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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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Sie waren etwa fünf Jahre alt, als Ihr Papa das Gut verließ und Sie mitnahm.«
    »Ach, wie froh ich sein werde!« sagte sie nachdenklich.
    Jetzt ist es entschieden, dachte sie, wir fahren dorthin; aber er soll es nicht früher erfahren, als bis er ...
    »Im nächsten Monat, Baron?« fragte sie lebhaft. »Ist das sicher?«
    »So sicher wie die Tatsache, daß Sie immer, heute aber ganz besonders schön sind«, sagte er und ging zur Tante.
    Oljga blieb sitzen und träumte von ihrem nahen Glück; doch sie beschloß, Oblomow weder diese Neuigkeit noch ihre künftigen Pläne mitzuteilen. Sie wollte die durch die Liebe in seiner schlummernden Seele vollzogene Umwälzung bis zu Ende verfolgen, sie will sehen, wie er sich endgültig von dem Joch seiner Trägheit befreien, sich vom lockenden Glück bezwingen lassen wird, wie er vom Gute eine günstige Antwort bekommt, strahlend zu ihr läuft und fliegt und sie ihr zu Füßen legt, wie sie beide einander überholend zur Tante stürzen und dann ... dann wollte sie ihm plötzlich sagen, daß auch sie ein Dorf, einen Garten, einen Pavillon, eine Aussicht auf den Fluß und ein ganz eingerichtetes Haus besitze, daß sie zuerst dorthin und dann nach Oblomowka fahren würden. Nein, ich will keine günstige Antwort, dachte sie, sonst wird er stolz sein und wird sich gar nicht darüber freuen, daß ich mein eigenes Gut, mein Haus und meinen Garten habe ... Nein, er soll lieber durch einen unangenehmen Brief verstimmt kommen und erzählen, daß das Gut vernachlässigt sei und daß er selbst hinfahren müsse. Er wird Hals über Kopf hinreisen, wird in Eile alle nötigen Anordnungen treffen, wird alles irgendwie in Gang bringen, wobei er vieles vergessen und manches nicht verstehen wird, wird zurückkommen und plötzlich erfahren, daß er gar nicht hinzureisen brauchte, daß es ein Haus, einen Garten und einen Pavillon mit einer Aussicht gibt, daß sie auch ohne sein Oblomowka einen Wohnort besaßen ... Nein, nein, sie würde es ihm keinesfalls sagen und bis zum Schlusse schweigen; er soll nur hinfahren, sich bewegen, auftauen – und das alles für sie im Namen ihres künftigen Glückes! Oder doch? Wozu ihn aufs Gut schicken und sich von ihm trennen? Nein, wenn er bleich und traurig in den Reisekleidern zu ihr kommt, um für einen Monat Abschied zu nehmen, wird sie ihm plötzlich sagen, er brauche vor dem Sommer nicht hinzufahren, sie würden dann zusammen hinfahren ... So träumte sie, lief dann zum Baron hin und bat ihn geschickt, vorläufig niemand, ohne Ausnahme, von dieser Neuigkeit etwas zu erzählen. Bei diesem Niemand dachte sie nur an Oblomow.
    »Ja, ja, wozu sollte ich denn davon sprechen?« stimmte er bei. »Vielleicht sage ich es nur Herrn Oblomow, wenn davon die Rede sein wird ...«
    Oljga beherrschte sich und sagte gleichgültig: »Nein, sagen Sie es auch ihm nicht!«
    »Ihr Wunsch ist für mich Befehl, wie Sie wissen ...« fügte der Baron liebenswürdig hinzu.
    Sie war nicht ohne Schlauheit. Wenn sie Oblomow in Anwesenheit von Fremden anblicken wollte, blickte sie sicher zuerst drei andere Personen und erst dann ihn an.
    Wieviel Gedanken fuhren ihr durch den Sinn – und das alles Oblomows wegen! Wie oft flammten die beiden Flecken auf ihren Wangen auf! Wie oft schlug sie bald die eine und bald die andere Taste an, um sich zu überzeugen, ob das Klavier nicht zu hoch gestimmt sei, und legte die Noten von einer Stelle auf die andere. Und er kam nicht. Was bedeutete das? Es schlug drei und vier Uhr – und er war noch immer nicht da! Um halb fünf begannen ihre Schönheit und ihr Strahlen zu schwinden; sie ermattete sichtbar und setzte sich bleich zu Tische. Und die übrigen waren wie sonst; niemand bemerkte es, alle aßen die Gerichte, die für ihn bestimmt waren, und sprachen so fröhlich und gleichgültig. Er kam auch weder am Nachmittag noch am Abend. Sie schwankte bis zehn Uhr zwischen Hoffnung und Furcht; um zehn Uhr zog sie sich zurück. Zuerst schüttete sie den ganzen Zorn, der sich in ihrem Herzen angesammelt hatte, im Geiste über ihn aus; sie besaß in ihrem Lexikon kein einziges beißendes Spottwort, keinen einzigen heftigen Ausdruck, mit dem sie ihn im Geiste nicht gefoltert hätte. Dann schien es, als hätte sich ihr ganzer Organismus zuerst mit Feuer und darauf mit Eis gefüllt. Er ist krank, er ist allein, er kann nicht einmal schreiben ... fiel es ihr ein.
    Diese Überzeugung bemächtigte sich ihrer ganz und ließ sie die ganze Nacht nicht schlafen. Sie

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