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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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Matwejewitsch, den Rum in Weingläser einschenkend, »es ist schade, das mit Tee zu verdünnen. Rieche einmal; drei Rubel. Wollen wir uns nicht etwas zu essen bestellen?«
    »Das könnte man.«
    »Kellner!«
    »Aber was das für ein Schurke ist! ›Ich nehm's in Pacht‹, sagt er«, begann Tarantjew wieder wütend, »uns Russen würde so etwas nie einfallen! Diese Einrichtung riecht gleich nach etwas Deutschem. Dort haben sie lauter Farmen und Pachtgüter. Wart nur, er wird ihm dann noch mit Aktien heimleuchten.«
    »Was sind denn das, Aktien? Ich kenne mich damit gar nicht aus«, fragte Iwan Matwejewitsch.
    »Eine deutsche Erfindung!« sagte Tarantjew zornig, »das ist so: Ein Schwindler erfindet, wie man feuersichere Häuser baut, und übernimmt es, eine Stadt zu bauen; er braucht Geld, da läßt er Papiere, sagen wir zu je fünfhundert Rubel, erscheinen, und die Dummköpfe kaufen und verkaufen sie einander. Wenn Gerüchte entstehen, daß das Unternehmen gut geht, steigen die Papiere im Preise, wenn es schlecht geht, kracht das Ganze. Man behält dann die Papiere, aber kein Geld. Wenn man frägt, wo die Stadt ist, bekommt man zur Antwort, daß sie verbrannt ist und nicht fertig gebaut wurde, und der Erfinder hat sich unterdessen mit dem Geld aus dem Staube gemacht. Das sind Aktien! Der Deutsche wird ihn schon hineinverwickeln! Ich wundere mich nur, daß er das noch bis jetzt nicht getan hat! Ich hab' ihn immer daran gehindert und habe dem Landsmann Wohltaten erwiesen!«
    »Ja, jetzt ist's aus; die Sache ist zu Ende und dem Archiv übergeben worden, jetzt haben wir zum letztenmal Geld aus Oblomowka bekommen ...« sagte Muchojarow ein wenig benebelt.
    »Daß ihn der Teufel hol! Du hast ja so viel Geld, daß man darin mit einer Schaufel wühlen kann«, entgegnete Tarantjew, auch ein wenig im Dusel; »du hast eine sichere Quelle, schöpfe daraus, solange du nicht müde bist. Trinken wir!«
    »Was ist das für eine Quelle, Gevatter? Man sammelt das ganze Leben und kann nur immer einen Rubel oder einen Dreirubelschein einstecken ...«
    »Du sammelst doch aber schon zwanzig Jahre, Gevatter, versündige dich nicht!«
    »Aber was fällt dir ein!« entgegnete Iwan Matwejewitsch mit lallender Stimme, »du vergißt, daß ich erst seit zehn Jahren Sekretär bin. Und früher haben nur Zehn- und Zwanzigkopekenstücke in meiner Tasche geklimpert, und manchmal mußte ich, ich schäme mich, es zu sagen, Kupfermünzen sammeln. Was ist das für ein Leben! Ach, Gevatter! Was für glückliche Menschen es auf der Welt gibt, die dafür, daß sie nur ein Wort ins Ohr flüstern oder eine Zeile diktieren oder einfach ihren Namen auf ein Papier schreiben, plötzlich eine Geschwulst wie ein Kissen in ihrer Tasche bekommen, so daß sie sich darauf schlafen legen könnten! Ja, wenn man so arbeiten könnte«, träumte er, immer betrunkener werdend, »die Bittsteller sehen solche Leute gar nicht persönlich und wagen es nicht, an sie heranzutreten. Er steigt in den Wagen und ruft ›in den Klub!‹, dort drücken ihm ganz mit Orden behängte Leute die Hand, das Spiel dreht sich nicht um fünf Kopeken. Und wie er zu Mittag speist – ach! Er würde sich schämen, über unsere Gerichte zu sprechen; da würde er die Stirn furchen und ausspucken. Im Winter essen sie junge Hühner, im April werden Erdbeeren gereicht! Zu Hause geht die Frau in Spitzen herum, die Kinder haben eine Gouvernante, sind schön gekleidet und frisiert. Ach, Gevatter, es gibt ein Paradies, doch die Sünden sind zu groß! Trinken wir. Da bringt man das Essen!«
    »Klage nicht, Gevatter, versündige dich nicht; du hast ein schönes Kapital ...« sagte der gänzlich betrunkene Tarantjew mit blutroten Augen, »fünfunddreißig Tausend in Silber, das ist kein Spaß!«
    »Still, still, Gevatter!« unterbrach ihn Iwan Matwejewitsch, »was hat man von fünfunddreißig Tausend, wann bringt man es aber bis auf fünfzig Tausend? Man kommt auch mit fünfzig Tausend noch nicht ins Paradies. Wenn man heiratet, muß man vorsichtig leben, jeden Rubel zählen, den Rum ganz vergessen, was ist das für ein Leben!«
    »Dafür lebt man ruhig, Gevatter; bald ist's ein Rubel, bald sind's zwei, und ehe man sich's versieht, hat man im Tag sieben Rubel zurückgelegt. Wenn man aber manchmal seinen Namen unter etwas Großes setzt, kann man ihn dann sein Leben lang mit seinen Seiten fortwetzen. Nein, Bruder, versündige dich nicht!«
    Iwan Matwejewitsch hörte nicht zu und überlegte sich längst

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