Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
Vom Netzwerk:
gehöre dir – weißt du noch, wie ich eingewilligt habe?«
    »Kann man denn so etwas vergessen? Hat denn das nicht mein ganzes Leben umgewälzt? Siehst du denn nicht, wie glücklich ich bin?«
    »Nein, ich sehe es nicht; du hast mich betrogen!« sagte sie kalt. »Du läßt dich wieder gehen ...«
    »Ich habe dich betrogen! Das ist eine Sünde! Ich schwöre dir vor Gott, ich würde mich sofort in den Abgrund stürzen! ...«
    »Ja, wenn der Abgrund jetzt, in diesem Augenblick, hier vor deinen Füßen wäre!« unterbrach sie ihn. »Wenn man es aber auf drei Tage verschoben hätte, würdest du dir die Sache überlegen und dich fürchten, besonders wenn Sachar oder Anissja darüber klatschen würden ... Das ist keine Liebe.«
    »Du zweifelst an meiner Liebe?« begann er leidenschaftlich. »Du glaubst, daß ich aus Furcht um mich und nicht um dich zögere? Daß ich deinen Namen nicht wie hinter eine Mauer verschanzen will, daß ich nicht wie eine Mutter über dich wache, damit kein einziges Gerücht dich zu berühren wagt ... Ach, Oljga, verlange Beweise! Ich wiederhole dir, daß, wenn du mit einem anderen glücklicher sein könntest, ich ihm, ohne zu murren, meine Rechte abtreten würde; daß ich freudig sterben würde, wenn man für dich sterben müßte!« schloß er mit Tränen in den Augen.
    »Das ist alles unnötig, niemand verlangt es! Wozu brauche ich dein Leben? Tue das, was notwendig ist. Das ist eine Finte listiger Menschen, Opfer anzubieten, die unnötig oder unausführbar sind, um keine notwendigen zu bringen. Du bist nicht listig – ich weiß es, aber ...«
    »Du weißt nicht, wieviel Kraft die Sehnsucht und die Sorgen mir geraubt haben!« fuhr er fort. »Ich habe, seit ich dich kenne, keinen anderen Gedanken ... Ich wiederhole auch jetzt, du bist mein Ziel, du allein. Wenn du nicht bei mir bleibst, werde ich sterben oder wahnsinnig werden. Ich atme jetzt, schaue, denke und fühle nur durch dich. Warum wunderst du dich denn, daß ich an den Tagen, an denen ich dich nicht sehe, einschlafe und versumpfe? Mir erscheint alles widerlich und langweilig, ich werde zu einer Maschine, ich gehe und tue etwas, ohne zu bemerken, was ich tue. Du bist das Feuer und die Kraft dieser Maschine!« sagte er, vor ihr niederkniend und sich aufrichtend.
    Seine Augen leuchteten wie einst im Park. In ihnen erstrahlte wieder Stolz und Willenskraft.
    »Ich bin jetzt bereit, wohin du mir befiehlst, zu gehen, und was du willst, zu tun. Ich fühle, daß ich lebe, wenn du mich anblickst, wenn du sprichst und singst.«
    Oljga lauschte, sinnend, mit strengem Ausdruck, diesen leidenschaftlichen Ergüssen.
    »Höre, Ilja«, sagte sie, »ich glaube an deine Liebe und an die Macht, die ich auf dich ausübe. Warum erschreckst du mich aber durch deine Unentschlossenheit und machst mich zweifeln? Ich bin dein Ziel, sagst du, du näherst dich ihm aber so schüchtern und langsam; und du hast noch einen weiten Weg; du mußt dich über mich erheben. Ich erwarte das von dir! Ich habe glückliche Menschen gesehen, die lieben«, fügte sie seufzend hinzu, »bei ihnen wogt alles, und ihre Ruhe sieht der deinigen nicht ähnlich; sie senken nicht den Kopf; ihre Augen sind offen; sie schlafen fast gar nicht, sie handeln! Und du ... Nein, es sieht nicht so aus, als ob die Liebe, als ob ich dein Ziel wäre ...«
    Sie schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Du, du! ...« sagte er, ihr wieder die Hände küssend und voller Leidenschaft zu ihren Füßen liegend, »du allein, o Gott, welch ein Glück!« sprach er wie im Fieber. »Und du glaubst, daß es möglich ist, dich zu betrügen, nach einem solchen Erwachen wieder einzuschlafen, nicht zum Helden zu werden! Du und Andrej werden sehen«, fuhr er, mit begeisterten Augen um sich schauend, fort, »bis zu welcher Höhe die Liebe einer Frau, wie du es bist, einen Menschen erheben kann! Schau mich an, schau mich an: Bin ich denn nicht auferstanden, lebe ich denn nicht in diesem Augenblick? Gehen wir von hier fort, weit fort! Ich kann keinen Augenblick hier bleiben, es ekelt mich! Ich ersticke!« sagte er, mit ungeheucheltem Widerwillen um sich schauend. »Laß mich heute dieses Gefühl auskosten ... Ach, wenn dasselbe Feuer, welches heute in mir brennt, morgen und immer anhalten würde! Wenn du aber nicht da bist, erlischt es, und ich falle! Jetzt lebe ich auf und bin auferstanden. Mir scheint, ich ... Oljga, Oljga! Du bist schöner als alles auf der Welt, du bist das beste Weib, du ... du ...«
    Er schmiegte sein

Weitere Kostenlose Bücher