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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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sagte sie dann mit Mühe, »mache dir keine Sorgen um mich und um mein Glück. Ich kenne mich. Ich werde mein Leid ausweinen und werde dann ruhig sein. Und störe mich jetzt nicht ... geh ... Ach, nein, warte! ... Gott straft mich! ... Es ist mir so weh, ach, so weh ums Herz ...«
    Das Schluchzen erneuerte sich.
    »Und wenn der Schmerz nicht vergeht«, sagte er, »und deine Gesundheit darunter leidet? Deine Tränen sind Gift; Oljga, mein Engel, weine nicht ... vergiß alles ...«
    »Nein, laß mich weinen! Ich weine nicht über die Zukunft, sondern über die Vergangenheit ...« sagte sie mit Mühe, »sie ist ›verblaßt und verwelkt‹ ... Nicht ich, sondern die Erinnerungen weinen! Der Sommer ... der Park ... weißt du noch? Es ist mir leid um unsere Allee und um den Flieder ... Das alles ist mir ans Herz gewachsen; es tut so weh, es fortzureißen ...!«
    Sie schüttelte verzweifelt den Kopf und schluchzte, indem sie wiederholte:
    »O wie weh, wie weh!«
    »Und wenn du stirbst?« sagte Oblomow plötzlich entsetzt. »Denke nur, Oljga ...«
    »Nein!« unterbrach sie, den Kopf erhebend, und bestrebte sich, ihn durch ihre Tränen hindurch anzublicken. »Ich habe erst vor kurzem erfahren, daß ich in dir dasjenige geliebt habe, was ich in dir sehen wollte, was Stolz mir gezeigt hat, was wir uns zusammen ausgedacht haben. Ich habe den zukünftigen Oblomow geliebt, Ilja. Du bist sanft und ehrlich, Ilja; du bist zärtlich wie ein Täuberich; du versteckst den Kopf unter den Flügel – und willst nichts mehr; du bist bereit, das ganze Leben unter dem Dache zu girren ... ich aber bin nicht so; das genügt mir nicht, ich brauche noch etwas, ich weiß nicht was! Kannst du mich denn darüber belehren und mir sagen, was es ist, was mir fehlt, mir das alles geben, damit ich ...? Zärtlichkeit ... wo findet man sie nicht!«
    Oblomow versagten die Knie. Er setzte sich auf den Lehnstuhl und wischte sich mit dem Tuche Hände und Stirne ab.
    Das Wort war grausam; es verletzte Oblomow tief; es schien ihn innerlich zu verbrennen und wehte ihn äußerlich kalt an. Anstatt zu antworten, lächelte er so kläglich und krankhaft verschämt, wie ein Bettler, dem man seine Blöße vorgeworfen hat. Er saß mit diesem kraftlosen Lächeln vor Erregung und Kränkung ermattet da, und sein erloschener Blick sagte deutlich: Ja, ich bin arm, elend, ein Bettler ... schlagt und beschimpft mich! ...
    Oljga sah plötzlich, wieviel Gift in ihren Worten enthalten war; sie stürzte schnell zu ihm hin.
    »Verzeihe mir, mein Freund!« begann sie zärtlich und fast weinend. »Ich weiß nicht, was ich sage; ich bin wahnsinnig! Vergiß alles, laß alles beim alten bleiben, wie's früher war ...«
    »Nein!« sagte er, sich plötzlich erhebend und sie mit einer entschlossenen Handbewegung von sich weisend. »Es wird nicht beim alten bleiben! Rege dich nicht darüber auf, daß du die Wahrheit gesagt hast. Ich habe es verdient ...« fügte er traurig hinzu.
    »Ich bin eine Träumerin, eine Grillenfängerin!« sagte sie. »Was für einen unglücklichen Charakter ich habe! Warum sind die andern, warum ist Sonitschka so glücklich ...«
    Sie weinte auf.
    »Geh!« schloß sie, an dem nassen Tuche mit den Händen zerrend. »Ich ertrage es sonst nicht; mir ist die Vergangenheit noch teuer ...«
    Sie bedeckte sich das Gesicht wieder mit dem Tuche und bestrebte sich, das Schluchzen zu unterdrücken.
    »Warum ist alles zugrunde gegangen?« fragte sie plötzlich, den Kopf erhebend. »Wer hat dich verflucht, Ilja? Was hast du getan? Du bist gut, klug, zärtlich und edel ... und ... gehst zugrunde! Was hat dich dem Verderben geweiht? Dieses Übel hat keinen Namen ...«
    »Es hat einen«, sagte er kaum hörbar.
    Sie blickte ihn fragend mit tränenerfüllten Augen an.
    »Die Oblomowerei!« flüsterte er, erfaßte dann ihre Hand, wollte sie küssen, konnte aber nicht, sondern preßte sie nur fest an die Lippen, und heiße Tränen tropften auf ihre Finger herab. Ohne den Kopf zu erheben und ihr das Gesicht zuzuwenden, wandte er sich um und ging.
Zwölftes Kapitel
    Gott weiß, wo er den ganzen Tag herumirrte und was er tat; er kehrte aber spät des Nachts nach Hause zurück. Die Hausfrau hörte zuerst das Klopfen am Tor und das Bellen des Hundes und weckte Anissja und Sachar vom Schlaf auf, indem sie ihnen mitteilte, der Herr wäre zurückgekehrt.
    Ilja Iljitsch bemerkte fast gar nicht, wie Sachar ihn auskleidete, ihm die Stiefel auszog und ihm den Schlafrock umwarf.
    »Was ist

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