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Obsession (German Edition)

Obsession (German Edition)

Titel: Obsession (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck , Wolfram Alster
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Prokuristin versucht, ihn zu beruhigen, doch es ist zwecklos. Zu sehr steht sie selbst unter Schock, denn sie ist es gewesen, die die Leiche gefunden hat. Direkt im Foyer, an die Eingangstür gelehnt, und als Carola abends die Metalltür öffnen wollte, gab es einen Widerstand, sie presste mit Gewalt und fand eine Leiche. Definitiv tot, und es hätte garantiert auch keine Erste Hilfe mehr etwas an diesem Zustand geändert. Das Blut rund um und an dem Küchenbeil, das genau zwischen den Augen des Toten tief im Schädel steckte, war bereits geronnen. Insofern ist die Tatsache, dass der Tote nur mit Jeans und Turnschuhen bekleidet war, nicht wirklich von Interesse, denn er ist schließlich nicht erfroren, sondern anderweitig getötet worden – und dies ganz bestimmt nicht zufällig. Wer fängt schon freiwillig ein Küchenbeil mit der Stirn auf?
     
    Nun ist die Polizei schon seit mehr als vier Stunden im Haus, die Spurensicherung hat inzwischen vermutlich alle Fingerabdrücke auf dem ganzen Gelände gesichert, die Leiche ist längst abtransportiert, und Carola und der Rest des Personals sind bereits vernommen worden. Der Polizeifotograf hat alles abgelichtet, und eigentlich hätte – mal abgesehen von der Tatsache, dass ein solch grausiger Fund ausgerechnet vor der Tür der Diskothek nicht gerade geschäftsfördernd ist – schon längst wieder der Alltag einkehren können. So aber muss Markus sich immer und immer wieder an dieses furchtbare Ereignis erinnern. Und da er noch Auto fahren muss, zu Nadine, denn die hat schon wieder Liebeskummer, muss die Flasche Ballantines, die im Regal steht, leider verschlossen bleiben. Und obwohl fluchen eigentlich sonst immer hilft, kann Markus sich dieses Mal nicht beruhigen. Das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass er weder Shahin noch Brix erreichen kann. In seinen Augen ist das soeben Geschehene nämlich ein Grund, die beiden tatsächlichen Eigner der MH-GmbH, also des »Addiction«, des »Little Add« und des »Add’s Bath«, zumindest zu informieren und auf Anweisungen zu hoffen. Da diese aber mangels Erreichbarkeit ausfallen, muss Markus auch hier alleine entscheiden. Carola jedenfalls steht seiner Meinung nach viel zu sehr unter Schock, um ihm eine Hilfe zu sein.
    Also muss er da allein durch und sich den Fragen dieses Kommissars stellen. Dieser Schiborowsky, Rudi Schiborowsky, scheint nicht wirklich glücklich über diesen Fall zu sein – Markus kann es ihm nicht verdenken – und das spürt Markus gerade auch deutlich, denn der Ermittler macht in Markus’ Augen absolut keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Schwule und der Tatsache, dass er anscheinend absolut keine Lust hat, hier nach seinem Feierabend zu ermitteln – oder welchem Faktor Markus auch immer Schiborowskys schlechte Laune zu verdanken hat. Es ist inzwischen halb zwölf, und noch immer sind Shahin und Brix nicht erreichbar. Seine Begeisterung kennt keine Grenzen.
     

12
     
    Als Lars und Sven um elf zum Nachtdienst kommen, ruft der Leiter des ersten Reviers, Dieter Schallgewitter, Lars zunächst zu sich. Dort eröffnet er ihm, dass es ein Problem mit ihm und seiner Art der Selbstdarstellung gebe. Sein Vorgesetzter habe zwar grundsätzlich Verständnis für sein Schwulsein, auch wenn es seine Erziehung eigentlich nicht zulasse, darüber hinwegzusehen. Das sei auch der Hauptgrund für die ständige Diensteinteilung mit dem Polizeikommissar Strauß, so Schallgewitter.
    »Ich bin mit Ihnen zufrieden, Thieme«, fährt Schallgewitter fort. »Ich möchte Ihnen eines allerdings ganz klar sagen: Wenn Sie meine Warnung in den Wind schlagen und sich auch in der Zukunft benehmen, als sei Ihre sexuelle Orientierung normal und weiterhin solches Verhalten an den Tag legen wie die letzten Jahre, dann wird Ihre Karriere bei der Polizei schneller beendet sein, als sie angefangen hat. Sie dürfen jetzt gehen und darüber nachdenken.«
    Damit ist Lars entlassen. Er verlässt wortlos das Büro seines Revierleiters, nimmt seine Ausrüstung und ein Funkgerät und geht schweigend zum Streifenwagen. Sven folgt ihm verwundert, sagt aber ebenfalls nichts. Sie fahren los, ziellos durch den ihnen zugewiesenen Bereich, bis sie eher zufällig an dem von ihnen bevorzugten Punkt in der Stiftstraße stehen. Natürlich bemerkt Sven sofort, dass mit Lars irgendetwas nicht stimmt und dass dies wohl mit dem Besuch bei seinem Chef zu tun haben muss. Vorher war Lars schließlich noch bester Laune.
    »Lass mich raten«, beginnt Sven in

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