Oblomow
brüllte Tarantjew, »dieser Tölpel soll sich nur die Schande antun! Dieser deutsche Schurke soll dich nur betrügen, um so mehr, als er jetzt mit deiner Geliebten zusammensteckt ...«
Im Zimmer erschallte eine laute Ohrfeige. Sowie Oblomow Tarantjews Wange getroffen hatte, verstummte dieser augenblicklich, ließ sich auf einen Sessel sinken und drehte seine erstaunten Augen wie geistesabwesend nach allen Seiten hin.
»Was ist das? Was ist das, he? Was ist das?« sagte er, sich bleich und atemlos die Wange haltend, »du willst mir meine Ehre rauben? Du wirst mir dafür bezahlen! Ich wende mich an den Generalgouverneur; ihr habt es gesehen?«
»Wir haben nichts gesehen!« sagten beide Frauen zugleich.
»Ah! Hier ist eine Verschwörung, eine Räuberhöhle! Eine Diebesbande! Man plündert und schlägt tot ...«
»Hinaus, Schuft!« schrie Oblomow bleich und vor Wut bebend, »sofort, dein Fuß darf nicht mehr meine Schwelle betreten, sonst töte ich dich wie einen Hund!«
Er suchte mit den Augen nach einem Stock.
»Hilfe! Räuber! Hilfe!« schrie Tarantjew.
»Sachar! Wirf diesen Schuft hinaus, und er soll sich hier nie mehr blicken lassen!« schrie Oblomow.
»Bitte, hierher!« sagte Sachar, ihm auf die Tür zeigend.
»Ich bin nicht zu dir gekommen, sondern zur Gevatterin!« brüllte Tarantjew.
»Gott sei mit Ihnen, Michej Andreitsch, ich brauche Sie nicht«, sagte Agafja Matwejewna. »Sie haben meinen Bruder besucht und nicht mich! Ich habe Sie satt. Sie essen und trinken und schimpfen noch obendrein.«
»Ah, so ist's, Gevatterin! Gut, der Bruder wird mit Ihnen schon ein Wörtchen reden! Und dir werde ich die Schande schon heimzahlen! Wo ist mein Hut? Zum Teufel mit euch! Räuber, Mörder!« schrie er, über den Hof gehend. »Du wirst mir für die Schande bezahlen!«
Der Hund zerrte an der Kette und bellte unaufhaltsam. Seitdem sahen Tarantjew und Oblomow einander nicht mehr.
Achtes Kapitel
Stolz kam ein paar Jahre lang nicht nach Petersburg. Er sah sich nur einmal für kurze Zeit nach Oljgas Gut und nach Oblomowka um. Ilja Iljitsch bekam einen Brief, in dem Andrej ihm zuredete, selbst nach Oblomowka zu kommen und das geordnete Gut persönlich zu übernehmen. Er selbst fuhr mit Oljga Sjergejewna aus zwei Gründen an das südliche Krimufer: seiner Geschäfte in Odessa wegen und um die durch die Niederkunft zerrüttete Gesundheit seiner Frau zu kräftigen.
Sie ließen sich in einer stillen Gegend am Meeresufer nieder. Ihr Haus war bescheiden und nicht groß. Seine innere Einrichtung hatte ebenso seinen Stil, wie die äußere Architektur und wie alles daran den Stempel der Gedanken und des persönlichen Geschmacks der Eigentümer trug. Sie hatten eine Menge Sachen mitgebracht, und man schickte ihnen aus ihrer Heimat und aus dem Auslande viele Kisten, Koffer und Fuhren nach. Ein Liebhaber des Komforts würde beim Anblick dieser verschiedenartigen Möbelstücke, der alten Bilder, der Statuen mit abgebrochenen Händen und Füßen, der manchmal schlechten, aber durch Erinnerungen wertvollen Stiche und Kleinigkeiten die Achseln gezuckt haben. Zwar die Augen eines Kenners hätten beim Blick auf das eine oder das andere Bild, auf irgendein vor Alter vergilbtes Buch, auf altes Porzellan, Kameen und Münzen gierig aufgeleuchtet. Aber inmitten dieser Möbelstücke verschiedener Stilarten, der Bilder, der für Fremde wertlosen, für sie beide aber durch eine glückliche Stunde, durch eine unvergeßliche Minute geheiligten Kleinigkeiten, inmitten dieses Ozeans von Büchern und Noten wehte warmes Leben, etwas, das den Verstand und das ästhetische Gefühl anregte; überall waren die Spuren eines unermüdlichen Geistes oder die Schönheit menschlicher Arbeit zu sehen, die mit der Schönheit der ringsherum leuchtenden Schönheit der Natur wetteiferte. Daselbst waren auch der hohe Schreibtisch, so wie ihn Andrejs Vater gehabt hatte, und die Gemslederhandschuhe untergebracht; in der Ecke neben dem Schrank mit den Mineralien, den Muscheln, den Vogelbälgen, den Mustern verschiedener Waren und Lehmarten hing der Wachstuchmantel. In der Mitte prangte auf dem Ehrenplatz, mit Gold und Intarsien verziert, ein Erardflügel. Ein Netz von Wein, Efeu und Myrten bedeckte das Cottage von unten bis oben. Von der Galerie aus sah man das Meer und von der anderen Seite die Straße in die Stadt. Dort spähte Oljga nach Andrej aus, wenn er geschäftlich vom Hause fortfuhr; sobald sie ihn erblickte, stieg sie herab, lief durch den prachtvollen
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