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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Sache, |118| Ben fühlte sich jedoch immer weniger gewappnet, ihm direkt gegenüberzustehen.
    Der Schrotthändler führte sie vorbei an einem Turm plattgepresster Autos, die nur noch dünne, farbige Streifen waren, Schichten
     aus Rot und Blau, Gelb und Weiß. Dahinter befand sich die massive, eckige Presse.
    «Johnny!», brüllte der Schrotthändler. «Du hast Kundschaft!»
    Am Ende der Maschine rührte sich etwas. Als der Mann hervortrat, wusste Ben sofort, dass er Jacobs Vater vor sich hatte. Es
     konnte keinen Zweifel geben. John Cole hatte seine Züge beinahe eins zu eins an seinen Sohn vererbt, sodass sie selbst in
     der frühen Entwicklungsstufe des Kindes nicht zu verkennen waren. Die beiden hatten den gleichen Teint, die gleichen Wangenknochen,
     die gleiche gerade Nase, das gleiche kantige Kinn, den gleichen Mund. Wie Jacob hatte der Mann tiefliegende Augen, und als
     sie Ben anschauten, hatte er für einen Augenblick das Gefühl, es müsste sich um einen Doppelgänger handeln. Dann wandte sich
     Cole desinteressiert ab.
    Der Schrotthändler deutete mit dem Daumen auf Keith. «Er hier sucht Teile für einen MG, John. Haben wir welche da?»
    «Nein.» Er sagte es ohne Zögern oder Zweifel.
    Der ältere Mann kratzte sich am offenen Hals seines verschmutzten Hemdes. «Sicher? Ich dachte, wir hätten vielleicht   ...»
    «Das war ein Midget, und der ist weg.» Die Stimme klang fest und weder tief noch hoch. Cole kümmerte sich nicht länger um
     Ben oder Keith, für ihn schienen sie nicht mehr zu existieren. Er war nicht besonders groß, vielleicht zehn Zentimeter kleiner
     als der eins achtzig große Ben, wirkte aber |119| wie jemand, der im Ernstfall vor Gewalt nicht zurückschrecken würde. Die Muskeln seiner nackten Arme waren deutlich definiert,
     und in dem ölverschmierten T-Shirt und der Jeans sah er äußerst kräftig und durchtrainiert aus.
    Das Bedauern des Schrotthändlers war augenfällig, aber er stellte die Information nicht in Frage. «Tut mir leid, meine Herren.
     Wenn Johnny sagt, wir haben nichts da, dann haben wir auch nichts. Ich hätte Ihnen gerne geholfen.»
    Ben konnte nicht aufhören, Cole anzustarren, der bewegungslos neben seinem Chef stand. Offenbar spürte er den prüfenden Blick,
     denn plötzlich schaute er Ben direkt und ungerührt in die Augen.
Gott, er glotzt mich sogar an wie
Jacob.
    Ben zwang sich, wegzuschauen, während Keith bedauernd und ziemlich überzeugend mit den Achseln zuckte. «Schon in Ordnung.
     Trotzdem vielen Dank.»
    Sie drehten sich um und gingen davon. Ben wollte den Schrottplatz jetzt so schnell wie möglich verlassen, um nachdenken zu
     können. Er fragte sich, ob Keith etwas dagegen haben würde, wenn er im Wagen rauchte. Dann hörte er eine andere Stimme hinter
     sich.
    «Schön, Sie hier zu sehen, Mr.   Murray.»
    Als er sich umdrehte, erstarrte er vor Schreck. Hinter der schweren Presse war Quilley hervorgekommen.
    Das Lächeln des Detektivs war noch sarkastischer als sonst. «Wenn man vom Teufel spricht. Wir haben gerade über Sie gesprochen,
     nicht wahr, Mr.   Cole? Ach, entschuldigen Sie, Sie wurden noch gar nicht vorgestellt, oder?», sagte er als Reaktion auf Coles verwirrten Blick.
     «Mr.   Cole, das ist Ben Murray. Der Fotograf, von dem ich Ihnen erzählt habe. Der Mann, der offenbar Ihren Sohn hat.»
    O Gott, nein.
    |120| «Moment mal», begann Keith. Cole achtete nicht auf ihn. Der Jacob-Blick war auf Ben gerichtet.
    «Stimmt das?» Sein Gesicht war noch immer ausdruckslos, aber nun hatte sein Blick eine schreckliche Intensität. «Sie haben
     meinen Jungen?»
    «Es ist nicht so, wie es aussieht   ...», stammelte Ben.
    «Okay, das reicht. Wir gehen jetzt», sagte Keith und packte Ben am Arm.
    Doch Cole kam bereits auf sie zu. Ein Bein war steif, und Ben erinnerte sich daran, dass Quilley gesagt hatte, er wäre in
     Nordirland verwundet worden.
    Keith trat einen Schritt vor. «Okay, wir sollten uns alle etwas beruhigen   ...»
    Cole schaute Keith kaum an, als er ihm eine Faust ins Gesicht rammte. Ein dumpfes Krachen war zu hören, dann prallte Keith
     von der ausgestreckten Hand ab und taumelte zurück. Als Ben ihm helfen wollte, lag er plötzlich auf dem unebenen Betonboden.
     Er hatte keine Ahnung, wie er dorthin gelangt war. Neben ihm regte sich etwas, und er drehte den Kopf, um zu sehen, was dort
     passierte. Die Bewegung verursachte ein Stechen, das nur ein Vorgeschmack auf den wesentlich heftigeren Schmerz war, der seinen
    

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