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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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etwas.
    »Hör einmal«, begann er plötzlich, die Augen weit aufreißend und sich so freuend, daß sein Rausch fast verging, »oder nein, ich fürchte mich und sage es nicht, ich werde einen solchen Vogel nicht aus meinem Kopf fortfliegen lassen. Das ist ja ein wahrer Schatz ... Trinken wir, Gevatter, trinken wir schnell!«
    »Ich werde nicht trinken, bevor du es mir nicht erzählst«, sagte Tarantjew, das Glas fortschiebend.
    »Es ist eine wichtige Sache, Gevatter ...« flüsterte Muchojarow, auf die Tür schauend.
    »Nun? ...« fragte Tarantjew ungeduldig.
    »Was mir da eingefallen ist. Weißt du was, Gevatter, das ist dasselbe, wie wenn man irgend etwas Großes unterschreibt, bei Gott, es ist so!«
    »Aber was denn, wirst du es mir sagen?«
    »Und was man da zurücklegen kann!«
    »Nun?« trieb Tarantjew ihn an.
    »Wart, laß mich noch nachdenken. Ja, da braucht man aber nichts zu streichen, das ist gesetzlich. Also gut, Gevatter, ich sage es dir nur darum, weil ich dich dabei brauche; ohne dich geht es schlecht. Sonst hätte ich's dir, bei Gott, nicht gesagt; das ist nicht so etwas, das man anderen anvertraut.«
    »Bin ich denn für dich ein anderer, Gevatter? Mir scheint, ich habe dir mehr als einmal Gefälligkeiten erwiesen, ich bin dein Zeuge gewesen und habe dir die Kopien geschrieben ... weißt du's nicht mehr, du Schwein!«
    »Gevatter, Gevatter, halte deine Zunge im Zaum. Was du für einer bist, du läßt ja alles wie aus einer Kanone herausschießen!«
    »Wer hört es denn hier? Weiß ich denn nicht, was ich tue?« sagte Tarantjew ärgerlich. »Warum quälst du mich? Also sprich.«
    »Nun, höre zu, Ilja Iljitsch ist ja sehr ängstlich und kennt gar keine Gesetze, damals beim Kontrakt hatte er ganz den Kopf verloren, als man die Vollmacht geschickt hat, wußte er nicht, was er beginnen sollte, er hatte sogar vergessen, wieviel er an Abgaben zu bekommen hat, er sagte selbst, ›ich weiß nichts‹ ...«
    »Nun?« fragte Tarantjew ungeduldig.
    »Also er hat es sich angewöhnt, sehr oft zur Schwester zu kommen. Neulich ist er bis ein Uhr dort sitzen geblieben, und als er dann im Vorzimmer mit mir zusammengestoßen ist, hat er sich den Anschein gegeben, mich nicht zu sehen. Wir wollen also noch abwarten, was geschieht, und dann ... Sag ihm gelegentlich, daß es häßlich ist, Schande ins Haus zu bringen, daß sie eine Witwe ist, sag, daß man es erfahren hat und daß sie jetzt nicht heiraten kann, ein reicher Kaufmann hätte um sie angehalten, jetzt wüßte er aber, daß er des Abends bei ihr sitzt, und wolle nicht mehr.«
    »Nun, was kommt denn dabei heraus? Er wird erschrecken, sich aufs Bett legen und sich wie ein Eber darin herumwälzen und seufzen, das ist alles!« sagte Tarantjew. »Was werden wir denn davon haben, was kann man sich dabei zurücklegen?«
    »Bist du aber einer! Du wirst ihm sagen, daß ich ihn verklagen will, daß man ihm aufgelauert hat, daß Zeugen da sind ...«
    »Nun?«
    »Und wenn er sehr erschrickt, dann sage ihm, daß ich auf einen Ausgleich eingehen würde, wenn er ein kleines Kapital hergibt.«
    »Wo ist denn sein Geld?« fragte Tarantjew, »er verspricht ja alles vor lauter Angst, sogar zehntausend ...«
    »Blinzle mir nur zu, dann stelle ich einen Schuldschein aus ... auf den Namen der Schwester: ›Ich, Oblomow, habe bei der Witwe Soundso zehntausend Rubel geliehen bis zu dem und dem Datum usw.‹«
    »Was haben wir denn davon, Gevatter? Ich verstehe dich nicht, das Geld geht dann zu der Schwester und den Kindern über. Wo ist dann unser Verdienst?«
    »Und die Schwester gibt mir einen Schuldschein auf dieselbe Summe; ich laß ihn von ihr unterschreiben.«
    »Wenn sie aber darauf besteht und nicht unterschreibt?«
    »Die Schwester?«
    Und Iwan Matwejewitsch brach in ein dünnes Gelächter aus.
    »Sie unterschreibt schon, Gevatter, sie würde sogar ihr Todesurteil unterschreiben, ohne zu fragen, was es sei, und nur lächeln. Sie setzt schief ›Agafja Pschenizin‹ darunter und wird nie erfahren, was sie unterschrieben hat. Siehst du, wir sind also gar nicht bloßgestellt; die Schwester hat den Kollegiensekretär Oblomow und ich die Frau des Kollegiensekretärs Pschenizin zum Schuldner. Der Deutsche kann wüten, soviel er will, die Sache ist gesetzlich!« sagte er, die zitternden Hände in die Höhe haltend.
    »Trinken wir, Gevatter!«
    »Die Sache ist gesetzlich!« sagte Tarantjew entzückt, »trinken wir.«
    »Und wenn alles gut geht, kann man es in zwei Jahren wiederholen;

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