz und aufs Gut, in die Felder und Wälder zu reisen, dann wollte er sich in sein Zimmer zurückziehen und sich in eine Arbeit vertiefen, zum Ribinskyhafen fahren, die Straße bahnen, das soeben erschienene Buch lesen, von dem alle sprachen, und heute in die Oper gehen ... Ja, heute war sie bei ihm, dann würde er bei ihr sein und abends in die Oper gehen. Wie ausgefüllt der Tag war! Wie leicht atmete es sich bei diesem Leben, in Oljgas Sphäre, in den Strahlen ihres jungfräulichen Leuchtens, ihrer frischen Kraft, ihres jungen, aber feinen, tiefen und gesunden Verstandes! Er ging, als flöge er, als trüge ihn jemand durch das Zimmer! »Vorwärts, vorwärts!« sagte Oljga; höher, immer höher, dorthin, zu jenem Striche, wo die Zärtlichkeit und Grazie ihre Macht verlieren und wo das Reich des Mannes beginnt! Wie klar sie in das Leben blickt! Wie sie in diesem schwerverständlichen Buch ihren Weg abliest und instinktiv auch seinen Weg errät. Ihre beiden Leben müssen sich wie zwei Flüsse vereinigen; er würde ihr Führer und Lehrer sein! Sie sah seine Kräfte und Fähigkeiten, wußte, was er vermochte, und erwartete demütig seine Herrschaft.
    Einzige Oljga! Dieses durch nichts zu verwirrende, kühne, einfache und entschlossene Weib, das natürlich wie das Leben selbst war!
    »Wie häßlich es hier tatsächlich ist!« sagte er, um sich blickend, »und dieser Engel ist in den Sumpf herabgestiegen und hat ihn durch seine Anwesenheit geheiligt!« Er blickte liebevoll auf den Sessel, auf dem sie gesessen hatte, und seine Augen leuchteten plötzlich auf; er erblickte auf dem Fußboden neben dem Sessel einen winzigen Handschuh.
    »Ein Pfand! Ihre Hand; das ist ein Vorzeichen! Oh! ...« stöhnte er, leidenschaftlich den Handschuh an die Lippen pressend.
    Die Hausfrau schaute zur Tür herein und fragte, ob er sich nicht die Leinwand ansehen wollte, die man gebracht hatte, falls er welche brauchte. Doch er bedankte sich trocken, dachte gar nicht daran, die Ellbogen anzublicken, und entschuldigte sich, indem er Arbeit vorschützte. Dann vertiefte er sich in die Erinnerungen an den Sommer, dachte an jede Kleinigkeit, an jeden Baum, jeden Busch, an jede Bank, an jedes gesprochene Wort und fand alles holder, als es um die Zeit, da er es genossen hatte, gewesen war. Er konnte sich gar nicht mehr

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