Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
gesamten Körper erschütterte. Wenige Meter von seinem Kopf entfernt erkannte er zwei Paar strampelnde Stiefel, und als er
     seinen Blick nach oben wandte, sah er, wie der Schrotthändler versuchte, Cole im Zaum zu halten. Cole starrte hinab auf Ben,
     und obwohl der Schrotthändler sich mit aller Kraft gegen den Mann stemmte, wurde er unerbittlich zurückgeschoben.
    «Na los, haut ab hier, verdammte Scheiße!», schrie er atemlos. Ben spürte eine Hand unter seinem Arm, dann wurde er von Keith
     hochgezogen, dem Blut über Mund und Kinn lief.
    |121| «Komm, gehen wir.» Keith sprach stockend und durch die Nase. Als Ben versuchte, auf die Beine zu kommen, wurde ihm schwindelig.
     Fast hätte er sich erbrochen.
    «Wo ist mein Junge?» Cole schrie nicht, aber seine Stimme klang fordernd. Ben überlegte krampfhaft, wie sie noch einmal vernünftig
     von vorne anfangen könnten, doch Keith zog ihn weg. Quilley beobachtete die ganze Szenerie, er lächelte zwar nicht mehr, machte
     aber auch keinerlei Anstalten, einzugreifen.
    «Lass sie gehen, John!», keuchte der Schrotthändler, dessen Füße auf dem Boden nach Halt suchten, während er sich bemühte,
     Cole zurückzudrängen.
    «Geh aus dem Weg. Sofort», verlangte Cole von ihm.
    Die Worte klangen wie eine letzte Warnung. «Lass es sein, John, um Himmels willen!», sagte der Schrotthändler, aber er ließ
     seine Arme fallen. Cole stieß ihn weg. Ben war klar, dass der Mann nicht mehr bei Sinnen war, und lief zögerlich los, als
     Keith ihn drängte, schneller zu gehen. Er konnte sich nicht erinnern, was Cole mit ihm angestellt hatte, aber ihm taten alle
     Knochen weh. Während sie an dem Turm aus plattgepressten Autos vorbeistolperten, schaute er sich kurz um und sah, dass der
     ehemalige Soldat mit grimmiger Entschlossenheit hinter ihnen herhinkte. Mit seinem steifen linken Bein fiel er jedoch immer
     weiter zurück. Sie erreichten den Kran und achteten nicht auf die verdutzten Blicke des Fahrers, als sie vorbeiliefen. Das
     Bürogebäude war genau vor ihnen, auf der anderen Seite wartete der Wagen.
    «Hol die Schlüssel raus», keuchte Keith. Als Ben sie gerade aus seiner Tasche zog, hörte er einen schneidenden Pfiff.
    Er schaute sich um. Cole hatte zwei Finger in den Mund gesteckt und gab, ohne langsamer zu werden, noch ein kurzes, schrilles
     Signal von sich. Unter den Autowracks flitzte eine |122| gedrungene braune Gestalt hervor. Ohne ein Wort deutete Cole mit ausgestrecktem Arm in ihre Richtung. Der Hund raste auf sie
     zu.
    «Ach du Scheiße», sagte Ben. Nun begannen sie ernsthaft zu rennen. Der Golf war bereits in Sichtweite. Nebeneinander sprinteten
     sie darauf zu. Das Geräusch der Hundepfoten auf dem Betonboden wurde immer lauter und kam schnell näher. «Auf die Motorhaube!»
    Sie sprangen gleichzeitig auf den Wagen. Der Hund schoss über das Ziel hinaus, bremste dann mit kratzenden Klauen ab und schlug
     einen Haken. Es war ein Staffordshire Bullterrier, ein Tier mit keilförmiger Schnauze, das nur aus Muskeln zu bestehen schien.
     Ben rutschte von der Haube und stieß den Schlüssel ins Schloss. Kaum hatte er sich hineingestürzt und die Tür zugeknallt,
     kam der Hund zurückgejagt. Als das Tier sich gegen die Tür warf, gab es einen Knall, und der ganze Wagen wackelte. Ben lehnte
     sich hinüber und entriegelte die Beifahrertür. Keith war aufs Dach geklettert. Er hangelte sich hinein, während Ben an der
     Zündung herumfummelte und der Hund gegen das Fenster auf der Fahrerseite sprang. Als Ben aufschaute, sah er Cole um das Gebäude
     herumkommen und auf sie zuhinken. Während der Hund nur wenige Zentimeter von seinem Kopf knurrte und die Zähne fletschte,
     legte Ben den Rückwärtsgang ein und beschleunigte. Der Wagen jagte rückwärts durch das Tor und auf die Straße. Ben trat auf
     die Bremse, schaltete krachend in den ersten Gang und gab Vollgas. Der Schrottplatz hinter ihnen wurde kleiner.
    Er bog ein paarmal wahllos ab, bis er sich sicher war, dass Cole ihnen nicht mehr folgen konnte, hielt dann auf einem überwucherten
     Parkplatz an und drehte den Zündschlüssel herum. Der Motor verstummte. Ben hielt noch immer das |123| Lenkrad fest. Neben ihm presste Keith ein rotgesprenkeltes Taschentuch auf seine Nase. Auch sein Hemd war mit Blut befleckt.
    «Alles in Ordnung?», fragte Ben.
    «Gebrochen ist sie wohl nicht.» Seine Stimme klang noch immer näselnd und fremd. «Und du?»
    Ben schaute an sich hinab. Er schien nicht einmal zu bluten.

Weitere Kostenlose Bücher