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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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vermutete, dass es die Angst um seinen Wagen
     war, die ihn schließlich überzeugte.
    Als sie endlich auf der M1 waren, kam Ben gut voran. Den Speckgürtel der Vorstädte hatten sie schnell hinter sich gelassen,
     die Landschaft war jedoch auch danach mit Industrieanlagen verschandelt, die sich wie Krebsgeschwüre aus Stein und Metall
     im Grünen ausgebreitet hatten. Auf manchen Feldern, an denen sie vorbeikamen, stand noch der Raps in Blüte, dann waren graue
     Häuser am Wegesrand zu sehen, und sie waren in Tunford.
    Es war eine neue Stadt, jedenfalls war sie das in den fünfziger Jahren gewesen. Die stolzen neuen Fassaden der nach dem Krieg
     errichteten Wohnsiedlungen sahen mittlerweile |113| verfallen und bedrückend aus. Sie fuhren die kurze Hauptstraße entlang, die von grauen Geschäften gesäumt war, bis sie am
     anderen Ende schon wieder aus der Stadt heraus waren. Ben wendete den Wagen auf einem mit Plastikflaschen und Dosen vermüllten
     Parkplatz und fuhr zurück ins Stadtzentrum.
    «Wie war nochmal die Adresse?»
    Keith schlug den Hefter auf, den der Detektiv Ben gegeben hatte. «Primrose Lane 41.»
    Sie näherten sich wieder den Geschäften. Auf der anderen Seite standen Plattenbauten. «Glaubst du, dass hier noch irgendwo
     Rosen wachsen?», fragte Ben, der versuchte, seine Nervosität zu verbergen.
    «Wenn, dann unter dem Asphalt. Sollen wir die nächste Abzweigung nehmen?»
    Da sie nicht wussten, wo die Primrose Lane war, war es egal, wo sie abzweigten. Sie hatten keinen Stadtplan und wollten nicht
     die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, indem sie nach dem Weg fragten. Allerdings waren auch nicht viele Leute unterwegs, die
     man hätte fragen können. Schweigend fuhren die beiden aufs Geratewohl durch die leeren Straßen. In einer erleichterte sich
     ein Mischlingshund direkt auf den Gehweg.
    «Willkommen in Tunford», sagte Keith.
    Die Primrose Lane befand sich am Rande der Stadt und verlief parallel zu den angrenzenden Feldern. Sie fuhren langsam durch
     die Straße und zählten die Hausnummern ab. Keith zeigte nach vorn. «Da.»
    Das Haus stand hinter einem hüfthohen Zaun aus Maschendraht und Betonpfosten. Die Nachbargrundstücke sahen heruntergekommen
     und verwildert aus, und der Garten vor Nummer 41 war mit rostigen Metallhaufen übersät. |114| Durch die wahllos aufeinandergestapelten Autotüren, Kotflügel, Stoßstangen und Motorenteile wucherten ungemähtes Gras und
     Unkraut.
    «Offenbar ein Mann, der sich gerne Arbeit mit nach Hause nimmt.»
    Ben reagierte nicht auf den Scherz. Als er langsam vorbeifuhr, bemerkte er die abgeblätterte Farbe an Türen und Fensterrahmen.
     In einem Fenster im Erdgeschoss erschien eine Frau. Er konnte gerade noch das blondierte Haar und die gezupften Augenbrauen
     erkennen, dann hatten sie das Haus hinter sich gelassen.
    Keith schaute sich um. «War das seine Frau?»
    «Nehme ich an.»
    Schweigend fuhren sie zurück auf die Hauptstraße. «Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie es aussieht», sagte Keith nach
     einer Weile. «Auch wenn sie es nicht auf die Titelseite von
Haus und Garten
schaffen, können sie trotzdem nette Leute sein.»
    «Ja.»
    «Nach dem Äußeren darf man nicht gehen.»
    «Schon gut, Keith.»
    Sie verließen die Stadt auf dem Weg, den sie gefahren waren, ehe Ben gewendet hatte. Nach dem Bericht des Detektivs lag der
     Schrottplatz, auf dem Cole arbeitete, ungefähr drei Meilen entfernt am Rande der nächsten Stadt. Für eine Weile fuhren sie
     durch eine ländliche Gegend, doch auch hier waren die Hecken am Wegesrand mit Müll übersät. Sie kamen an einem ungepflegten
     Bauernhof vorbei, dann an einer Autowerkstatt. Auf dem nächsten Grundstück befand sich der Schrottplatz.
    Ben hielt kurz davor am Straßenrand an. Der Platz war von einer hohen Steinmauer umgeben, die oben mit Stacheldraht |115| und Glasscherben bedeckt war. Dahinter waren reihenweise übereinandergestapelte Autowracks zu sehen. Auf einem zerbeulten
     Schild über der Einfahrt stand «Robertshaws Recyclinghof». Das mit Eisenspitzen versehene Flügeltor darunter war geöffnet.
    Keith schaute ihn an. «Willst du das wirklich machen?»
    Eigentlich nicht.
Ben schwieg. Im Inneren des Hofes konnte er eine Art Kran sehen, der sich durch den Schrott bewegte. «Was wollen wir angeblich
     suchen?»
    «Ersatzteile für einen MG.   Aber überlass das Fragen mir. Du hältst nur die Augen offen.»
    Quilleys Bericht hatte eine oberflächliche Beschreibung enthalten, aber

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